Qual, Erlösung und die Faszination des Diesseits

Saarbrücken · Es ist ein kleine, aber außerordentlich anregende Ausstellung: Unter dem Titel "Tod und Auferstehung" hat die Saarbrücker Galeristin Dr. Ingeborg Besch vier Positionen hiesiger Künstler versammelt.

 "Auferstanden", eine Arbeit des 2001 verstorbenen Künstlers Horst Hübsch. Foto: Galerie Besch

"Auferstanden", eine Arbeit des 2001 verstorbenen Künstlers Horst Hübsch. Foto: Galerie Besch

Saarbrücken. Wer sucht, der findet - Parallelen zwischen Bodo Korsig, Horst Hübsch, Volker Sieben und Franziskus Wendels. Zum Beispiel die Verbindungslinie ihres Alters: Drei sind um die 50 Jahre alt, Hübsch starb 2001 im Alter von 49. Ihn bezeichnet Sieben zudem als seinen "Lehrer" - wieder eine Kontaktstelle. Und nimmt man dann noch ein Thema, um das sich kein ernst zu nehmender Künstler drücken kann - Transformation von Materie in eine andere, höhere Sphäre -, dann darf man das so machen wie Ingeborg Besch. Unter dem christlich anmutenden Titel "Tod und Auferstehung" auf engem Raum formal sehr konträre Werke zusammenbringen - und sie auch noch mit afrikanischen Ahnen-Skulpturen aus der Sammlung Reinhard Klimmt konfrontieren. Letztere, die uns vermeintlich fremdeste Kunst, spricht in der Galerie Besch die verständlichste Sprache: Sie "verkörpern" als Grabfiguren die Verstorbenen und "verewigen" sie auf diese Weise.Auch bei Horst Hübsch, dessen Großformate in der Johanneskirche hängen, findet sich unmittelbar ein Interpretations-Schlüssel. Er war der Düstere, der Künstler mit den schwarzen Balken, den Kreuzen. Zehn Jahre lang hat Hübsch sich an der Ikonographie des christlichen Symbols abgearbeitet, das ihn konkret und im übertragbaren Sinn als "Schnittpunkt" interessierte. Zwischen Tod und Leben? Irgendwann wuchsen aus dem Kreuzungs-Punkt Rundformen - Köpfe. Warum in den letzten Monaten von Hübschs Leben daraus verschwommene Gesichter mit Mitra-Mützen wurden - wer weiß? Man ahnt die Auseinandersetzung mit der Kirche, mit Qual und Erlösung. Jedenfalls dürften bei Besch nicht wenige erstmals diese Hübsch-Werkgruppe der "Kardinale" kennen lernen, die in einem kostbaren Schwarz-Gold badet. Dagegen wirken Bodo Korsigs Ganglien-Muster nüchtern bis banal. Er hat sich mit Gehirnforschung beschäftigt. Zellen-Netzwerke eröffnen ihm unbegrenzte Zeichen-Verkettungen - ein Symbol für Unendlichkeit. Das ist unter anderem auch das Licht. Man kennt es aus Nah-Tod-Erfahrungsberichten. In Franziskus Wendels packenden Werken scheinen wir es ebenfalls anzutreffen. Aus unkonturierten Fenstern fällt ein magisches Schimmern und Glimmen ins verwaschene Blau oder Grau des Bild-Hintergrunds. Tröstlich empfindet man diese Helligkeit nicht.

Da bleibt man lieber im Hier und Jetzt, bei Volker Sieben. "Sanct Vita" hat er seine Werkgruppe überschrieben, in der unter anderem ein kniender Mann mit Lamm-Kopf auftaucht. Siebens gestische Energie, seine Schichtungen und Sprengungen von Farben erzählen nur von einem: der pulsierenden Dynamik und Faszination des Diesseits. Nirgendwo gibt es hier eine Genzüberschreitung ins Religiöse oder Spirituelle - in diesem Rahmen eine provokante Position. Es verblüfft, in welch einen intensiven Dialog man mit den Werken gerät. Obwohl die Präsentation sehr überschaubar ist und ein wenig improvisiert wirkt. Die Galeristin mag Leer-Stellen - Ankerpunkte zum Fragen. Das Gespräch mit ihr lohnt.

Tod und Auferstehung bis 3. Mai in der Galerie Besch, Bismarckstraße 6, Mi-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr. Horst Hübsch zusätzlich bis 22. April in der Johanneskirche, Cecilienstraße 2 (geöffnet ab 15 Uhr). Infos unter Tel.: (01 72) 726 98 66.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort