„Nicht besorgt um meine Kunst“

Saarbrücken · Reproduktion spielt eine große Rolle in der Kunst von Yannik Herter. Er studiert Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) bei Katharina Hinsberg und Gabriele Langendorf.

 Yannik Herter vor einer seiner Arbeiten in der Galerie der Hochschule. Foto: Kerstin Krämer

Yannik Herter vor einer seiner Arbeiten in der Galerie der Hochschule. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Es ist die Transformation, die ihn interessiert: Bei Yannik Herter führt ein Bild zum nächsten, führt die Malerei zum Objekt. "Ich komme immer von einem zum anderen", sagt er über sein prozesshaftes Arbeiten. Als konzeptueller Künstler ist Herter ein hochreflektierter Einzeltäter, der flexibel sämtliche Felder nutzt, die die visuelle Kunst ihm bietet: Er beschäftigt sich mit Zeichnung, gegenständlicher und abstrakter Malerei, Objekt, Installation, Siebdruck und Lichtkunst. Er experimentiert gern mit Gerüchen und kombiniert Farben schon mal mit ätherischen Ölen.

Ein festes Endziel hat er bei seinen Arbeiten nicht: "Ich bin stets bereit, abzuwandern", sagt er. Um Wege zu beschreiten, die man normalerweise nicht geht: "Ich will mich selbst überraschen." Dafür setzt Herter sogar auf Methoden wie etwa den Rohrschacht-Test, um Assoziationen auszulösen. Auch die Betrachter seiner Werke sollen frei assoziieren können, um wahrhaft miteinbezogen zu sein - deshalb haben Herters Bilder oft keinen Namen, weil dies die Wahrnehmung beeinflussen würde. "Ein Kunstwerk ist ja immer auch ein Spiegel der Person, die es betrachtet", erklärt Herter. "Und Namen machen nur Sinn, wenn ich nichts vorwegnehme."

Yannik Herter wurde 1990 in Saarbrücken geboren, seit 2011 studiert er Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) bei Katharina Hinsberg und Gabriele Langendorf. Ursprünglich kommt Herter von der Street Art, er lebte zwei Jahre in Berlin und sammelte Erfahrung in Wandmalerei und Kleistern.

Bei seinen Installationen im öffentlichen Raum setzt er auf Transformation und die Auseinandersetzung mit der Umgebung. Dass seine Installationen dabei ungeschützt dem Zugriff anderer ausgesetzt sind, bekümmert ihn nicht: "Ich bin nicht besorgt um meine Kunst, das löst Grenzen auf", erklärt er. Doch ist diese Preisgabe ein Grund, warum er gern mit Siebdruck arbeitet - wegen der Reproduzierbarkeit. Denn Reproduktion spielt eine große Rolle, weil er seine Objekte so immer wieder neu aussetzen kann.

Naturelemente nutzt Herter nur, um eine synthetische Anmutung herzustellen - oder umgekehrt. "Es geht mir nicht darum, die Natur zu kopieren", erläutert er, "Abbildhaftigkeit ist nicht von Bedeutung." Beispielhaft für sein Schaffen ist die Installation "Organism", die im Mai 2015 im Rahmen seines Vordiploms entstand. Hierfür pflanzte er dem Rhenania-Haus am Osthafen eine Art Organismus ein, der sich symbiotisch ins Erdgeschoss des Gebäudes einschmiegte wie ein Parasit - ein Schlund, der den Betrachter schier verschluckte.

Typisch für Herter war es, den Charakter des Gebäudes zu nutzen, sich suchend, assoziativ und ambivalent vorzutasten und den Einstieg für den Besucher als bewussten Akt zu gestalten. Herter wurde mit dem Förderpreis der Studienstiftung Saar und dem Deutschlandstipendium ausgezeichnet. Am Mittwoch erhielt er nun außerdem das Förderstipendium der Landeshauptstadt.

supersonicstudios.de

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