Püttlingen mal von oben sehen

Püttlingen · 100 Jahre hat das Püttlinger Rathaus auf dem Buckel. Anlass für die Stadtverwaltung, Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen zu lassen. Und 150 Besucher erklommen auch den Rathausturm.

Das Uhrtürmchen ist der Höhepunkt. 150 Besucher wollen rauf. Horst Scherz will sich "die Gelegenheit, Püttlingen von oben zu sehen, nicht entgehen lassen". Der Malerin Annemarie Barthel geht es um "Inspiration", und Familie Weber, die gleich um die Ecke wohnt spekuliert auf "Rundblick und neue Perspektiven". Auch für Hausmeister Elmar Besch ist die Turmbesteigung zum 100. Rathausgeburtstag eine absolute Ausnahme. Früher ging's zum Weihnachtsmarkt mit den Turmbläsern der Stadtkapelle die Stufen hoch. Seitdem es das Glockenspiel gibt, hat sich das für den Hausmeister erledigt.

Das Türmchen kam, wie man auf alten Fotografien im Flur sehen kann, erst später hinzu. Bei der Einweihung im Mai 1904 war das Gebäude turmlos. Es müsse in den 50er Jahren gebaut worden sein, meint Kulturamtschef Klaus Pöss und zeigt auf ein altes Foto, auf dem das Rathaus von hinten zu sehen ist und aus dieser Perspektive schöner aussieht als heute.

Mit dem Anbau im praktischen Sechziger-Jahre-Stil kam dieser Anblick abhanden. Aus alten Plänen ist zu ersehen, dass dem Architekten Ludwig Nobis eher eine Erweiterung zum dreiflügeligen Bauwerk vorschwebte. Bernd Bläs, Leiter des Hauptamts und diesmal als Besucherführer im Einsatz, zeigt, wo früher die schwungvolle Treppe im barocken Stil verlief. Glasbausteine markieren die Grenze zwischen Alt- und Neubau. Auf halber Höhe ist ein Terracotta-Relief angebracht. Ein Geschenk der Muttergemeinde Völklingen an ihre Tochter, erläutert Bläs.

Bis 1868 gehörte Püttlingen zu Völklingen. 100 Jahre später, 1968, wurde der Ort zur Stadt. Der Brunnen vor dem Rathaus und die silberne Amtskette sind ebenfalls Geschenke zur Stadtwerdung. Die Amtskette, mit Edelsteinen besetzt und mit gravierten Symbolen zur Stadtgeschichte, ist im Besprechungszimmer ausgestellt.

Auch das goldene Buch kann man in Augenschein nehmen. Angelegt wurde es beim Heimatbesuch von Kardinal Maurer. Bundespräsident Horst Köhler hat sich ebenso darin verewigt wie Schauspieler Devid Striesow und Politiker Oskar Lafontaine. Bei diesem Tag der offenen Rathaustür entdeckt man manches, was man sonst übersieht. Die Vitrine mit den kostbaren und beeindruckenden Pontifikalien von Kardinal Mauer - Stab, Mitra und der imposante Bischofsring, der auf dem Ring des bolivanischen Präsidenten basiert -, sind normalerweise gut verborgen. Die Truhen aus dem Nachlass von Pfarrer Rug, die im Flur stehen, sind vertrauter Anblick. Auch das alte Stadtwappen, ein Mosaik von V & B aus dem Jahr 1948, ist vielen Leuten bekannt. Das kleine Trauzimmer, weiß möbiliert und mit Gemälden von Brigitte Morsch, kennen längst nicht alle. Nur 16 Gäste passen hinein.

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