Pleite? Saarbrücker Ludwigskirche für Touristen und Besucher gesperrt

Saarbrücken · Die Tore der Ludwigskirche sind seit gestern dicht. Nur bei Gottesdiensten und Konzerten ist das Kulturdenkmal noch zugänglich. Grund ist das Ende eines Bürgerarbeit-Projekts. Die Gemeinde hat sehr große Finanzsorgen.

 Die barocke Saarbrücker Ludwigskirche ist ein touristischer Magnet im Saarland.

Die barocke Saarbrücker Ludwigskirche ist ein touristischer Magnet im Saarland.

Foto: Bistum Trier

In der Saarbrücker Ludwigskirche bestaunen tagtäglich Touristen die barocke Pracht. Künftig können sie das berühmte Bauwerk, verewigt auf Briefmarken und Zwei-Euro-Münzen, nur noch von außen bestaunen. Weil der Bund Fördergelder strich, fallen sechs Bürgerarbeiter weg, die bisher die Aufsicht geführt haben. Statt von dienstags bis sonntags ist die Ludwigskirche nur noch bei Gottesdiensten und Konzerten geöffnet.

"Wir basteln an einem Projekt, die Öffnungszeiten mit Ehrenamtlichen aufrecht zu erhalten", sagte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Saar-West Christian Weyer , der gegenüber der Ludwigskirche in einem Palais residiert, das ebenfalls vom Barockbaumeister Friedrich Joachim Stengel stammt. Spätestens im April, so Weyers Ziel, soll das Kulturdenkmal Besuchern wieder offen stehen. Weyer ist überzeugt, dass sich genug Freiwillige melden. Diese könnten sich an das Amt der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken (Tel.: (06 81) 5 25 24) wenden.

Ganz so optimistisch ist aber nicht jeder. "Wir erleben zwar viel Bemühen, dennoch müssen wir die Kosten als Kirchengemeinde alleine stemmen", sagte Pastorin Tabitha Mangold . Wenn größere Maßnahmen an der Ludwigskirche anstünden, müsse die Gemeinde auf Rücklagen zurückgreifen, die sie unter anderem durch den Verkauf von Immobilien erworben habe. "Das führt mittelfristig dazu, dass nicht nur die Ludwigskirche insolvent ist, sondern die gesamte Kirchengemeinde", erklärte der Finanzkirchmeister Thomas Emser. Wenn sie den derzeitigen Zustand des Denkmals beließe, sei der Haushalt zwar ausgeglichen. Aber theoretisch müsse die Gemeinde 270 000 Euro investieren, um das Gebäude instand zu halten. Baustellen gebe es von der Heizung bis hin zum Glockenstuhl. "Die Ludwigskirche ist eine tickende Zeitbombe. Viele Dinge müssen gemacht werden, und wir leben in Angst, wann das kommen wird", sagte Emser. Selbst wenn sich genug Ehrenamtliche fänden, erleichtere das die Finanzlage nicht. Die Kirchengemeinde müsste ja die Kosten für deren Haftpflichtversicherung tragen. "Die evangelische Landeskirche erlaubt nicht, die Ludwigskirche zu verkaufen. Aber so können wir sie auch nicht halten", merkte Mangold an.

Ob sich die Schließung auf den Tourismus auswirkt, ist nicht absehbar. "Gäste kommen selten wegen einer einzigen Sehenswürdigkeit", sagte Susanne Renk von der Tourismus Zentrale Saarland. Unstrittig ist aber, dass die Ludwigskirche, eine von nur drei evangelischen Barockkirchen in Deutschland, neben Saarschleife und Weltkulturerbe ein Wahrzeichen des Saarlands ist.

Meinung:
Vernachlässigung eines Denkmals

 Die barocke Saarbrücker Ludwigskirche ist ein touristischer Magnet im Saarland. Foto: Fotolia

Die barocke Saarbrücker Ludwigskirche ist ein touristischer Magnet im Saarland. Foto: Fotolia

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Von SZ-RedakteurDietmar Klostermann

Was sich an der Ludwigskirche abspielt, ist ein weiteres Armutszeugnis dieses Bundeslandes. Gern renommiert die CDU /SPD-Landesregierung mit dem barocken Schmuckstück vor der Staatskanzlei. Gleichzeitig schaffen die neoliberalen Politiker von CDU und SPD die Bürgerarbeit für Langzeitarbeitslose ab, die eine gesicherte Öffnung der Ludwigskirche für Besucher aus nah und fern erst ermöglichte. Die evangelische Saar-Kirchenleitung, vertreten durch Superintendent Weyer , duckt sich ebenfalls weg. Statt die Schließungspolitik zu kritisieren, versucht man lieber, Ehrenamtler zu mobilisieren. Und die Gemeinde, die für die Kirche gerade stehen muss: Sie steht allein und vor der Pleite.

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