Patientenberatung endet, bevor Zukunft geklärt ist

Saarbrücken · Nach 14 Jahren müssen Verbraucherzentrale Saar und Sozialverband VdK ihre Unabhängige Patientenberatung am Freitag in Saarbrücken schließen. Wo der neue Träger künftig vor Ort berät, ist ungewiss.

Wenn an diesem Freitag das Büro der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) in der Dudweiler Straße 24 in Saarbrücken schließt, geht eine erfolgreiche Ära zu Ende. Seit 2000 haben vier Beraterinnen und Berater in jedem Jahr 3000 Patienten geholfen, die Probleme mit ihren Krankenkassen oder ihren Ärzten hatten und sich Rat von dritter Seite holten. "Wir bedauern, dass eine erprobte und erfolgreiche Struktur zerschlagen wird, die 2001 im Saarland ihren Anfang nahm", erklärten VdK-Landesgeschäftsführer Peter Springborn und Verbraucherzentrale-Geschäftsführer Jürgen Zimper. "Im Interesse der Patienten wünschen wir der neuen UPD dennoch einen guten Start", so die Vertreter der beiden bisherigen Träger. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und der Bundespatientenbeauftragte Karl-Josef Laumann (CDU ) hatten die UPD im Frühjahr diesen Jahres an die Sanvartis GmbH in Duisburg-Rheinhausen vergeben, die zur Düsseldorfer Vendus-Gruppe gehört. Hintergrund der Vergabe ist nach Experten-Angaben die Tatsache, dass die an die UPD gerichteten Patientenbeschwerden zur Hälfte gegen die Kassen selbst gerichtet sind, wenn es etwa um ausbleibende Krankengeldzahlungen geht. In der Ausschreibung hatten GKV und Laumann die persönliche Beratung im Büro zugunsten einer Telefonauskunft stark eingeschränkt. Sanvartis arbeitet auch für die AOK : Für Kritiker ein Beleg dafür, dass die Unabhängigkeit ab 2016 zu Ende geht.

"Wie es in Saarbrücken mit der Patientenberatung weitergeht, wissen wir nicht", sagte VdK-Manager Springborn gestern der SZ. Zwei der bisherigen Beratungsmitarbeiter hätten bereits neue Stellen gefunden, zwei seien noch auf der Suche. Der VdK Saar könne eine eigene unabhängige Patientenberatung nicht stemmen. "Wir sind enttäuscht, weil die bisherige UPD im Saarland viel geleistet hat", so Springborn. Trotz der Kritik der Landtagsopposition und des Ärztekammer-Chefs Josef Mischo an der Neuvergabe der UPD-Trägerschaft hatte Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU ) betont, sie zweifele nicht, dass der neue Träger die für die Patienten notwendige Beratung leisten werde.

Doch die UPD gGmbH sucht derzeit noch händeringend nach Beratungspersonal, wie die Internetseite zeigt. Laut San vartis ist keine feste Anlaufstelle für Patienten im Saarland geplant, sondern Räume in Volkshochschulen und Rathäusern. "Wir werden bis zum Frühjahr eine Beratungsstelle in Saarbrücken einrichten. Diese wird sich nicht in den Räumen der bisherigen Beratungsstelle befinden", erklärte UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede der SZ. Es fänden noch Gespräche statt, so dass er noch keine genaue Adresse nennen könne, sagte Krumwiede.

Meinung:
Kompetenz geht verloren

Von SZ-RedakteurDietmar Klostermann

Die Unabhängige Patientenberatung ist eine wichtige Anlaufstelle für Kranke, die sich von ihrer Kasse oder ihrem Arzt schlecht behandelt sehen. Im Saarland gibt es sie seit 15 Jahren. Doch Erfahrung und Kompetenz der Berater hat die Bundesregierung beiseite gewischt zugunsten einer ungewissen Beratungszukunft. Zwar sollen die Telefone länger besetzt sein als zuvor: Doch ob die Ratschläge aus Berlin künftig Ergebnisse zeitigen, die den Tipps der Kenner der hiesigen Gesundheitsszene gleichwertig sind, ist stark zu bezweifeln. Das öffentliche Bild, das die neue UPD gut 14 Tage vor ihrem Start abgibt, ist nicht das beste. Noch ist nicht klar, wer, wann und wo im Saarland persönlich zur Beratung zur Verfügung steht. Die intensive Suche nach Fachpersonal auf der UPD-Internetseite verrät eher, dass der neue Träger selbst noch ziemlich ratlos ist.

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