Poller-Schlüssel für „berechtigte Zufahrer“

Ein von der Siedlungsgesellschaft installierter Pfosten, der die Zuwegung zu einigen Hochhäusern auf dem Eschberg versperrt, ärgert Bewohner. SZ-Mitarbeiter Heiko Lehmann sprach darüber mit Radu Gurau. Er ist Geschäftsführer der Saarbrücker Immobilienverwaltungs- und Baubetreuungsgesellschaft mbH, kurz gesagt der Siedlungsgesellschaft, die sich auch um die Wohnungen in den Hochhäusern auf dem Eschberg kümmert.

 Dieser Poller ärgert viele Mieter der Siedlungsgesellschaft auf dem Eschberg. Fotos: Lehmann

Dieser Poller ärgert viele Mieter der Siedlungsgesellschaft auf dem Eschberg. Fotos: Lehmann

 RaduGurau

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Herr Gurau, durch die Installierung des Sperrpfostens auf der Zuwegung zu vielen Wohnungen im Mecklenburgring auf dem Eschberg sind ältere oder behinderte Menschen in ihrer Bewegung eingeschränkt. Wie reagieren Sie darauf?

Radu Gurau: Der Sperrpfosten auf dem Eschberg ist nur ein kleiner Aspekt, der zudem ohne weiteres dadurch gelöst werden kann, dass sich berechtigte Zufahrer einen entsprechenden Schlüssel besorgen können, um den Sperrpfosten zu öffnen. Dies haben wir wiederholt angeboten und stehen auch weiter dazu. Leider geht Ihre Fragestellung an der grundsätzlichen Problematik, wie mit der eingeschränkten Mobilität älterer Menschen umzugehen ist, völlig vorbei.

Ohne diesen Sperrpfosten ging es jahrelang gut, bis die Wildparkerei überhand genommen hat. Die Wege sind mit Schildern ausgestattet, die eine Feuerwehrzufahrt kennzeichnen und das Abschleppen von parkenden Autos ermöglichen. Wieso wird diese Vorgehensweise nicht in Anspruch genommen?

Gurau: Zunächst einmal muss man wissen, dass die Wege ohne den Pfosten von Bewohnern oder deren Angehörigen, die zu Besuch kommen, zugeparkt wurden. Da es sich um einen Privatweg handelt, müssten wir das Abschleppen bezahlen, wenn wir es veranlassen. Das führt dazu, dass wir das Geld danach von den betreffenden Personen einklagen müssten, da wir ansonsten auf unseren Kosten sitzenbleiben würden. Das wären fast nicht zumutbare Umstände.

Es ist davon auszugehen, dass in den nächst en Jahren die Zahl der Bewohner der Hochhäuser auf dem Eschberg steigt, die aufgrund ihres Alters und eventuellen Krankheiten deutlich in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Der Sperrpfosten ist dann für immer mehr Menschen ein Hindernis. Wie reagieren Sie darauf?

Gurau: Der Pfosten verhindert doch nur, dass mit dem Auto bis vor die Haustür gefahren werden kann. Die Zugänglichkeit allgemein wird dadurch überhaupt nicht eingeschränkt. Allerdings beschäftigt sich die gesamte Wohnungswirtschaft und damit natürlich auch die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH seit Jahren mit den Folgen des demografischen Wandels.

Hier geht es nicht nur um die Zufahrbarkeit von Hauseingängen, sondern um die Tatsache, dass Menschen mit zunehmenden Bewegungseinschränkungen zum Teil nur erschwert in ihre Wohnung kommen, weil z.B. Treppen kaum noch zu bewältigen sind. Auch sind die räumlichen Gegebenheiten in bestehenden Wohnungen manchmal so beengt, dass eine Nutzung mit Rollstuhl ausgeschlossen ist. Die Bäder sind ebenfalls nicht oder nur schwer von Menschen mit Handicaps zu nutzen. Es ist weder technisch noch wirtschaftlich möglich, alle Bestandsgebäude mit ihrem Umfeld ohne weiteres barrierefrei umzubauen. Wir verfolgen in unserem Unternehmen eine andere Strategie. In der Regel leben auch ältere Menschen trotz ihrer eingeschränkten Mobilität so lange wie möglich in ihrer alten, gewohnten Wohnung. Wenn dies im Einzelfall nicht mehr geht, bleibt nur der Umzug in besser geeignete, entsprechend ausgestattete, barrierefreie Wohnungen. Gerade weil auf dem Eschberg der Anteil älterer Menschen relativ groß ist und auch weiter ansteigen wird, haben wir beschlossen, dafür geeignete Gebäude entsprechend umzubauen, um hier der Nachfrage in unmittelbarer Nachbarschaft Rechnung tragen zu können. Die Siedlungsgesellschaft erstellt zurzeit im Mecklenburgring 66 und 72 sechsundneunzig barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen. Wir investieren insgesamt 6,8 Millionen Euro um dies zu erreichen. Durch eine entsprechende öffentliche Förderung bleiben die Mieten relativ niedrig. Darüber hinaus prüfen wir selbstverständlich im Einzelfall auch individuell die Möglichkeiten eines entsprechenden Umbaus in einzelnen Wohnungen.

Wie Sie sehen, geht die Diskussion um einen Sperrpfosten an einem Fuß- und Rettungsweg weit an den tatsächlichen Problemen vorbei.

Wir als Siedlungsgesellschaft versuchen, grundsätzliche und nachhaltige Strategien zum barrierefreien Wohnen zu entwickeln, und sehen uns mit unseren Projekten und Planungen im Sinne unserer Mieter richtig aufgestellt.

Denken Sie derzeit über andere Lösungsmöglichkeiten nach, oder bleibt der Sperrpfosten auch in Zukunft an dieser Stelle stehen?

Gurau: Nein, der Pfosten sollte dort stehen bleiben. Wir sehen dort sonst keine andere Möglichkeit. Unabhängig von diesem Sperrpfosten kümmern wir uns aber um die Menschen in unseren Wohnungen, bei denen abzusehen ist, dass es zu Handicaps kommen kann.

Wir sprechen betroffene Mieter persönlich an und bieten den Bewohnern den Umzug in barrierefreie Wohnungen an.

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