Reicht ein Zoo fürs Saarland?

Saarbrücken/Neunkirchen · Die Saarländer geben den beiden Zoos im Lande überwiegend gute Noten. Dies belegt eine SZ-Umfrage, die allerdings nicht den Anspruch erhebt, repräsentativ zu sein. Unter dem Strich rangiert der Zoo Neunkirchen im Nutzer-Urteil vor dem der Landeshauptstadt. Mehr als 60 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass ein attraktiver Tiergarten genügen würde.

 Giraffen zählen – neben Affen, Elefanten und Erdmännchen – zu den Lieblingen der Besucher in den saarländischen Zoos. Auch Ina und Lucas Sefeloge, hier bei einer Fütterung in Neunkirchen, sind von den langhalsigen Exoten, die sonst in afrikanischen Savannen leben, begeistert. Foto: Seeber

Giraffen zählen – neben Affen, Elefanten und Erdmännchen – zu den Lieblingen der Besucher in den saarländischen Zoos. Auch Ina und Lucas Sefeloge, hier bei einer Fütterung in Neunkirchen, sind von den langhalsigen Exoten, die sonst in afrikanischen Savannen leben, begeistert. Foto: Seeber

Foto: Seeber

. Repräsentativ ist die SZ-Umfrage nicht, aber sie zeigt deutliche Trends. Und sie ist fair, frei von gezielter "Meinungsmache", da sich keiner mehr für eine aktuelle Fragerunde beim SZ-Umfrage-Center anmelden kann, wenn das Thema bereits bekannt ist. Stichwort Thema: Diesmal ging es um die beiden großen Tierparks im Saarland.

Mit insgesamt 15 Fragen lotete die SZ die Erfahrungen und Bewertungen der 773 Umfrage-Teilnehmer aus. Gefragt wurde nach Ausstattungsstandards der Zoos in Saarbrücken und Neunkirchen, nach dem Zustand der Gehege und Freianlagen, nach der Attraktivität der präsentierten Arten und nach vielem mehr.

Sehr interessant oder ganz gut finden 63 Prozent der Teilnehmer die gezeigten Tiere in Saarbrücken. Neunkirchen toppt dieses schon positive Ergebnis sogar noch mit 70 Prozent. Die SZ wollte auch ganz konkret wissen, welche Zoo-Bewohner die Besucher am liebsten mögen. Das Resultat ist eindeutig. Die Affen rangieren ganz vorn, gefolgt von den Elefanten. Und dann kommen schon die putzigen Erdmännchen. Auch Seehunde und Giraffen haben viele Fans. Löwen und andere Raubkatzen stehen in der Publikumsgunst weiter hinten.

Die Gehege und Freianlagen sowie die gärtnerische Gestaltung in Saarbrücken halten 45 Prozent für hervorragend oder gut. Neunkirchen liegt auch hier mit 56 Prozent in den beiden höchsten Bewertungsstufen vorn. Dieselbe Reihenfolge ergibt sich beim Blick auf die Kinderfreundlichkeit (Saarbrücken 45 Prozent hervorragend oder gut, Neunkirchen 56 Prozent). Auch nach der Barrierefreiheit hat die SZ gefragt, was für Eltern mit Nachwuchs im Kinderwagen-Alter oder für Gehbehinderte eine besondere Rolle spielt. Ein "Gut" oder "Hervorragend" gaben Saarbrücken unter diesem Aspekt 26 Prozent, Neunkirchen kam auf 32 Prozent.

Schließlich wollten wir es genau wissen: "Wenn Sie beide Zoos kennen: Welcher gefällt Ihnen besser?" Der Neunkircher Zoo setzt sich bei dieser Frage überraschend deutlich ab, erhält doppelt so viele Nennungen wie der Zoo Saarbrücken (siehe nebenstehende Info-Grafik). Auch nach den Gründen haben wir gefragt, aber die Antworten darauf sind so vielfältig, dass sich kein durchschlagendes Hauptargument herauskristallisiert. Hans Hell aus Püttlingen beispielsweise hält den Neunkircher Zoo für familiärer, Werner Voigt, selbst Saarbrücker, findet ihn insgesamt großzügiger gestaltet, Hartmut Paul aus Quierschied bemerkt, dass die Wege in Neunkirchen nicht so steil sind.

Die beiden saarländischen Zoos sind nur 17 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Da liegt es auf der Hand, auch mal anzusprechen, ob sich dieses Land überhaupt zwei solche Einrichtungen leisten muss. Ein attraktiver Zoo würde genügen, finden mehr als 60 Prozent der Befragten. 21 Prozent sind bei dieser Frage unschlüssig. Aber nur 18 Prozent halten den Status quo mit zwei Zoos für unverzichtbar.

Auch eine Grundsatzdiskussion hat die SZ angetippt: "Sind Zoos noch zeitgemäß?" Nein, findet beispielsweise Heike Rodewald aus Nonnweiler: "Tiere sollten in freier Wildbahn leben, nicht hinter Gittern. Mauern oder an Ketten." Diese oder ähnliche Positionen teilt mit 17 Prozent der Befragten allerdings nur eine Minderheit. 83 Prozent gewichten die Argumente anders und gewinnen den Tiergärten vor allem gute Seiten ab. Patric Haupt aus Marpingen meint: "Zoos bringen den Menschen die Welt und die Vielzahl der Geschöpfe näher, zeigen wie filigran und vernetzt unsere Biosphäre ist." "Wo sollen Kinder sonst noch echte Tiere sehen?", wirft Frank-Thomas Marx aus Saarbrücken ein. Auch "die Züchtung und der Erhalt von fast ausgestorben Tierarten" wird eine zunehmend wichtige Aufgabe der Zoos, stellt Detlef Hares aus Mettlach fest.

saarbruecker-zeitung.de/ umfragecenter

Zum Thema:

Stichwort SZ-Umfrage-Center: Es gibt viele Themen, die die Saarländer bewegen und die intensiv diskutiert werden. Damit die Meinung der Leser in Zukunft noch größere Beachtung findet, hat die Saarbrücker Zeitung ihr Umfrage-Center neu gestaltet. Wer da mitmachen will, muss sich einmalig registrieren. Und wer schon an Befragungen unter sz-umfrage.de teilgenommen hat, kann seine Login-Daten weiter nutzen. Umfrage-Teilnehmer werden mit Punkten belohnt. Ab 20 Punkten können diese in Amazon.de-Einkaufsgutscheine umgewandelt und dann beim nächsten Einkauf im virtuellen Kaufhaus eingesetzt werden. klö sz-umfrage.de

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HintergrundDer Zoo Neunkirchen hatte in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 230 000 Besucher. Die laufenden Einnahmen pro Jahr beliefen sich auf 1,7 Millionen Euro, die Ausgaben auf 2,5 Millionen Euro. Im Durchschnitt betrug der vom Steuerzahler gedeckte Jahresverlust 880 000 Euro. Aktuell beschäftigt der Zoo Neunkirchen rund drei Dutzend Mitarbeiter, etliche davon mit reduzierter Stundenzahl. Umgerechnet entspricht das 24 Vollzeitstellen.Der Zoo Saarbrücken zählte nach Auskunft der städtischen Pressestelle im vergangenen Jahr knapp 209 000 Besucher. Der jährliche Zuschussbedarf wird auf 2,2 Millionen Euro beziffert. Der Zoo Saarbrücken weist 35,6 ganze Stellen aus. Tatsächlich stehen aber mehr Mitarbeiter auf der Gehaltsliste, da etliche von ihnen in Teilzeit arbeiten. mk

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