Ophüls-Festival in der Kritik

Saarbrücken · Das Filmfestival Max Ophüls Preis wird wohl auch im Januar die Anliegen von Menschen mit Handicaps weitgehend unberücksichtigt lassen. Vertreter von Behindertenorganisationen zeigen sich enttäuscht.

 In Lolas Bistro trafen sich 2012 Festivalbesucher zu Gesprächen und Currywurst. Archivfoto: Iris Maurer

In Lolas Bistro trafen sich 2012 Festivalbesucher zu Gesprächen und Currywurst. Archivfoto: Iris Maurer

Das Angebot an Rollstuhlplätzen wird beim kommenden Festival Max Ophüls Preis in Saarbrücken (20. bis 26. Januar) gegenüber den Vorjahren wohl nicht erhöht. Zwei der vier Kinos (Filmhaus und camera zwo) gelten von vornherein nicht als Rollstuhl-tauglich, die anderen beiden - Cinestar und achteinhalb - sind zwar rollstuhlgerecht, können aber laut Ankündigung von Festivalleiter Philipp Bräuer gegenüber der SZ in den einzelnen Sälen erneut keine größeren Angebote machen. Als Gründe dafür nannte Bräuer Brandschutzauflagen sowie aufwändige Genehmigungen und Kosten.

Menschen mit Behinderungen und ihre Interessenvertretungen verweisen seit Jahren darauf, dass ein mit Steuergeld finanziertes Festival wie das in Saarbrücken verpflichtet sei, die UN-Behindertenrechtskonvention zu befolgen. Nach dieser sei durch die Auswahl geeigneter Spielstätten dafür Sorge zu tragen, dass Veranstaltungen auch für Menschen mit Einschränkungen erlebbar sind.

In den beiden Vorjahren hatten Rollstuhlfahrer, Blinde und Hörgeschädigte das Ophüls-Festival in großer Zahl spontan besucht und durch den Kauf von Kinokarten die fehlende Barrierefreiheit aufgedeckt. Daraufhin sicherten die Festival-Verantwortlichen und die Kinobetreiber zu, die Interessen der Gehandicapten künftig stärker zu berücksichtigen (zuletzt in der SZ vom 5. Juli 2013: "Filmfestival will Barrieren abbauen").

Nach Lage der Dinge wird nun allerdings nichts oder kaum etwas besser. Das angekündigte Buchungssystem für die ganz wenigen Rollstuhlplätze ist nach Einschätzung der Saarbrückerin Dunja Fuhrmann, Vorstandsmitglied im Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter, praxisfremd und nicht transparent. Empörung ruft auch die Ankündigung hervor, dass wohl erneut kein Festivalfilm in Versionen für Hörgeschädigte oder Sehbehinderte gezeigt werden wird (Stand 20. Dezember). Dabei gelten Untertitel und Audio-Beschreibungen nach Worten von Adrian Schmitz vom saarländischen Blinden- und Sehbehindertenverein als technisch problemlos und finanziell kaum ins Gewicht fallend. Schmitz berichtete der SZ, er habe kürzlich in Berlin ein Filmfestival besucht, bei dem die Belange von Sehbehinderten ohne jegliches Aufhebens erfüllt gewesen seien. Die Ophüls-Veranstalter dagegen "wollen doch gar nicht, dass behinderte Personen ihr tolles Festival verunstalten", so Schmitz bewusst zynisch. Sowohl er als auch Dunja Fuhrmann berichteten, dass die Festival-Verantwortlichen das ganze Jahr Kommunikation mit den Interessenvertretern der Behinderten vermieden hätten. "Ophüls", so Fuhrmanns Fazit, sei ein "Armutszeugnis" für die Bemühungen um Inklusion. . "Kino macht Schule": Zum neunten Mal bieten die Bundeszentrale für politische Bildung und die saarländische Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen des 35. Filmfestivals Max Ophüls Preis für Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen vom 20. bis 24. Januar 2014 Kinoseminare zu ausgewählten Filmen aus dem Festivalprogramm an.

Jeweils um 8.30 Uhr und 11 Uhr sind zum Preis von 3,50 Euro im Saarbrücker Kino Cinestar Produktionen zu sehen, die vom Medienpädagogen Jörg Litzenburger mit den Schulklassen vor- und nachbereitet werden. Zudem werden namhafte Filmemacher und Schauspieler bei den jeweiligen Vorführungen anwesend sein. Folgende Filme stehen zur Auswahl:

Den Auftakt der Schulvorstellungen macht am Montag, 20. Januar, das Drama "Und morgen Mittag bin ich tot" (freigegeben ab 12 Jahren) von Regisseur Frederik Steiner: Die junge Lea, die an Mukoviszidose erkrankt ist, will ihrem Leiden ein Ende setzen und reist, ohne ihre Familie zu informieren, in die Schweiz in ein Hospiz. Am Dienstag, 21. Januar, geht es mit dem Film "Der blinde Fleck" (freigegeben ab 12 Jahren) weiter. Regisseur Daniel Harrich inszeniert darin die Geschichte des Journalisten Ulrich Chaussy, der 1980 versucht, die Hintergründe um das Attentat auf das Oktoberfest in München aufzuklären, und gerät dabei in Gefahr.

Regisseur Tali Barde präsentiert am Mittwoch, 22. Januar, seinen Film "For no eyes only" (freigegeben ab 12 Jahren). Seine Geschichte um den Computer-Nerd Sam ist eine Hommage an das Werk von Alfred Hitchcock. Sam, der durch einen Unfall mit einem Gips an seinen Schreibstuhl gefesselt ist, spioniert das Leben seiner Mitschüler aus - vor allem das Leben des neuen Mitschülers Aaron. Doch dann sieht er etwas, das ihn in einen Gewissenskonflikt und in Gefahr bringt.

Mit dem Dokumentarfilm "Population Boom" (ohne Altersbeschränkung) von Werner Boote folgt am Donnerstag, 23. Januar, der vierte Film. Dokumentarfilmer Boote, der besonders mit seinem Film "Plastic Planet" für Aufsehen sorgte, geht in seinem neuesten Werk der Frage auf den Grund, ob die Erde wirklich überbevölkert ist. Dafür reist er um die ganze Welt und spricht mit unterschiedlichen Menschen über dieser These.

Als letzter Film wird am Freitag, 24. Januar, das Drama "Totale Stille" (freigegeben ab 12 Jahren) der Regisseurin Zarah Ziadi gezeigt. Darin erschüttert ein Amoklauf die Carl-Friedrich-Gauß-Universität in Berlin. Vielen Studenten bleibt nur noch die Flucht in einen der Seminarräume und qualvolle Stunden der Angst und des Wartens. Ein Frage treibt alle um: Wer sind die Täter, und was ist ihr Motiv? Aber sie hinterfragen auch ihr eigenes Leben. Haben sie es richtig gelebt, wenn es heute zu Ende gehen sollte?

Anmeldungen nimmt die Landeszentrale für politische Bildung unter c.bollow@gmx.de bzw. telefonisch unter (01 51) 56 86 36 03 entgegen.

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