Popeye und seine alten Schätzchen

Saarbrücken · Fahrräder haben es Ralf Braun angetan. Alte Fahrräder, genau genommen, die er wieder aufmotzt und fahrtauglich macht, in seinem kleinen Laden in der Mainzer Straße in Saarbrücken. Kürzlich ist ihm ein ganz besonderes Stück der Marke Opel in die Hände gefallen, das offenbar Einiges wert ist.

 Ralf „Popeye“ Braun steht auf alte Räder, wie dieses Bonanza-Rad, das er in seiner Saarbrücker Werkstatt wieder flott gemacht hat.

Ralf „Popeye“ Braun steht auf alte Räder, wie dieses Bonanza-Rad, das er in seiner Saarbrücker Werkstatt wieder flott gemacht hat.

 Ein Opel-Rad aus den 30ern (vorne) und ein Rad, das als Werbegag mit einer Bar im Sattel ausgestattet wurde (r.). Fotos: Dietze

Ein Opel-Rad aus den 30ern (vorne) und ein Rad, das als Werbegag mit einer Bar im Sattel ausgestattet wurde (r.). Fotos: Dietze

Egal wie alt, verbraucht und abgenutzt ein Fahrrad ist, bei Ralf Braun würde es nie auf dem Müll landen. Im Gegenteil, wenn er ein altes Rad sieht, kommt ihm eher in den Sinn, was man daraus machen könnte. "Ich habe eigentlich schon immer gerne an Rädern rumgeschraubt. Kann gut daran liegen, dass ich selbst gerne Rad fahre", sagt der 48-Jährige aus Fraulautern, den eigentlich jeder nur unter seinem Spitznamen "Popeye" kennt.

In seinem kleinen Laden, Popeyes Fahrradwerkstatt, in der Mainzer Straße in Saarbrücken, hat er schon so manchen müden Drahtesel wieder auf Vordermann gebracht. Oder umgebaut, so wie kürzlich für den saarländischen Spirituosenhersteller Dreyberg, für den er ein Rad mit einer kleinen Bar im Gepäckträger ausgestattet hat. Aber so richtig warm ums Herz wird es ihm erst, wenn er es auch mit einem wirklich alten Fahrrad zu tun hat. So wie mit dem Rad der Firma Opel , aus den 30er Jahren. "Bekannte haben mich drauf aufmerksam gemacht, dass in einer Scheune in Kastel ein altes Rad stehen würde, also bin ich da mal hin." Das in seine Einzelteile zerlegte Rad hat Popeye dann wieder zusammengeschustert, fahrtüchtig gemacht und ein Foto davon auf die Facebook-Seite seines Ladens gestellt.

"Ich mag diese Räder einfach. Die haben ja schon eine Geschichte hinter sich", erzählt Popeye, der nach ein paar Wochen einen Anruf von einem Museum aus Rüsselsheim erhielt. "Die haben das Fahrrad auf Facebook gesehen und waren sehr angetan. Und zwar so angetan, dass sie mir eine Menge Geld dafür geboten haben." Wie viel genau, will Popeye nicht verraten, aber es sei eine Summe im höheren vierstelligen Bereich. "Verkauft habe ich aber nicht. Noch nicht", sagt Popeye mit einem Zwinkern.

Er trenne sich ungern von seinen "Schätzchen". Und so hat er mittlerweile einige Liebhaberstücke gesammelt, die seinem Laden Glanz verleihen, und bei deren Anblick er ins Schwärmen gerät. "Dieses Bonanza-Rad ist von 69. Das ist doch ein echter Traum. Das hat sich meine Freundin aber gleich geangelt. Oder hier, dieses Tornado-Rad aus den 50ern, das hat es mir besonders angetan. Die wurden hier gebaut. In der Mainzer Straße." Wie er an die ganzen alten Räder kommt? "Manchmal bringen mir Leute einfach so welche vorbei. Sie kennen mich und meine Geschichte und finden gut, was ich hier mache", sagt Popeye.

Wenn er von "seiner Geschichte" spricht, dann meint er die Jahre, in denen er drogenabhängig war und die Zeit nach seinem Entzug, in der er zig Schulen besuchte, und Schülern von seinen Erfahrungen mit Drogen berichtete. "Das war für mich eine Art Therapie. Und es hat vermutlich mehr bei den Schülern gebracht als jedes Faltblatt zum Thema Drogen", sagt Popeye. Aber die Zeiten sind längst vorbei. Seit fünf Jahren betreibt er mittlerweile seine Fahrradwerkstatt. "Gründerzuschuss oder so hab' ich nie beantragt. Ist nicht mein Ding", sagt er und fängt wieder an zu schwärmen. Von Klapprädern aus den 70ern, Rennrädern der Marke Clipper aus den 60ern, und, und, und.

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popeyesfahrradwerkstatt

Ralf "Popeye" Braun steht auf alte Räder, wie dieses Bonanza-Rad, das er in seiner Saarbrücker Werkstatt wieder flott gemacht hat. Ein Opel-Rad aus den 30ern (vorne) und ein Rad, das als Werbegag mit einer Bar im Sattel ausgestattet wurde (r.). Fotos: Dietze

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