„Pegida lässt sich nicht in eine Schublade stecken“

Saarbrücken · Machen die Medien Pegida „hoffähig“? Aus Sicht von Attac Saar tun sie das. Bei einer Diskussionsrunde am Dienstag entstand der Eindruck, dass Pegida mehr und mehr zur Gretchenfrage wird.

"Lügenpresse" - ein Schlagwort der Pegida-Demos, das von dem Gefühl zeugt, in den Medien falsch dargestellt zu werden. Dass über die Pegida-Bewegung nicht objektiv berichtet wird, dieser Vorwurf wurde auf einer Veranstaltung am Dienstag ebenfalls laut - ging allerdings in eine völlig andere Richtung. Attac Saar hatte zur Diskussion "Wirr ist das Volk. Pegida und der Hype in den Medien" eingeladen. Aus Sicht von Martin Busche, Attac-Mitglied und Redakteur beim "Forum"-Magazin, gehen die Medien viel zu unkritisch mit Pegida um, machen die Bewegung "hoffähig" und verbuchen sie immer öfter als "normalen Straßenprotest besorgter Bürger". Das aber sei gefährlich, weil so Demonstrationen, bei denen gegen Ausländer gehetzt werde, "plötzlich normal" würden, so Busche. Er unterstellte den Journalisten dabei keine rechte Gesinnung, vielmehr "komplett fehlendes politisches Bewusstsein".

Über diese These diskutierte er mit dem freien Journalisten Oliver Hilt, unter anderem für "Radio Salü" tätig, Wilfried Voigt, früher beim "Spiegel", Ralf Kürbis vom freien Dresdner Sender "Coloradio", Giuseppe Schillaci vom Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat und Romina Tobar, chilenische Saarländerin.

Teilweise schweifte die Diskussion ab: Die Medienberichterstattung rückte in den Hintergrund, an ihre Stelle trat die Bewertung von Pegida selbst. Dabei entstand der Eindruck, dass Pegida mehr und mehr zur Gretchenfrage wird: Entweder man ist dafür oder man ist dagegen. Versuche von Hilt, die Sache differenziert darzustellen, fanden wenig Unterstützung. Er erklärte, dass sich die Medien mit der Frage schwer tun, wie sie mit Pegida umgehen sollen: "Pegida lässt sich nicht in eine Schublade stecken." Eben weil dort so viele Ängste und Forderungen durcheinander geworfen werden: die Furcht vor der vermeintlichen Islamisierung bis hin zur Kritik an der Ausbeutung der "Generation Praktikum". Davon wollte Kürbis nichts hören: Solange Pegida den Flüchtlingen ihre Rechte abspräche, sei es inakzeptabel, über berechtigte Forderungen zu sprechen.

Voigt wollte auch den einzelnen Bürger nicht aus der Verantwortung entlassen: "Heute kann man sich über fast alles selbst informieren." Die Medienlandschaft zerbröckele, es gebe Blogs zu beinahe jedem Thema. Eine treffende Erklärung für die möglicherweise mangelhafte Neutralität der Medien kam von Busche selbst: "Natürlich sind Journalisten nicht objektiv, können sie gar nicht." Bei jedem flössen eigene Moralvorstellungen und politische Orientierung in die Arbeit ein. Aber: "Man muss sich um Objektivität bemühen."

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