Paukenschlag Mieterhöhung: Siedlungsgesellschaft will mehr Geld für 2300 Wohnungen

Saarbrücken · Wenn Mieter nachweisen, dass sie die Erhöhung nicht bezahlen können, verspricht die Siedlungsgesellschaft, die Erhöhung zu reduzieren. Der Aufsichtsrat wusste, dass eine Erhöhung kommt, aber nicht wie hoch sie im Extremfall werden kann.

Die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (SGS) will ab 1. Januar mehr Miete für rund 2300 Wohnungen . Das hat sie ihren Mietern rechtzeitig angekündigt. 439 Mieter haben bereits schriftlich bestätigt, dass sie mit der Erhöhung einverstanden sind. Die letzte turnusmäßige Mieterhöhung der SGS war 2012. Aber in der Mehrzahl der jetzt betroffenen 2300 Wohnungen - so versichert die SGS - blieb damals die Miete unverändert. Die durchschnittliche Kaltmiete für die 2300 Wohnungen (rund ein Drittel des SGS-Bestandes) lag bisher bei 4,85 Euro pro Quadratmeter - sie wird ab 2016 auf rund 5,35 Euro erhöht, erklärt die SGS: "Die monatlichen Erhöhungen liegen zwischen 10 und maximal 50 Euro ." Aufs Jahr gesehen sind das im Höchstfall also 600 Euro Mieterhöhung. Für einen solchen Höchstfall gibt die SGS folgendes Beispiel: Eine langjährige Mieterin bewohnt drei Zimmer mit 79 Quadratmetern in einem SGS-Gebäude auf dem Eschberg, die letzte Mieterhöhung war 2004. Die Wohnung kostete bisher pro Jahr 4161,72 Euro - künftig werden es 4761,72 Euro sein.

Die SGS gehört der Stadt. Aufsichtsratsvorsitzende ist Oberbürgermeisterin Charlotte Britz. SGS-Geschäftsführer Radu Gurau versicherte gestern der SZ, er habe seinen Aufsichtsrat im Vorfeld darüber informiert, dass eine turnusmäßige Mieterhöhung anstehe, die unterhalb der gesetzlich vorgegebenen Maximalhöhe von 20 Prozent liegen werde.

Gurau: "Und wenn uns ein Mieter darlegt, dass er die Erhöhung nicht bezahlen kann, wird die Erhöhung ermäßigt."

Laut SGS ist die Mieterhöhung notwendig, damit das Unternehmen weiterhin konsequent seine Immobilien auf Zack bringen kann.

Nach eigenen Angaben investiert die SGS seit 16 Jahren kontinuierlich jährlich bis zu 20 Millionen Euro in ihre Wohnungen und Gebäude.

Die SZ fragte in der Stadt-Pressestelle nach, ob der SGS-Aufsichtsrat und damit auch die Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, tatsächlich nicht darüber informiert waren, was diese Mieterhöhung im Einzelfall bedeuten kann. Stadtpressesprecher Thomas Blug erläuterte: "Mieterhöhungen werden nicht im Aufsichtsrat entschieden. Sie sind Teil des operativen Geschäftes und obliegen damit der Geschäftsführung . Im Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung lediglich darüber informiert, dass eine Erhöhung zum 1. Januar 2016 im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben und unter Berücksichtigung sozialer Härte im Einzelfall erfolgen wird. Das Ausmaß der Erhöhung in bestimmten Einzelfällen war kein Thema."

Meinung:
Nicht bloß nicken

Von SZ-RedakteurJörg Laskowski

Liebe Aufsichtsräte ! Das nächste Mal, wenn Ihnen jemand eine Mieterhöhung ankündigt, dann fragen Sie: "Was bedeutet das im Extremfall. Und wen wird das besonders hart treffen?" Wenn die Antwort lautet: "Rentner, die noch in der Wohnung leben, die sie mit ihrem verstorbenen Ehepartner gemietet haben und die sie jetzt halt noch gerade so bezahlen können." Ja, dann liebe Aufsichtsräte , dann sagen Sie zu Ihrem Geschäftsführer: "Das ist Mist, da müssen wir mal schaun, ob wir das nicht anders regeln können." Gell. So macht man das!

Und liebe Geschäftsführer, erklären Sie dem Aufsichtsrat künftig immer gleich den Extremfall. Dann gibt's hinterher keinen Aufschrei. Klar?

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