Reinigungsbranche in der Kritik

Saarbrücken · Der Zoll soll einen strengeren Blick darauf werfen, ob im Regionalverband Saarbrücken wirklich „sauber geputzt“ wird – das heißt: ob die Putzkräfte ordentlich bezahlt werden. Das fordert die Gewerkschaft IG Bau Saar-Trier.

 Gebäudereiniger im Einsatz. SZ-Archivfoto: Petra Berger

Gebäudereiniger im Einsatz. SZ-Archivfoto: Petra Berger

"In der Gebäudereinigung haben wir es oft mit Lohn-Dumping und extremer Ausbeutung bei den Arbeitszeiten" und "unbezahlter Mehrarbeit" zu tun, sagt Heiner Weber, Bezirkschef der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG Bau Saar-Trier. Demgegenüber habe es im vergangenen Jahr im gesamten Bezirk des Hauptzollamtes Saarbrücken lediglich 28 Kontrollen bei Gebäudereiniger-Firmen gegeben. Insgesamt habe die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls in der Region allerdings 1498 Kontrollen durchgeführt. Bei den Zahlen beruft sich die Gewerkschaft auf eine Anfrage des SPD-Bundestagsabgeordneten Manfred Zöllmer an das Bundesfinanzministerium. Die IG Bau fordert nun, der Zoll solle einen strengeren Blick darauf werfen, ob im Regionalverband Saarbrücken "sauber geputzt" wird.

Die Kontrollquote in der Reinigungsbranche bereite der Gewerkschaft Bauchschmerzen. Wenn sich der Zoll nur mit 1,9 Prozent seiner Kontrollen um die Reinigungsbranche kümmern könne, dann hätten es die schwarzen Schafe bei den Arbeitgebern besonders leicht, unterzutauchen. Weber hat es insbesondere auf die Kontrollen des speziellen Mindestlohns für das Gebäudereiniger-Handwerk abgesehen: "Keine Reinigungskraft, die Büros sauber macht, darf unter 9,55 Euro pro Stunde verdienen. Und kein Fensterputzer darf mit einem Stundenlohn von unter 12,65 Euro nach Hause gehen", so Weber weiter.

Die Gewerkschaft fordert mehr Kontrolleure für den Zoll: "Je größer die Gefahr für Arbeitgeber ist, entdeckt zu werden, desto weniger werden sie beim Lohn tricksen", so Weber. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mache einen wichtigen Job. Dafür brauche sie aber auch ausreichend Personal - zumal in diesem Jahr noch die Kontrollen des gesetzlichen Mindestlohnes hinzugekommen seien.

Durch Zoll-Kontrollen werde der "Wildwuchs" offensichtlich: Bei vielen der Reinigungsfirmen, die im vergangenen Jahr vom Zoll Saarbrücken kontrolliert wurden, habe die FKS Sozialmissbrauch aufgedeckt. Die Beamten registrierten rund 79 000 Euro nicht gezahlter Sozialabgaben. "Das ist Geld, das den Renten-, Kranken- und Pflegekassen fehlt. Ebenso der Arbeitslosenversicherung", macht Weber deutlich.

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