Preuße Ferdinand als Namensgeber

Saarbrücken · Das Saarland ist kein reiches Bundesland, aber auch hier wird Luxus geschaffen: von Spitzenhandwerkern und Genusskünstlern. Wir stellen einige davon in loser Folge vor: heute das Team von „Ferdinand's Saar Dry Gin“.

 Andreas Vallendar, Erik Wimmers, Denis S. Reinhardt und Dorothee Zilliken stoßen in der Brennerei in Wincheringen auf den Erfolg ihres Gins an. Fotos: Rolf Ruppenthal

Andreas Vallendar, Erik Wimmers, Denis S. Reinhardt und Dorothee Zilliken stoßen in der Brennerei in Wincheringen auf den Erfolg ihres Gins an. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Edel: Gin in der Korkenflasche.

Edel: Gin in der Korkenflasche.

. Beim Thema Gin denken viele an das Empire: Als die Briten in khakifarbenen Shorts und unter Tropenhelmen auf den Veranden ihrer Gutshäuser in Kenia oder Indien bei schweißtreibenden Temperaturen ihren eisgekühlten Gin Tonic schlürften. Und ihr Gewissen damit beruhigten, dass dieser herb-frische Drink ja gut gegen Malaria sei.

Doch wer hätte es gedacht - Gin kommt heute von der Saar. Unter dem Label "Ferdinand's Saar Dry Gin " haben sich wagemutige Unternehmer aus Saarbrücken und Saarburg aufgemacht, die Welt mit einem feinschmeckenden trockenen Gin aus heimischem Anbau zu erobern. "Aus der Freundschaft zwischen Dorothee Zilliken, die in der elften Generation das Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken in Saarburg mit ihrem Vater Hanno Zilliken in der zehnten Generation leitet, unserem Master Destiller Andreas Vallendar in der fünften Generation in der Brennerei Avadis in Wincheringen und meinem Bruder und mir ist die Vierer-Konstellation entstanden", beschreibt Denis S. Reinhardt, 34, der zusammen mit seinem Bruder Erik Wimmers, 40, in der Firma Capulet & Montague (ein Schelm, der jetzt an Shakespeares Romeo&Julia denkt) in der Saarbrücker Karcherstraße für den Vertrieb des edlen Tropfens zuständig ist, den Ursprung von "Ferdinand's Saar Dry Gin ". Wobei der Name Ferdinand auf den königlich-preußischen Forstmeister Ferdinand Geltz (1851-1925) zurückgeht, den Mitgründer des späteren "Verbands Deutscher Prädikatsweingüter” (VDP).

"Wir trinken alle sehr gerne Gin , das ist die Königin der Spirituosen", sagt Reinhardt. Da habe man die Idee gehabt, "das Beste der Saar in eine Flasche Gin zu bringen". Das Aushängeschild der Saar , 28 Kilometer hinter Mettlach, sei der Saar-Riesling, der vielleicht teuerste Weißwein der Welt. "Als einzige in Deutschland brennen wir unseren Rohalkohol selbst", betont Reinhardt. "Das ist für viele zu aufwendig und dennoch auch für viele ein Qualitätsmerkmal", wirft Wimmers ein. Die Qualität komme daher, dass man einen Wacholdergeist herstelle mit selbst gebranntem 90,5-prozentigem neutralen Alkohol.

Das Getreide komme direkt aus der Region, ebenso wie die Quitten, die Wacholderbeeren, die Weinbergpfirsiche und die anderen "Botanicals" (etwa Kamille, Apfelminze, Zitronenthymian, Verbene, Weinrose). Der Lavendel werde von einem Projekt der Trierer Lebenshilfe aus Weinbergbrachlagen zugeliefert. "Das alles verleiht dem Gin einen besonderen regionalen Charakter", sagt Reinhardt. Getoppt wird diese Komposition von einem Schuss Saar-Riesling, der "infundiert" wird, wie die Experten es nennen.

"Wir destillieren keinen Trester, sondern geben dem Destillat einen Schuß Riesling hinzu", erklärt Reinhardt. Das ganze Destillat wirke viel abgerundeter, es erhalte eine "gewisse Fruchtigkeit". "Wir verwenden eine Spätlese vom Saarburger Rausch und wechseln die Jahrgänge, die dann auf den Naturkorken unserer Ginflaschen zu lesen sind", betont Reinhardt die außergewöhnliche Verpackungsart für die 0,5-Liter-Flaschen mit dem blassblauen Label, auf dem ein geschwungenes schwarzes "F" prangt. Die Flaschen sind zudem in Seidenpapier gewickelt, was den Luxus-Anspruch unterstreicht. "Der Verpackungsvorgang ist von der Etikettierung, übers Verkorken und Einwickeln ins Papier reine Handarbeit, dafür gibt es keine Maschinen", sagt Wimmers, der seinen Job als Fonds-Manager bei der Universal Investment Bank in Luxemburg nach elfeinhalb Jahren aufgab, um mit "Ferdinand's Saar Dry Gin " zu neuen Gestaden aufzubrechen. Die "Nase" oder die "Zunge" beim Abschmecken des Destillats habe der Brenner Andreas Vallendar . Für die Infusion sind die Zillikens zuständig.

Ex-Banker Wimmers, der auch in der Financial City of London arbeitete, baut derweil mit seinem Bruder die Verbindungen in die internationale Barkeeper-Szene auf. Beim "Mixology Bar Award", der höchsten Bar-Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, sei man unter die "Top Fünf" gekommen, berichtet Wimmers stolz. Seit dem Sommer 2013 sind die "Ferdinand's Saar Dry Gin "-Macher erst auf dem Markt, haben aber bereits Lieferverträge zu Bestellern in 15 Ländern weltweit. In Deutschland findet man die blau verpackten Flaschen für zirka 35 Euro im Kaufhof, bei Dallmayr in München oder im Kadewe.

Wimmers betont, Gin Tonic sei ein "viel erwachsenerer Longdrink als Aperol oder Hugo". "In Portugal und auf den Balearen ist Gin Tonic die Nummer eins", sagt Wimmers.

Im Saarland können "Ferdinand's Saar Dry Gin "-Novizen im Hotel Leidinger in Saarbrücken oder im Hotel Schloss Berg in Perl-Nennig sich dem neuen regionalen Gewächs nähern. Oder bei einem "Gin-Tasting" mit den Machern Reinhardt und Wimmers in der Wine Factory (Bleichstraße 3, Saarbrücken ). Um sich dabei zu fühlen wie einst die Briten in ihrem Empire, braucht es nicht mal Khaki-Shorts. Der Geschmack von "Ferdinand's Saar Dry Gin " kann durchaus zu der Überzeugung führen, dass die Heimat des Gin jetzt die Saar geworden ist.

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