Pferd als Therapiepartner

Völklingen · Langsam streichelt Sandra Bauer-Both Sabrina wieder und wieder über den Rücken, die Gesichtszüge entspannen sich, die Atmung wird ruhiger, das ganze Kind wird ruhiger: Die zehnjährige Sabrina ist gemeinsam mit ihrer Mutter Nicole Meiser aus Schwarzenholz nach Völklingen, genauer gesagt zu Sonderpädagogin Sandra Bauer-Both gekommen. Sandra Bauer-Both, die auch Ausbilderin im Reitsport ist, bietet im Stadtteil Fürstenhausen therapeutisches Reiten an.

 Auf dem Rücken der Pferde sind Sabrina und Lilly (von links) unterwegs durch die Natur. Foto: Rolf Ruppenthal

Auf dem Rücken der Pferde sind Sabrina und Lilly (von links) unterwegs durch die Natur. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Ihr Ziel ist es, kranken Kindern mehr Lebensqualität und Lebensfreude zu geben. Sabrina hat Tumorbildungen in fast allen Organen, auch im Gehirn.

Auf Anraten des Kinder-Hospizdienstes Saar mit Sitz in Neunkirchen ist Sabrina vor einem Jahr zum therapeutischen Reiten gekommen. Genau wie Lilly, deren Familie in Blieskastel lebt. Die Sechsjährige hat einen angeborenen Herzfehler. Ihre Mutter Andrea Reich freut sich, dass Lilly durch das Reiten schon viel mutiger geworden ist. "Lilly und Sabrina sind zwei sehr unterschiedliche Mädchen", sagt Beate Leonhard-Kaul vom Kinderhospizdienst bei einem Besuch der therapeutischen Reitstunde und fährt fort: "Lilly ist ein zartes, schüchternes Mädchen, das durch das Reiten gestärkt wird. Sabrina braucht Grenzen, ihr muss man den Weg vorgeben." Über deutliche Fortschritte bei beiden Mädchen freuen sich sowohl Beate Leonhard-Kaul, als auch Sandra Bauer-Both, die sich gemeinsam mit einer Physiotherapeutin, einer Ergotherapeutin, einer Praktikantin und Studenten ehrenamtlich um das Wohlbefinden der beiden Mädchen kümmert. Aber nicht nur darum: "Die Therapie ist immer mit Eltern, für die das bedeutet, mal aus dem Alltag rauszukommen", erklärt Sandra Bauer-Both.

Einen Erfolg der Therapie sieht die Sonderpädagogin darin, dass die Kinder sich beim Reiten öffnen. "Man kann kurz in ihre Seele schauen." Was aber zugleich bedeutet, dass auch sie nach solch einem Tag emotional aufgewühlt ist. "Auch die Pferde haben danach frei, sie geben den Kindern viel Energie."

Diese Energie spürt auch Sabrinas Mutter. "Sabrina erzählt nach der Reitstunde immer sehr viel, ist gelöst und glücklich."

Auch Lillys Mutter ist voll des Lobes und betont, dass diese Therapie "unheimlich hilft und ihrer Tochter gut tut". Auch mit der Arbeit des Hospizdienstes ist sie sehr zufrieden. "Wir fühlen uns getragen, gehalten und gestützt", sagt sie. Vor allem freut sie sich, dass auch die Geschwisterkinder miteinbezogen werden. Lillys große Schwester ist an diesem Nachmittag auch dabei - und auch die neunjährige Emma darf aufs Pferd. "Es ist wichtig, die Geschwisterkinder miteinzubeziehen, sie zu stützen. Schließlich machen sie sich Sorgen um ihre kranken Geschwister und müssen oft zurückstecken für das kranke Kind", betont Sonderpädagogin Bauer-Both abschließend, während sie Sabrina weiter über den Rücken streichelt.

Zum Thema:

Auf einen Blick Vier Jahre lang wird "Hilf-Mit!", die Hilfsaktion der Saarbrücker Zeitung, den ambulanten Kinder-Hospizdienst im Saarland finanziell unterstützen. Bis 2015 gehen jährlich 30 000 Euro auf das Konto des ambulanten Dienstes. Über die Arbeit der ambulanten Betreuung schwer Kranker wird die SZ regelmäßig berichten. Wer dabei helfen möchte, kann auf folgende "Hilf-Mit!"-Konten spenden: Sparkasse Saarbrücken, Konto 67, BLZ 590 501 01, Bank1Saar, Konto 58 40 02, BLZ 590 700 70, Deutsche Bank, Konto 66 62 22, BLZ 590 700 70, und Kreissparkasse Saarlouis, Konto 5 05, BLZ 593 501 10. red

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