„Radweg endet plötzlich im Nichts“

Saarbrücken · Ein Ziel des Verkehrsentwicklungsplans 2030 soll der Ausbau der Radwege sein. Die Verwaltung legt zurzeit regelmäßig Radstreifen an, wenn sie Straßenbeläge saniert. Das reicht nicht, kritisiert die CDU.

 Ein Beispiel für Radwege, die plötzlich enden, gibt es am Schillerplatz. Foto: Becker&Bredel

Ein Beispiel für Radwege, die plötzlich enden, gibt es am Schillerplatz. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Gerade einmal vier Prozent aller Wege haben die Saarbrücker 2010 mit dem Fahrrad zurückgelegt, beim Auto waren es 56 Prozent. Diese Zahlen nannte der Gutachter Jens Rümenapp in der vergangenen Sitzung des Bauausschusses. Dort stand der Verkehrsentwicklungsplan 2030 auf der Tagesordnung. Nachdem die Analyse der Verkehrsströme abgeschlossen ist, geht es nun darum, die Ziele festzulegen.

Rümenapp nannte als ein mögliches Ziel den Ausbau des Radverkehrs auf zehn bis zwölf Prozent im Jahr 2030. Herrmann Hoffmann (CDU ) nutzte die Gelegenheit, um das aktuelle Vorgehen der Verwaltung beim Ausbau der Radwege zu kritisieren. Als Beispiel nannte er einen neuen Radweg im Schlesienring auf dem Eschberg. "Der endet im Nichts, und niemand sagt, wie es weitergeht", klagte Hoffmann. Es müsse doch zum Beispiel möglich sein, trotz der angespannten Haushaltslage den Radweg zumindest bis zur Kaiserslauterer Straße auf der einen und zum Saarbasar auf der anderen Seite fortzuführen, sagte Hoffmann nach der Sitzung: "Alles andere macht keinen Sinn."

Christof Kreis, Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt, erläuterte, wenn die Verwaltung eine Straße saniere, werde gleichzeitig ein Radweg oder -streifen angelegt. Das verursache keine Mehrkosten. Kreis: "So wächst nach und nach ein Radwegenetz zusammen. Ich weiß aber, dass das unbefriedigend ist." In einer Stellungnahme nach der Sitzung erklärt das Baudezernat: "Diese Radstreifen enden niemals im Nichts." Die Radfahrer würden stets verkehrssicher auf die noch nicht markierten Straßenabschnitte geleitet. "Dort fahren die Radler dann mit dem Kfz-Verkehr mit." Das Baudezernat kündigt gleichzeitig an, dass auf dem Eschberg in den kommenden Jahren nach und nach fast alle Hauptverkehrsstraßen saniert würden. Außer auf Straßen, die saniert werden, würden auch auf anderen Straßenabschnitten zusätzlich Radwege angelegt.

Beim Verkehrsentwicklungsplan geht es natürlich nicht nur um den Radverkehr . Als weitere mögliche Ziele nannte Rümenapp, nur noch 41 bis 46 Prozent der Wege sollten mit dem Auto zurückgelegt werden und der Anteil des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) von 17 auf 20 Prozent steigen. Das sei schon alleine deshalb wichtig, weil so viele Menschen nach Saarbrücken hinein und wieder hinauspendeln. "Wir haben täglich 190 000 Fahrten von Pendlern nach Saarbrücken , und 41 000 Fahrten von Auspendlern", sagte der Gutachter. 81 Prozent der "Einpendler" und 96 Prozent, die aus Saarbrücken hinausfahren, nutzen das Auto . Würde der Autoverkehr wie geplant gesenkt werden, wären das bis zu 73 000 Autofahrten weniger pro Tag.

2016 soll der Verkehrsentwicklungsplan beschlossen werden, sagte Kreis. In einer ersten Phase konnten die Bürger in mehreren Veranstaltungen mitdiskutieren. Es gab Rundgänge und Radtouren, zwei weitere Rundgänge sind im Herbst geplant, berichtete Kreis. Die Bürger konnten auch im Internet Kommentare zur Verkehrssituation abgeben. Rümenapp berichtete, die Menschen hätten sich darüber beschwert, der ÖPNV sei zu teuer, Busse oft unpünktlich. Beim Autoverkehr ging es um Lärm, Ampelschaltungen oder die Lenkung von Lkws durch die Stadt.

Kreis erklärte, am 29. September werde es eine Diskussion zur Zukunft des ÖPNV in Saarbrücken geben. Außerdem werde die Verwaltung den Verkehrsentwicklungsplan auch mit der Landesregierung sowie den Umlandgemeinden im Regionalverband und in Lothringen diskutieren.

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