Plunder- und Wunderkammer ist offen für Gäste

Brebach · Ulrike und Thomas Schäfer haben das Haus in der Saarbrücker Straße 43 in einen „Kunstraum“ verwandelt. 2010 entdeckte das Paar den Ort. Er bietet auch Platz für Gäste, die kreativ sein wollen.

 Thomas und Ulrike Schäfer schauen aus dem Fenster ihres Kunstraums in der Saarbrücker Straße in Brebach. Foto: Oliver Dietze

Thomas und Ulrike Schäfer schauen aus dem Fenster ihres Kunstraums in der Saarbrücker Straße in Brebach. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Mein Ding ist die Soziale Plastik", sagt Ulrike Schäfer. Diese entspricht dem erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys, der auch das Handeln jenseits von Papier und Leinwand zum kreativen Gestalten erklärte, wenn es sich auf die Gemeinschaft bezieht und das Zusammenleben von Menschen verbessern will. 1972 traf die angehende Kunsterzieherin aus Frankfurt Joseph Beuys auf der documenta 5. Gestritten habe sie mit ihm "und wusste alles besser", doch viel "ist hängen geblieben, und je älter ich werde, desto mehr verstehe ich es". Damals wollte sie erst die Gesellschaft ändern und dann Kunst machen. Dass beides zusammengehört, diese Einsicht brachten die Jahre als Kunsterzieherin in Hessen und an einer Realschule in St. Ingbert, nachdem Ulrike und Thomas Schäfer mit ihrer Familie vor 20 Jahren auf einen Bauernhof ins grenznahe Lothringen gezogen waren. 2006 besuchte das Paar das Kunstsilo am Saarbrücker Osthafen. Vom Ort und den Akteuren angetan, kam die "Lust, selbst was zu zeigen", sagt Ulrike Schäfer. Rauminstallationen entstanden, und das Paar gründete mit anderen eine Künstlergruppe. Nach dem das Silo nicht mehr genutzt werden konnte, fand die Gruppe 2010 das in die Jahre gekommene Haus in der Saarbrücker Straße 43 in Brebach, das mal Wohn- und Wirtshaus oder auch Schuhgeschäft gewesen war. Zuerst nutzten es die Schäfers für die Gruppe, dann auch für Gäste. Die kamen, nachdem Ulrike Schäfer sich im Stadtteil vorgestellt hatte und am "Runden Tisch" Platz nahm, an dem Vertreter der Vereine, Kirchen und Sozialverbände in Brebach saßen. Daraus ergab sich eine Zusammenarbeit, zum Beispiel mit dem "Login"-Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes für junge Leute zwischen Schulabschluss und Ausbildung. Auch Schüler der Montessori-Schule kamen schon zum Malen ins Haus. Eine Förderschule fragte auf der Suche nach einem außerschulischen Lernort an. Und zwar einem, der nicht über Kürzungen klagt, fügt sie hinzu: "Uns kann keiner Geld kürzen. Wir haben noch nie welches bekommen." Das Haus ist bezahlt, soweit intakt, bedarf aber der Renovierung. Doch das hieße Schulden machen, was für das Paar nicht in Frage kommt. So steht hier ein zum Kunstraum verwandeltes Haus, ein bisschen wie eine Mischung aus Plunder- und Wunderkammer, worin man nicht wohnen, aber gut arbeiten kann. "Alles, was mit dem Haus zu tun hat, ist unser Kunstwerk", beschreiben es Ulrike und Thomas Schäfer, "so wie wir früher Installationen gemacht haben." Jetzt gehe es darum, einen "geschützten Raum", so Ulrike Schäfer, zu bieten, in dem Menschen mit künstlerischen Mitteln etwas gestalten können, um auf diese Weise etwas über sich zu erfahren. "Nur beobachten - nicht urteilen", das ist für beide die Grundregel.

Weitere Informationen unter Tel. 01 71/4 84 64 25. Offenes Kunstraum-Atelier heute, Mittwoch, 17.Juli, 16 bis 18.30 Uhr.

Kunstraumbrebach.de

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