Protest gegen Bordell-Eröffnung

Saarbrücken · Begleitet von Protesten hat der Betreiber des Großbordells in Saarbrücken-Burbach gestern mit geladenen Gästen die Eröffnung seines Etablissements gefeiert. Ab heute sollen dort 50 Prostituierte arbeiten.

 Die Polizei nahm drei Demonstrantinnen vorübergehend in Gewahrsam.Foto: Thomas wieck

Die Polizei nahm drei Demonstrantinnen vorübergehend in Gewahrsam.Foto: Thomas wieck

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Gegen die Eröffnung eines Großbordells in Saarbrücken-Burbach haben gestern Abend rund 50 Aktivisten demonstriert. Auf Plakaten forderten sie unter anderem "Frauen sind keine Ware". Gegen 19.35 Uhr kam es dabei zu einem Zwischenfall: Drei unbekleidete Frauen sprangen aus einem Geländewagen, rannten auf das Gelände und bewarfen dort mehrere Personen mit Äpfeln. Die Äpfel wurden teilweise von dem Gelände zurück auf die Demonstranten geworfen. Die Polizei nahm die drei Frauen vorübergehend in Gewahrsam, da sie gegen das Versammlungsrecht verstoßen hätten. Die rund 50 Demonstranten eines Aktionsbündnisses aus Saarbrücken , die vor dem Gelände lautstark ihren Protest skandierten, wiesen gegenüber der SZ ausdrücklich darauf hin, dass sich ihre Demonstration nicht gegen die Prostituierten richte. Über die Aktion der drei Frauen waren sie nach eigenen Angaben im Vorfeld nicht informiert worden. Der Stuttgarter Investor des Etablissements, Jürgen Rudloff, reagierte mit Unverständnis: "So etwas habe ich noch nie erlebt."

In dem Etablissement sollen ab heute rund 50 Prostituierte arbeiten. Das Bauvorhaben hatte im Zusammenhang mit der ausufernden Prostitution in Saarbrücken bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

In Saarbrücken gehen nach Schätzungen der Polizei rund 800 bis 1000 Frauen der Prostitution nach. Zudem soll es etwa 100 Prostitutionsstätten (gewerbliche Zimmervermietung, Bordelle , Nachtclubs) geben. Begünstigt wird das Angebot vor allem durch die Grenznähe zu Frankreich und Luxemburg, wo Bordelle verboten sind. Der rund 4500 Quadratmeter große Bau in Burbach war juristisch nicht zu verhindern. Das Bordell ist als Gewerbebetrieb angemeldet - und in einem Gewerbegebiet angesiedelt. Die Prostituierten arbeiten selbständig und bezahlen eine Pauschale für die Zimmernutzung - wie in einem Hotel.

Die Landeshauptstadt hatte im Frühjahr die Sperrgebiete ausgeweitet, um zumindest den Straßenstrich einzudämmen. Von der Einführung einer Sexsteuer haben Stadt und Land vorerst Abstand genommen. Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD ) und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) setzen nun auf die im Berliner Koalitionsvertrag festgeschriebene Novellierung des Prostitutionsgesetzes. Angepeilt ist eine Erlaubnispflicht für Bordelle sowie ein besserer Schutz vor Menschenhandel und Zwangsprostitution .

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