Noch näher ran an die Besucher

Saarbrücken · Der Deutsch-Französische Garten versucht, mit seinen Besuchern enger in Kontakt zu kommen, Kommunikation, Information und Service zu verbessern. Für ein Grünanlagenamt ist das gar nicht so einfach.

Das kleine Schild mit der Aufschrift "Service Qualität Deutschland" am Nordeingang des Deutsch-Französischen Gartens (DFG) wird den wenigsten Besuchern auffallen; die Verantwortlichen im Amt für Stadtgrün der Landeshauptstadt sind stolz darauf. Es handelt sich nämlich um ein Siegel, das ihre systematischen und langfristig angelegten Anstrengungen für Kundennähe , Freundlichkeit und Dienstbarkeit honoriert.

Üblicherweise bewerben sich Hotels, Restaurants und kommerziell betriebene Freizeiteinrichtungen darum. Dass sich eine öffentliche Grünanlage, also quasi eine Behörde, damit schmückt, ist bundesweit eher selten, wie Amtsleiterin Carmen Dams berichtet. Hintergrund: Ein Amt hat nun einmal nicht das Personal und die unternehmerische Ausrichtung, um tagtäglich möglichst alle Gäste persönlich zu umsorgen. In Saarbrücken versucht man dennoch im Rahmen des Möglichen, so nah an die Besucher heranzukommen, wie nur möglich. Früher, als der DFG noch Eintritt an fünf Kassenhäusern nahm (bis 1992, dann fraßen die Personalkosten die Einnahmen), war der Kontakt mit den jährlich 300 000 Besuchern unmittelbar. Heute muss man die Leute quasi "einfangen".

Angelika Trenz, Koordinatorin für den DFG im Grünanlagenamt, gesteht ein, dass der Garten bei einer Überprüfung der Servicequalität durch anonyme Tester im Jahr 2010 nicht gut wegkam. Man entschied sich dann dafür, die Mängel systematisch zu erfassen, aufzuarbeiten und abzustellen, Mitarbeiter zu schulen und den Garten zertifizieren zu lassen. Das hat auch den nicht unwichtigen Effekt, dass dadurch Fördergelder für touristische Einrichtungen leichter fließen. Der DFG ist nun seit gut einem Jahr ein Qualitätsbetrieb der Stufe 1 (so lange hängt das Schild) und sieht sich auf gutem Weg, noch ein wenig besser zu werden. Kernstück ist der Austausch mit Besuchern über "Feedback"-Zettel oder Internet-Bewertungen. Hier ist jeder aufgefordert, Mängel und Wünsche zu benennen, gern auch mit konstruktiven Vorschlägen. Bislang zeugen etliche Eingänge von selbstbewusster Anspruchshaltung: "Bier zu teuer!", "Räumt die Hundescheiße weg", "Bäume stehen lassen!" heißt es da etwa.

Der DFG strebt nach Worten von Angelika Trenz an, Informationen für Besucher über Pflanzen und Tiere zu verbessern, durch Tafeln oder auch durch aktuelle Meldungen auf der Homepage. So möchte man einen Blühzeitenkalender installieren, der auf die jeweils blühenden Pflanzen hinweist. An Hochzeitsgesellschaften sollen systematisch Zufahrtskarten vergeben werden, damit im Park Fotos geschossen werden können.

In den Gremien ist beschlossen worden, die WC-Anlage am Lesepavillon umzubauen und behindertengerecht zu erweitern. Der anstelle der "Gulliver Welt" vorgesehene Spielplatz aber ist noch nicht in Sicht. Das benachbarte "Café zum gemütlichen Eck" mit der Minigolfanlage ist mittwochs, samstags und sonntags geöffnet, in den Ferien täglich. Man bemüht sich, dass heuer wieder ein Tretbootverleih eingerichtet wird. Demnächst wird auf Youtube ein Film über einen der Pfauen aus dem DFG zu sehen sein. Der stolze Vogel nutzt in diesen Frühlingstagen jede Gelegenheit, den Besuchern sein Federkleid zu zeigen.Als der Illinger Fleischwarenproduzent Höll noch im Saft stand, stellte er allerorten übermannshohe Werbesäulen auf. Damit die jeweiligen Standorte auch etwas davon hatten, wurde dem Betrachter nicht nur die Wurst erklärt, sondern auch die Uhrzeit geboten. Ab 2012 gingen Höll und diverse Töchterfirmen in die Insolvenz. Die Uhrentürme sind geblieben, werden aber leider nicht mehr überall wie gewünscht in Schuss gehalten. Auch am Nordeingang des DFG steht noch eine der Höll-Säulen. Wie Beobachter schildern, bewegen sich die Zeiger manchmal noch, Regelmäßigkeiten sind aber nicht zu erkennen. Die Uhren gehen schlichtweg falsch. In der Stadtverwaltung hat man erkannt, dass unzuverlässige Uhren noch nachteiliger wahrgenommen werden als gar keine, weil sie auf Schludrigkeit und Verwahrlosung deuten. Deshalb habe man Kontakt zu dem Unternehmen aufgenommen, das als Nachfolger von Höll und unter dessen Produktnamen weiterhin Wurst erzeugt, heißt es auf Anfrage. Hoffnung: Diese Firma möge erkennen, dass perfekt laufende Uhren gut für das Image sind. Wenn nicht, so hieß es, werde man bitten, den Werbeträger abzubauen.

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