Projekt Vis-à-Vis gibt es nicht mehr

Saarbrücken · Das Projekt Vis-à-Vis bildete Langzeitarbeitslose zu Alltagsbegleitern für Senioren, Kranke und Menschen mit Behinderung aus. Nachdem der Bund die Mittel reduziert hat, hat das Jobcenter das Ende des Projekts beschlossen.

Eberhard Müller (60) fragt sich, wie er im neuen Jahr an Lebensmittel und Medikamente kommt. Der mobile soziale Dienst vom Projekt Vis-à-Vis Seniorenhilfe des Zentrums für Bildung und Beruf (ZBB) Saar gGmbH wird 2014 nämlich nicht mehr fortgesetzt. Müller bekam über das Projekt unter anderem Hilfe beim Einkaufen.

Nach Angaben von Sabine Menn vom ZBB startete Vis-à-Vis vor 15 Jahren. Zielgruppe waren vor allem Frauen, die länger als ein Jahr keinen Job hatten. Durch das Projekt sollten 30 Teilnehmer in Saarbrücken und 15 in Sulzbach leichter eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz finden. Die 30 Saarbrücker Teilnehmer von Vis-à-Vis betreuten 20 Stunden pro Woche insgesamt 20 alte, kranke und behinderte Menschen mit Zusatzleistungen, welche die Pflegeversicherung nicht abdeckt: zum Beispiel einkaufen, vorlesen, spazieren gehen, zum Arzt begleiten.

Acht Jahre lang hat das ZBB gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland einen Kurs für Alltagsbegleiter in der Pflege von Senioren angeboten. Die Teilnahme an Vis-à-Vis war dabei Voraussetzung, um den Kurs zu besuchen und eine IHK-Qualifikation zu bekommen. Damit wäre laut Menn der Weg auf den Arbeitsmarkt einfacher gewesen. Jedoch: "Der Kurs wurde Ende 2012 gekappt", sagt Menn: "Seitdem stand Vis-à-Vis nur noch auf einem Bein. Im letzten Jahr haben wir den Standort Sulzbach schließen müssen." Und jetzt gebe es gar kein Geld mehr für dieses Projekt.

Gekostet hat das Projekt für die 30 Saarbrücker Teilnehmer im Jahr 2013 knapp 350 000 Euro. Den Löwenanteil bezahlten dabei das Land und der Europäische Sozialfonds mit insgesamt knapp 130 000 Euro sowie das Jobcenter Saarbrücken mit rund 170 000 Euro. Nach Angaben von Detlef Wittmann, des pädagogischen Leiters des ZBB, hat der Bund die Mittel reduziert und das Jobcenter hat entschieden, das Projekt beim ZBB nicht zu verlängern. Pressesprecher Thomas Olig vom Jobcenter sagt dazu: "Für das Jahr 2014 gibt es insgesamt weniger Arbeitsgelegenheits-Plätze." Das habe auch das ZBB betroffen. Es sei darüber hinaus überhaupt schwierig gewesen, für Vis-à-Vis geeignete Teilnehmer zu finden.

Nach Angaben von Sabine Menn sind 20 Prozent der Teilnehmer des Projekts im Anschluss in eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz vermittelt worden.

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