Primeur-Festival beginnt mit Einblicken in die Auswüchse einer Wirtschaft ohne Grenzen

Saarbrücken · Noch bis heute Abend findet in der Alten Feuerwache das Festival "Primeurs" statt.

 Elodie Fiat machte beim Live-Hörspiel die Geräusche. Foto: oliver Dietze

Elodie Fiat machte beim Live-Hörspiel die Geräusche. Foto: oliver Dietze

Foto: oliver Dietze

Der französische Konzernmitarbeiter, der um die Welt jettet, skypt vom Hotel aus gleichzeitig mit seiner Cyber-Sex-Affäre und seiner wortkargen Frau. Die chinesische Texilarbeiterin sieht am Wohnheimfenster, wie sich ihr Kollege in den Tod stürzt. Er schaffte den Akkord nicht mehr. Um Arbeitnehmer-Existenzen in unseren globalisierten Zeiten geht es im französischen Theatertext von Anna Badea. SR 2 Kulturradio führte ihn am Donnerstag zur Eröffnung des Primeurs-Festivals erstmals in Deutsch und als Live-Hörspiel auf. Vier Protagonisten beschreiben hinterm Mikro in überwiegend inneren Monologen ihren Arbeitsalltag: neben dem Controller aus Lyon (Martin Engler) und der Textilarbeiterin in Shanghai (Bettina Kurth) sind das der Leiter (Oliver Urbanski) eines Call-Centers in Dakar für französische Kunden und eine Ingenieurin (Astrid Meyerfeld) in Bukarest, die unbedingt den Karrieresprung nach Frankreich schaffen will. Der Stücktitel "Zersplittert/Pulverisés" verrät schon, wohin die Reise geht. Die Arbeitsbedingungen zerstören die Identität und die Beziehungen der Menschen. Zu absehbar, kaum ironisch gebrochen ist dieses vierstimmige Lamento der jungen gebürtigen Rumänin Badea. Zu deutlich merkt man, dass sie ihre Protagonistin mithilfe einschlägiger Dokumentarfilme konstruiert hat, was - zumindest in der deutschen Übersetzung - auch nicht durch die literarische Qualität der Sprache wettgemacht werden kann. Auch inszenatorisch (Anoushka Trocker) bleibt "Zersplittert" blass.

Programm im Internet.

festivalprimeurs.eu/

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