Preiswirrwarr: Senior sucht sich anderes Heim

Saarbrücken · Was für Klarheit sorgen sollte, die Information über künftig zu erwartende Altenheimpreise, kam ganz anders an. Eine entnervte Familie fand schließlich für ihren Vater einen anderen Heimplatz. Die Caritas-Trägergesellschaft kündigt an, in ähnlichen Fällen intensiver das Gespräch mit Bewohnern und ihren Angehörigen zu suchen.

 Deutlich besser als der Vorgängerbau ist das Bischmisheimer Seniorenhaus der Caritas-Trägergesellschaft Saarbrücken. Weil sich eine Familie wiederholt mit verschiedenen Heimpreisen konfrontiert sah, fand sie für ihren Vater eine andere Bleibe. Foto: Lehmann

Deutlich besser als der Vorgängerbau ist das Bischmisheimer Seniorenhaus der Caritas-Trägergesellschaft Saarbrücken. Weil sich eine Familie wiederholt mit verschiedenen Heimpreisen konfrontiert sah, fand sie für ihren Vater eine andere Bleibe. Foto: Lehmann

Saarbrücken. Für die Caritas-Trägergesellschaft Saarbrücken war die Eröffnung des Bischmisheimer Seniorenhauses ein Festtag (die SZ berichtete). Eine Familie verfolgte diesen Neubeginn jedoch verbittert. Der Vater des Ensheimers Michael Schneider gehört nicht mehr zu den 62 Senioren, die im 6,7 Millionen Euro teuren Bau zuhause sind. Der Senior hat nun eine andere Bleibe. Passiert ist das, weil der Mann und seine Familie sich über die Heimkosten schlecht informiert fühlen. Sohn Michael Schneider spricht von einem "befremdlichen Geschäftsgebaren" der cts. Im alten Heim habe der Eigenanteil für ein Einzelzimmer mit eigener Toilette bei Pflegestufe 1 voriges Jahr 1460 Euro betragen. Als die cts das neue Heim plante, habe sie den Bewohnern mitgeteilt, sie müssten sich auf etwa 1860 Euro einstellen. Schneider: "Das wurde uns Angehörigen Ende Februar schriftlich bestätigt und gefragt, ob unser Vater angesichts der Preiserhöhung in Bischmisheim bleibt. Als wir zustimmten, wurde uns Anfang März, drei Wochen vor der Eröffnung mitgeteilt, die Kalkulation sei abgeschlossen, und der Eigenanteil liege bei 2260 Euro. Die Preiserhöhung war jetzt mit 800 Euro doppelt so hoch wie angenommen." Schweren Herzens machte die Familie von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Doch das war immer noch nicht alles. "Nachdem wir am Tag vor der Neueröffnung morgens mit unserem Vater in ein anderes Heim gewechselt waren, teilte uns nachmittags die Heimleiterin mit, die neu kalkulierten Kosten seien jetzt doch deutlich niedriger, als noch eine Woche zuvor angegeben. Man kann doch nicht alte Menschen hin- und herschieben. Und was soll man von einem Preis halten, der sich alle zwei Wochen gravierend ändert?""Das ist von unserer Seite nicht gut gelaufen. Und das tut uns sehr Leid", sagt die cts-Sprecherin Renate Iffland. Sie erklärt, wie es zu den verschiedenen Preisen kam. "Das bisherige Heim in Bischmisheim war so günstig, weil es sich um ein altes Haus handelte. Die Preissteigerungen ergaben sich aus dem Neubau. Dort ist alles auf dem neusten Stand. Außerdem gibt es jetzt mehr Personal, nicht zuletzt, um die Fähigkeiten der Bewohner zu erhalten und zu steigern. Dieser Neubau war überfällig." Und damit war abzusehen, dass die Preise steigen. "Wir sind gesetzlich verpflichtet, Bewohner und Angehörige über Preissteigerungen zu informieren. Wir wollten das so früh wie möglich tun. Und wir haben deshalb als Richtwert in einem ersten Schreiben die Preise für den jüngsten Neubau in Mandelbachtal kommuniziert."

Dann folgten die konkreten Berechnungen für Bischmisheim als Grundlage für die Verhandlungen mit den Pflegekassen. Ergebnis: ein weiterer Preis, der immer noch vom Endergebnis abweichen konnte. "Er gilt nur unter dem Vorbehalt, dass ihn die Sozialleistungsträger bestätigen." Unterm Strich kam dann der Betrag heraus, den die cts im Mandelbachtal verlangt.

Dass die Familie einen neuen Heimplatz suchte, bedaure die cts sehr. "Wir werden daraus lernen", sagt Iffland. "Stephan Manstein, der Direktor unseres Geschäftsbereichs Jugend- und Altenhilfe, hat noch einmal mit der Familie telefoniert und sein Bedauern ausgedrückt, dass es so gelaufen ist." Die cts suche offensiver das Gespräch, wenn jemand wegen Preiserhöhungen sein Sonderkündigungsrecht nutzt.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von SZ-Leser-Reporter Michael Schneider aus Ensheim. Wenn Sie auch Interessantes zu erzählen haben, wenden Sie sich per SMS/Fax an Tel. (06 81) 5 95 98 00 oder Mail an: leser-reporter@sol.de.

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