Noch kreisen hier die Kräne

Saarbrücken. Neun Uhr morgens. Es ist kalt. Doch die Bauarbeiter im Quartier Eurobahnhof sind schon fleißig. Drei Kräne drehen sich gemächlich. Eine Betonmischmaschine rotiert unermüdlich. Hammerschläge hallen über das Gelände. Die Morgensonne beleuchtet die Betonskelette, die sich schon bald in ein Medizinzentrum und ein Bürogebäude verwandeln sollen

Saarbrücken. Neun Uhr morgens. Es ist kalt. Doch die Bauarbeiter im Quartier Eurobahnhof sind schon fleißig. Drei Kräne drehen sich gemächlich. Eine Betonmischmaschine rotiert unermüdlich. Hammerschläge hallen über das Gelände. Die Morgensonne beleuchtet die Betonskelette, die sich schon bald in ein Medizinzentrum und ein Bürogebäude verwandeln sollen.

Ein paar Fußgänger kommen vom Rodenhof. Sie steuern den Nordzugang des Hauptbahnhofs an.

Kaum zu glauben, dass von Monat zu Monat mehr Betriebe und Betriebsamkeit in Saarbrückens jüngstes Viertel einziehen sollen. Dass das Betongrau bald von frischen Farben überdeckt sein wird.

Projektleiter Jens Düwel von der städtischen Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) kann sich das pulsierende Leben dort schon gut vorstellen. Und er stützt seinen Optimismus auf Fakten. "Der größte Vorteil des Geländes ist die Lage. Das Quartier liegt im Stadtkern, direkt hinter dem Hauptbahnhof und nahe an den Autobahnen. Eine derart große Fläche direkt in der Innenstadt architektonisch um- und neu zu gestalten, ist eine sehr seltene und außergewöhnliche Chance", sagt er.

Warum überhaupt "Quartier"? Der Name solle einerseits hervorheben, dass es sich um ein eigenes Stadtviertel handelt. Andererseits, gibt Düwel zu bedenken, gebe es das Wort im Deutschen und im Französischen. Der Name Quartier werde also dem angestrebten deutsch-französischen Charakter des Geländes gerecht.

Düwel ist sich noch nicht sicher, ob die Saarbrücker das Quartier Saarbrückern bald als eigenes Stadtviertel wahrnehmen. Das hänge von der Nutzung ab. Bislang seien vor allem für die Bürogebäude Investoren, Pächter und Mieter gefunden. Von der "Vitrine de France", einem Komplex für französische Unternehmensgründer, verspreche sich die GIU viel. Wünschenswert sei, dass sich in dem Büro- und Konferenzgebäude Firmen auf Dauer niederlassen. Die Zusage eines großen deutsch-französischen Steuerberatungsunternehmens habe die GIU bereits, ebenso die der französischen Handelskammer. Um diese Art Starterzentrum zu realisieren, benötigt die GIU jedoch Fördergeld von Land und Europäischer Union.

Düwel hält es darüber hinaus für sehr wichtig, dass der Eurobahnhof angesichts der "großen Konkurrenz" auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Paris über Straßburg nach Stuttgart seine Stellenwert behält. Er fürchtet, dass die Bahn die Zahl der täglichen Züge über Saarbrücken nach Paris reduzieren könnte.

Der für die Identität eines Stadtviertels wichtige Faktor Wohnen fällt im Quartier weg. "Wegen des nächtlichen Güterverkehrs ist es zu laut, um hier Wohngebäude zu errichten", erklärt Düwel. Allerdings will die GIU Kunst, Freizeit und Gastronomie im Quartier ein Zuhause bieten. Beispiel: In der Sonderwerkstatt, einem ehemaligen Bahngebäude, sollen sich Kunsthandwerker und Produktdesigner niederlassen, um Kunstobjekte zu gestalten und zu verkaufen. Interessenten für das im Februar fertige Gebäude gebe es bereits. Düwel kann sich zudem in einem weiteren Gebäude ein Wellnesszentrum vorstellen.

Die Mischung solle letztlich den Reiz des Viertels ausmachen. Mit Geschäftszentren, Kultur, Freizeit und Gastronomie wollen die Planer eine "attraktive Ergänzung zur Innenstadt bieten", sagt Düwel.

Doch erst mal drehen sich an diesem kalten Wintermorgen die Kräne. Und aus Betonmischern quillt neues Material für Hausskelette. Andere Bauten wie das Hotel sind so weit gediehen, dass man kein Planer wie Jens Düwel sein muss, um sich das neue Leben in Saarbrückens jüngstem Stadtteil vorstellen zu können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort