Professor will Baudezernent werden

Saarbrücken · Er hat ein Konzept für einen Flussbus auf der Saar entwickelt und Menschen zum Grillen auf die Stadtautobahn gebracht – nun will Architektur-Professor Stefan Ochs im Rathaus seine Visionen für Saarbrücken umsetzen.

 Seine Idee, auf der Saar Boote im Linienverkehr fahren zu lassen, konnte Stefan Ochs bisher nicht umsetzen. Die Idee, im Mai auf der gesperrten Stadtautobahn zu grillen, die er mit seinen Studenten entwickelt hatte, kam dagegen gut an. Fotos: Ochs/Becker&Bredel

Seine Idee, auf der Saar Boote im Linienverkehr fahren zu lassen, konnte Stefan Ochs bisher nicht umsetzen. Die Idee, im Mai auf der gesperrten Stadtautobahn zu grillen, die er mit seinen Studenten entwickelt hatte, kam dagegen gut an. Fotos: Ochs/Becker&Bredel

Es sei eine "Entscheidung aus dem Bauch heraus" gewesen, sagt Stefan Ochs. Dass seine Chancen, vom Stadtrat am 8. Oktober zum Baudezernenten gewählt zu werden, gegen Null gehen, sei ihm klar. Der Professor ist in keiner Partei verankert und hat sich in der Politik durch seine Ideen nicht nur Freunde gemacht. Dennoch sei seine Kandidatur gegen die amtierende Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer, deren Amtszeit Anfang 2016 ausläuft und die eine zweite anstrebt, nicht einfach nur ein Spaß.

"Ich bin motiviert, bereit mich einzubringen", versichert Ochs. Und es sei ihm klar, dass er "viele Freiheiten aufgeben" müsste, die er als Professor genießt. Dennoch: Saarbrücken brauche Visionen. "Stadtverschönerungsmaßnahmen wie zum Beispiel an der Berliner Promenade und in der Eisenbahnstraße sind keine Stadtentwicklung", sagt Ochs. Es gehe darum, die Stadt als Ganzes zu betrachten. Da müsse man dann zum Beispiel die Entwicklung in Alt-Saarbrücken, wo Ochs wie die CDU Wohnbauflächen und mehr Platz für die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) schaffen und dafür unter anderem das Busdepot verlegen will, im Zusammenhang mit der Entwicklung der Mainzer Straße und des Osthafens betrachten. Zurzeit werde zu viel in Einzelprojekten gedacht und vieles einfach als "nicht machbar" abgetan, bevor man überhaupt ernsthaft darüber geredet habe.

Reden - das müsse ein Baudezernent ganz viel. Mit Politikern, mit Bürgern, mit Fachleuten. Von einem Stadtautobahntunnel hält Ochs nichts. Dafür aber einiges von Wohnungsbau. Wenn man zum Beispiel das Mühlenviertel weiterentwickle und auch dort, wo am Hela-Zentrum jetzt der Busbahnhof und die Stellplätze für Prostituierte sind, Wohnungen baut, könne man mit guter Anbindung an die Universität Platz für rund 30 000 Menschen schaffen. Ochs hat sich für das Amt des Baudezernenten auf den letzten Drücker beworben. Am Dienstag endete die Bewerbungsfirst. Sechs Bewerbungen seien im Rathaus eingegangenen, teilte Stadtpressesprecher Thomas Blug auf SZ-Anfrage mit. Man prüfe nun, "ob die Bewerber die formalen Voraussetzungen erfüllen". Dann ist der Stadtrat an der Reihe.

 Stefan Ochs

Stefan Ochs

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Zur PersonStefan Ochs wurde 1959 in St. Ingbert geboren. Er studierte Raum- und Umweltplanung und Architektur an der Universität Kaiserslautern und an der TU Darmstadt. Er arbeitet als freier Architekt und war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Darmstadt. Seit 2004 hat er eine Professur für Entwerfen, Baukonstruktion und Grundlagen der Räumlichen Gestaltung am Fachbereich Architektur der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). ols

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