„Religion ist negativ ins Gerede gekommen“

Saarbrücken · Der Jahresempfang der Evangelischen Kirchen stand im Zeichen des Reformationsjubiläums, das 2017 gefeiert wird. Die Oberhäupter der Landeskirchen warnten zu diesem Anlass davor, Religion aus dem öffentlichen Raum zu verbannen.

Im Jahr 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg und revolutionierte damit Glaube und Kirche. Knapp 500 Jahre später hat das evangelische Christentum, genau wie andere Konfessionen, keinen leichten Stand, wie Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, gestern beim Jahresempfang in der Saarbrücker Johanneskirche konstatierte: "Die Religion ist negativ ins Gerede gekommen." Wenn Religion zur Begründung von Gewalt und Terror benutzt werde, wie das der "Islamische Staat" tue, dann werde sie als Bedrohung wahrgenommen, und viele Menschen flüchteten sich in "religiöse Abstinenz". Auch die Entscheidung des Saarbrücker Amtsgerichts, alle Kreuze entfernen zu lassen, sieht Rekowski als Beispiel, dass der Glaube verdrängt wird: Sollte dies der Versuch sein, Religion aus dem öffentlichen Bereich zu verbannen, "wäre dies eine heikle Entwicklung für unsere Gesellschaft".

Mit Blick auf das Reformationsjubiläum, das 2017 auch im Saarland gefeiert wird, erinnerte Christian Schad, Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, an die Errungenschaften der Reformation, die nicht nur die Kirche geprägt hätten, sondern das gesamte öffentliche Leben, etwa durch die Entwicklung des Rechts auf Glaubensfreiheit bis hin zum heutigen Demokratieverständnis.

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) wies darauf hin, dass das Jubiläum in eine "sehr unruhige Zeit" falle. Die Flüchtlingskrise rücke das Religiöse wieder ins Zentrum der öffentlichen Diskussion. Viele Flüchtlinge hätten die Religion sehr viel stärker in ihr Leben integriert als die Menschen hierzulande, sodass sich die Frage stelle, wie die Gesellschaft damit umgeht - eine Frage, um die es auch im Reformationsjahr gehen sollte.

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