Protest-Vorlesung auf Marktplatz

Am zweiten Tag des Bildungsstreiks haben gestern Studenten mit öffentlichen Vorlesungen auf dem St. Johanner Markt Saarbrücken für bessere Bildung demonstriert. Heute geht der Protest weiter.

 Bei der öffentlichen Vorlesung auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken ging es beschaulich zu. Der Bildungsstreik soll heute seinen Höhepunkt erreichen. Foto: Steve Welter

Bei der öffentlichen Vorlesung auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken ging es beschaulich zu. Der Bildungsstreik soll heute seinen Höhepunkt erreichen. Foto: Steve Welter

Saarbrücken. Dass die Freibadsaison eröffnet ist, wollten die 40 Studenten der Hochschule für Bildende Künste (HBK) mit ihren aufblasbaren Schwimmreifen auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken nicht demonstrieren. Wohl aber, dass es schlecht um das Bildungssystem bestellt ist.Am zweiten Tag der Aktionswoche zum Bildungsstreik versammelten sich zeitweilig rund 70 Studenten und interessierte Passanten am Nachmittag vor dem Brunnen am St. Johanner Markt zu öffentlichen Vorlesungen. Darunter war auch der 26-jährige Michael Sattler, der an der Saar-Uni historisch orientierte Kulturwissenschaft studiert. "Ich könnte schneller und effektiver studieren, wenn diese Belastung nicht wäre", erklärte er.

Im Saarland hatten bereits am Montag das Bündnis gegen Studiengebühren (BGS) mit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Studentenvertreter mehrerer Asten zu einem Bildungsstreik aufgerufen. Das studentische Aktionsbündnis fordert unter anderem, dass Studiengebühren im Saarland abgeschafft werden und das Bachelor-Master-System reformiert werden soll.

"Wir begreifen uns als Bündnis, das gegen Missstände in der Bildungspolitik Stellung bezieht", sagt Julian Bernstein vom BGS der Saarbrücker Zeitung. Neben organisatorischer Unterstützung durch den Asta an der Trierer Uni sei das BGS von zwei Landtagsfraktionen finanziell und logistisch unterstützt worden. Ein kleiner Teil des Bildungsstreiks sei durch einen gemeinsamen Fond von SPD und Grüne finanziert worden, erklärt Felicitas Becher vom BGS. Trotzdem sieht sich das Bündnis als parteiunabhängig: "Wir haben das Geld nur unter der Prämisse genommen, dass wir keine Wahlwerbung machen", betont Becher. Aber sie bekennen auch eindeutig Farbe: "Bündniswähler würden nicht CDU und FDP wählen - das ist unser kleinste gemeinsame Nenner", sagt Becher. Zum "harten Kern" des Aktionsbündnisses gehören 20 aktive Studenten sowie 100 weitere im Mail-Verteiler. Die Landesregierung hält unterdessen weiter an den Studiengebühren fest. Das teilte das Wissenschaftsministerium auf SZ-Anfrage mit. Nach Angaben des Ministeriums sind Studiengebühren im Sinne einer Gleichbehandlung von praktischer Ausbildung und Uni-Ausbildung "sozial gerecht".

Der Bildungsstreik wird heute um 16 Uhr am St. Johanner Markt mit einer Demonstration fortgesetzt. Das BGS rechnet mit rund 400 Teilnehmern. Möglicherweise mahnen dann auch wieder 40 Schwimmreifen, dass die Bildung im Saarland baden gehen könnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort