Plan B für den Botanischen Garten

Saarbrücken · Aufgeben kommt für die Mitglieder des Fördervereins Botanischer Garten erstmal nicht in Frage. Sie verfolgen eine neue Idee: Der Botanische Garten könnte doch in den Deutsch-Französischen Garten ziehen.

 Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge… Angelehnt an Martin Luther pflanzte Leiter Wolfgang Stein vor Kurzem noch einen Apfelbaum im Botanischen Garten. Foto: Oliver Dietze

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge… Angelehnt an Martin Luther pflanzte Leiter Wolfgang Stein vor Kurzem noch einen Apfelbaum im Botanischen Garten. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Ralf Hagen weiß um die Gefahr, für einen Spinner gehalten zu werden. Für einen, der einfach weitermacht, auch wenn es gar nichts mehr gibt zum Weitermachen. Aber deswegen einfach aufgeben? Nein, das komme nicht infrage, sagt Ralf Hagen. Erst wenn wirklich alles versucht wurde, dann wollen er und seine Mitstreiter vom Förderkreis des botanischen Gartens aufgeben.

Der Universitätsgarten ist offiziell geschlossen. Der Kampf des Förderkreises, vieler Politiker und Bürger war - so scheint es - vergebens. Und so hat sich der Förderkreis in diesen Tagen getroffen, um sich aufzulösen. Kein botanischer Garten mehr, also auch kein Verein mehr, der ihn fördert. Dieser Logik setzten Hagen und andere Mitglieder eine neue Idee entgegen - und setzten sich durch. Der Verein, das hat die Mitgliedersammlung beschlossen, löst sich erstmal nicht auf.

Zwölf Wochen, sagt Hagen, habe der Interimsvorstand, der außer ihm selbst noch aus Jutta Wegener und dem bisherigen Leiter des Gartens, Wolfgang Stein, besteht, nun Zeit, eine neue Satzung mit einem neuen Vereinszweck vorzulegen.

Das Ziel lautet: Der botanische Garten soll auf dem Gelände der ehemaligen Gulliver-Welt im Deutsch-Französischen Garten zumindest teilweise wiedereröffnet werden. Sobald die neue Satzung steht, wolle der Förderkreis das Gespräch mit der Stadtverwaltung suchen.

Im Oktober 2012, also rund 36 Jahre nach ihrer Eröffnung, wurde die Gulliver-Welt abgesperrt - für immer. Die Gebäude im Format 1:33 baute der private Betreiber ab, viele hat er an die Firma Dr. Theiss verkauft. Weil vom ehemaligen Betreiber nichts zu holen war, bleibt die Stadt, der das Gelände gehört, auf den rund 267 000 Euro sitzen, die gebraucht werden, um die zurückgelassenen Gebäude, Fundamente und Kabel zu beseitigen.

Der Stadt fehlt aber nicht nur gut eine Viertelmillion Euro, um das Gelände zu sanieren. Es fehlt auch das Geld, dort wie angekündigt den Pulverbach zu renaturieren und aus dem Areal ein "Tal der Jugend" mit einer "Spiellandschaft mit Wasserspielmöglichkeit" zu machen (die SZ berichtete).

Dass das Gelände also erstmal in einen Zustand gebracht werden müsste, der es erlaubt es neu zu nutzen, ficht den Förderkreis nicht an. Man sei zuversichtlich, für solch ein Projekt Sponsoren zu finden, sagt Ralf Hagen. Wobei man das Problem weniger darin sehe, den neuen botanischen Garten und die dazu nötigen Gewächshäuser zu finanzieren. Das eigentliche Problem sei, die - je nach Ausstattung des Gartens - 300 000 bis eine Million Euro Betriebskosten pro Jahr durch Sponsoren aus der Wirtschaft und private Spender zu finanzieren.

Eine verrückte Idee? Ein durchaus ambitioniertes Vorhaben räumt Ralf Hagen ein. Aber diesen Kampf wolle man kämpfen. Es dürfe nicht sein, dass die erste Schließung eines botanischen Gartens im Nachkriegsdeutschland ausgerechnet in Saarbrücken exekutiert werde. Sollte man auch diesen Kampf verlieren, sei immer noch Zeit aufzugeben. Der Botanische Garten der Universität in Saarbrücken befindet sich nach Angaben der Pressestelle "in Abwicklung", nachdem ihn die Uni aufgab und sich kein anderer Träger gefunden hat. Seit Ende März sind die Gewächshäuser für den Publikumsverkehr geschlossen, nachdem es zu Diebstählen gekommen war. Wie es hieß, seien einige Sammlungen von anderen Botanischen Gärten abgenommen worden.

Um den verbliebenen großen Bestand kümmerten sich weiterhin zwei bis drei Mitarbeiter. Derzeit würden Möglichkeiten geprüft, Pflanzen auch an Privatleute, Händler oder sonstige Interessenten abzugeben, man wisse aber noch nicht, ob, wie und wann dies geschehe, so Uni-Sprecherin Friederike Meyer zu Tittingdorf. Sollte es nicht zu einer Abgabe kommen, würden die Pflanzen vermutlich geschreddert. Frei zugänglich ist nach wie vor die Außenanlage des Botanischen Gartens. Rasen beziehungsweise Wiese, je nach Betrachtung, werden gemäht, die meisten Gewächse tragen noch ihre Namenstafeln. Mit über 8000 Fans noch sehr lebendig ist überdies die Facebook-Seite des Botanischen Gartens der Universität des Saarlandes , gepflegt vom Leiter Wolfgang Stein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort