Prächtiges Tuch zeugt von Sangeslust

Malstatt. Eingerollt in einer Ledertasche und sicher verwahrt in einem Schrank in der Turnhalle Malstatt befindet sich die prächtige blaue Vereinsfahne des Männerchores Euphonia-Constantia mit dem Stadtwappen Saarbrückens. 1885 gründeten zehn Männer der Eisenbahn-Telegrafenwerkstätte ihren Gesangskreis als Verein

 Otto Enke präsentiert die Vereinsfahne. Foto: Becker & Bredel

Otto Enke präsentiert die Vereinsfahne. Foto: Becker & Bredel

Malstatt. Eingerollt in einer Ledertasche und sicher verwahrt in einem Schrank in der Turnhalle Malstatt befindet sich die prächtige blaue Vereinsfahne des Männerchores Euphonia-Constantia mit dem Stadtwappen Saarbrückens. 1885 gründeten zehn Männer der Eisenbahn-Telegrafenwerkstätte ihren Gesangskreis als Verein. Man erweiterte und gründete im Gasthaus Büch schließlich die Euphonia, einen Chor, der viele Preise gewann.Der heutige Verein resultiert aus einem Zusammenschluss des Männerchores Euphonia von 1885 und dem Männerchor Constantia von 1894. Zu Kriegszeiten waren beide Vereine verboten worden. Als die Kriegswirren beendet waren, gründeten die ehemaligen Vereinsmitglieder zunächst einen allgemeinen Kulturverein, und beide Vereine konnten gemeinsam proben. Eine kurze Zeit später trennten sie sich aber wieder, bis sie im Jahre 1951 den "Männerchor Euphonia-Constantia" aus der Taufe hoben.

Da keine der Vereinsfahnen beider Vereine die Kriegszeiten überstanden hatte, ließ sich der Gesangsverein eine neue anfertigen. "Leider ist uns nicht mehr bekannt, welche Fahnenfirma die Fahne hergestellt hatte und wie viel sie kostete. Sie wurde komplett von Spenden der Mitglieder finanziert", erzählt Otto Enke, der Vorsitzende. Die handgenähte Fahne wurde 1960 geweiht, und der Verein hatte endlich wieder ein Symbol.

Das gute Stück ist aufwendig genäht. Die Vorderseite ist in einem hellen Blau und trägt in der Mitte das Saarbrücker Stadtwappen. Darüber steht der goldene Schriftzug "Vereinigte Männerchöre" und darunter "Saarbrücken 2".

Die 2 bezeichnet den Stadtteil Malstatt und wurde früher wie eine Postleitzahl hinter den Ort geschrieben. In den vier Ecken sind Ornamente aufgestickt. Die Rückseite ist aus weißem Stoff. Die Mitte ziert eine goldene Harfe, durch die ein Band mit Noten gezogen ist. Über der Harfe stehen die Worte "Rein im Sang" und darunter "Treu im Wort".

Präsentiert wird das schöne Stück heute nicht mehr, jedoch war es früher bei allen Auftritten und Umzügen stets mit dabei. "Wir hängen sie bei unseren Jubiläen immer auf, damit sie nicht in Vergessenheit gerät", sagt Otto Enke, der bereits seit 40 Jahren der Vorsitzende des Vereins ist.

Nicht nur diese Fahne ist im Besitz des Männerchors. Auch die prunkvolle Vereinsfahne des ehemaligen Gesangvereins St. Johann wird in dem Schrank in der Turnhalle aufbewahrt. Der Gesangverein St. Johann trennte sich 1979, einige Mitglieder kamen zu Enkes Verein und brachten ihre Vereinsfahne mit.

Otto Enke sieht in der Fahne die Basis des Vereinslebens: "Sie steht für unsere Aufgabe, das deutsche Volkslied unter die Mitmenschen zu bringen. Da die Volksmusik immer beliebter wird und immer mehr auf Veranstaltungen gespielt wird, sind wir also auf dem richtigen Weg." Leider hat der Verein Euphonia-Constantia, wie viele andere auch, mehr und mehr Mangel an Mitgliedern. "Wir sind momentan 40 Mitglieder, davon nur 20 Sänger", erzählt Enke. "Wir proben immer dienstags um 19.30 Uhr in unserem Proberaum in der Malstatter Turnhalle und würden uns über neue Mitglieder sehr freuen."

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