„Partnerbörse“ für die Baukultur

Saarbrücken · Bereits zum dritten Mal sucht die Architektenkammer des Saarlandes Teams für Projekte im Rahmen von „Baukultur: Architektur trifft Schule“. Ihre Aufgabe: Schüler vor Ort für die Themen begeistern.

 Kristin Schneider und Dorothee Augustin (vorne links) machen mit beim Workshop „Baukultur: Architektur trifft Schule“. Foto: Iris Maurer

Kristin Schneider und Dorothee Augustin (vorne links) machen mit beim Workshop „Baukultur: Architektur trifft Schule“. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Es geht insbesondere darum, jungen Menschen die Augen zu öffnen", sagt Professor Heiko Lukas, Präsident der Architektenkammer des Saarlandes, in seiner Rede zu Beginn eines Workshops . Dabei lernen sich in der Architektenkammer Lehrer und Architekten kennen, die an dem Projekt "Baukultur: Architektur trifft Schule" teilnehmen wollen. Das Projekt wird bereits zum dritten Mal von der Architektenkammer des Saarlandes, der Wüstenrot-Stiftung, dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) und dem Ministerium für Bildung und Kultur gestaltet. Dabei erarbeiten ein Architekt und ein Lehrer gemeinsam eine Aufgabe, die sich mit Baukultur oder Architektur beschäftigt und im Schulunterricht in zwölf Einheiten umgesetzt wird. Im Anschluss werden die einzelnen Aufgaben multimedial in einer Ausstellung im Kultusministerium präsentiert.

Am Dienstagnachmittag saßen daher zehn Architekten und sieben Lehrer an zwei großen Tischen zusammen, um sich einander vorzustellen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei sollten ein Lehrer und ein Architekt zusammenfinden, um dann ein gemeinsames Projekt zu erarbeiten. Aber das erwies sich als gar nicht so einfach. "Es ist ein bisschen wie bei einer Partnerbörse", sagt Cornelia Noll, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und die Weiterbildung der Architektenkammer des Saarlandes. Denn die zukünftigen Baukultur-Partner sollten sich über ein Projekt einig werden und die Anfahrtswege für die Architekten sollten nicht zu lang sein, schließlich kommen die Lehrer von Schulen aus dem ganzen Saarland. Und dann sollte auch die Chemie stimmen, denn man muss miteinander arbeiten können.

Hinzu kommt, dass auch schon mal unterschiedliche Vorstellungen von Lehrern und Architekten aufeinanderprallen können. Während die Architekten eher eine künstlerische oder bautechnische Sichtweise haben, denken die Lehrer an ihren Alltag, und daran, wie man das Projekt vor Ort mit Schülern umsetzen kann. "Das macht aber den Reiz und auch den Gewinn für die Schüler aus, dass hier verschiedene Sicht- und Herangehensweisen kombiniert werden. Dadurch lernen alle, und es ist eine Bereicherung für alle", erklärt Cornelia Noll am Rande des Workshops .

Das Beschnuppern funktioniert dann aber doch relativ gut, und nach einer halben Stunde haben sich schon die ersten Teams gefunden. "Wir könnten 20 Projekte in diesem Jahr unterstützen, bisher werden wir mindestens zwölf organisieren, darunter sind auch einige Wiederholungstäter", sagt Cornelia Noll. Lena Gergen von der Nikolaus-Groß-Schule in Lebach und der Architekt Jörg Kühn aus Eppelborn sind solche Wiederholungstäter. "Wir haben zusammen schon im letzten Jahr als Projekt die Pausenhalle unserer Schule mit Schülern neu gestaltet. Und das war eine so intensive und positive Arbeit, das möchten wir gerne neu auflegen", sagt die Lehrerin. "Mir hat die Arbeit mit den Kindern so viel Spaß gemacht. Das Bewusstsein für das Thema Architektur zu wecken und den Kindern die Augen zu öffnen, das ist toll", meint der Architekt.Für Roman Wallrich, Schulleiter der Ganztagsschule Saarbrücken Bellevue, ist es eine klare Sache. "Wir haben bisher zweimal an dem Projekt ‚Baukultur: Architektur trifft Schule' teilgenommen. Und das war jedes Mal eine große Bereicherung für unsere Schüler . Daher werden wir auch dieses Jahr mitmachen", erzählt er. Im Jahr 2014 wurde das Projekt in der Klasse 8b von der Lehrerin Beate Khatami und der Architektin Susanne Dorfmüller geleitet. Lehrerin und Architektin hatten sich während eines Workshops in der Architektenkammer des Saarlandes kennengelernt und das Projekt gemeinsam geplant. Dabei wurde im Kunstunterricht , aber auch in den Gesellschaftswissenschaften und sogar im Mathematik-Unterricht an dem Projekt gearbeitet. "Angefangen hat es, indem die Schüler mit Lehrerin und Architektin in die Stadt gefahren sind und sich in der Dudweilerstraße umgeschaut haben", berichtet der Schulleiter. Dabei wurden die Häuser genau betrachtet und fotografiert. Die Fotografien wurden anschließend im Unterricht besprochen und dabei wurden die Unterschiede zwischen alten und neuen Fassaden, renovierten und umgebauten Häusern thematisiert. "Die Wahrnehmung der Schüler wurde erweitert", fasst Roman Wallrich zusammen. Aber das war nicht das Ende des Projektes, denn jetzt wurden im Kunstunterricht von den Schülern Fassaden im Modell gestaltet und in den Gesellschaftswissenschaften wurde reflektiert, wie die Schüler wohnen und wie man das eigene Wohnumfeld beeinflussen kann. Und schließlich wurden im Mathematikunterricht Kostenanalysen berechnet. "Unsere Erfahrungen waren nur positiv. Für die Schüler war es ein großer Gewinn, sie wurden für das Thema Baukultur sensibilisiert", ist sich der Schulleiter sicher. In diesem Jahr will man sich wieder beteiligen. Aber diesmal soll es um das eigene Schulgebäude gehen. "Zurzeit haben wir eine AG mit der Architektin Susanne Dorfmüller, um den Schulhof neu zu gestalten. Aber darüberhinaus soll in diesem Jahr ein Schülerraum für ältere Schüler mit deren Beteiligung neu eingerichtet werden. Das wäre ein schönes, neues Projekt für ,Baukultur: Architektur trifft Schule'", sagt Roman Wallrich.

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