Olé: Fangespräch zum WM-Auftakt

St Wendel · Portugal, Ghana und die USA – gegen die Teams dieser Länder tritt die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien an. Im Vorfeld der Gruppenspiele haben wir Vertreter aus diesen Nationen in die Redaktion eingeladen. Bei den Gesprächen war nicht nur Fußballwissen gefragt. Es ging auch um Stimmung, Fanrituale und Erwartungen an das Turnier. Heute geht die WM los, am Montag treffen Deutsche und Portugiesen aufeinander.

 Die Talk-Teams: Marc André Müller mit Linus (hinten), Cristina Ribeiro-Corbe mit Tochter Marisol (links) und Filomena Bereira mit Söhnchen Leonardo. Fotos: B&K

Die Talk-Teams: Marc André Müller mit Linus (hinten), Cristina Ribeiro-Corbe mit Tochter Marisol (links) und Filomena Bereira mit Söhnchen Leonardo. Fotos: B&K

 Leonardo (2) schwenkt begeistert die Fahne Portugals.

Leonardo (2) schwenkt begeistert die Fahne Portugals.

 Marc André Müller mit dem sechs Monate alten Linus.

Marc André Müller mit dem sechs Monate alten Linus.

 Stilecht im Fan-Dress: die achtjährige Marisol.

Stilecht im Fan-Dress: die achtjährige Marisol.

 Die Redakteurinnen Evelyn Schneider und Melanie Mai (vorne, von links) hatten zur Gesprächsrunde in Sachen WM geladen.

Die Redakteurinnen Evelyn Schneider und Melanie Mai (vorne, von links) hatten zur Gesprächsrunde in Sachen WM geladen.

Fahnen an der Wand, Mini-Fußbälle und Fan-Käppi auf dem Tisch. Zugegeben, so sieht nicht die klassische Bürodekoraktion aus. Aber für das Redaktionsgespräch anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, durfte es mal etwas bunter sein. Die beiden eingeladenen Portugiesinnen Cristina Ribeiro-Corbe und Filomena Bereira brachten spontan ihre Kinder mit, der Hoofer Marc André Müller kam mit Ehefrau Kathrin und dem sechs Monate alten Linus. Rein zahlenmäßig stand es bei diesem Treffen also 4:3 für Portugal. Ob sich dieses Ergebnis auf dem grünen Rasen der Arena Fonte Nova in Salvador wiederholen könnte? Dort treffen die Nationalmannschaften von Portugal und Deutschland am kommenden Montag aufeinander. Es ist für beide Teams das erste Gruppenspiel der WM.

Cristina Ribeiro-Corbe ist skeptisch. "Portugal hat gegen Deutschland immer verloren. Wir sind zu emotional, wir können keinen kühlen Kopf bewahren." Im Hause der Portugiesin ist Fußball eher Frauensache, es gibt zwei Fanlager. Denn die End-Dreißigerin ist mit einem Deutschen verheiratet. Der genießt die Unterstützung der beiden älteren Töchter für die Jogi-Elf. Die achtjährige Marisol hingegen hält Portugal die Daumen. Cristina Ribeiro-Corbe erinnert sich an das letzte Aufeinandertreffen der Mannschaften aus Deutschland und Portugal. Damals hat ihr Mann mit Freunden im Garten gegrillt, während sie, ihre Mutter und Marisol im Fan-Dress Fußball schauten. Die beiden älteren Töchter saßen vor einem zweiten Fernseher und feuerten die deutschen Jungs an.

Jetzt gibt es noch mehr Unterstützung für die Mannschaft um Cristiano Ronaldo. Denn vor einem Jahr hat Cristina Ribeiro-Corbe die Portugiesin Filomena Bereira kennen gelernt. Die 31-Jährige ist echter Fußball-Fan - auch abseits der Weltmeisterschaft. Ihr Herz schlägt für Benfica Lissabon. Während sie redet, schwenkt ihr zweijähiger Sohn Leonardo begeisert die portugiesische Fahne. "Portugal schafft es bis ins Halbfinale", tippt Filomena Bereira.

Marc André Müller traut den Portugiesen ebenfalls viel zu und hätte nichts dagegen, wenn das Team Gruppen-Erster werden würde. "Dann könnte Deutschland erst im Finale auf Brasilien treffen", so Müller. Der 31-jährige verfolgt Fußball-Spiele nicht nur von der Fantribüne aus, sondern steht selbst auf dem Platz - als Schiedsrichter. Er möchte so viele Spiele wie möglich sehen. Zu Beginn noch in kleiner Runde mit Freunden zuhause. Später könnte er sich auch Public-Viewing vorstellen. Die Vorfreude auf die WM hält sich bei dem 31-Jährigen derzeit noch in Grenzen. "Aber während des Turniers steigert sich die Euphorie von Tag zu Tag", so Müller. Der Lehrer an der Erweiterten Realschule in Freisen tippt mit den 18 Kollegen auf die einzelnen Spiele.

Neben dem Weltmeister wird in Brasilien während des Turniers auch der beste Spieler ermittelt. Müller traut diesen Titel Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi zu. "Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass es jemand wird, an den momentan noch niemand denkt." Die beiden Portugiesinnen halten beim Titel des besten Spielers zu ihrem Landsmann Ronaldo. Die beiden Frauen schätzen seine fußballerische Leistung. "Aber menschlich hat er auch bei seinen Landsleuten verloren. Er ist zu abgehoben", findet Cristina Ribeiro-Corbe. Sie fiebert bereits dem Finale entgegen und würde sich wünschen, dass ihr Team einmal gegen Deutschland gewinnt.

Neben dem Endspiel freut sich Marc André Müller bereits auf die Partie Deutschland gegen die USA (26. Juni). "Dann schlagen wir den Klinsi", sagt er und lächelt.

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