Neunkirchen macht ihm Spaß

Genau 100 Tage ist an diesem Sonntag Uwe Wagner, Geschäftsführer der Kulturgesellschaft, im Amt. Über erste Erfahrungen und Erlebnisse und künftige Pläne sprach mit ihm SZ-Redakteurin Elke Jacobi.

 Die Zeit ist ihm wie im Flug vergangen – für Uwe Wagner ein Zeichen dafür, dass es ihm in der neuen Heimat gefällt. Und das nicht nur dienstlich. Foto: Willi Hiegel

Die Zeit ist ihm wie im Flug vergangen – für Uwe Wagner ein Zeichen dafür, dass es ihm in der neuen Heimat gefällt. Und das nicht nur dienstlich. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

100 Tage Chef der Neunkircher Kultur - wie fühlt sich das an?

Uwe Wagner: Ich bin sehr überrascht, dass schon 100 Tage vorbei sind. Wenn die Zeit schnell vorbei geht, ist das meist ein gutes Zeichen. Daher - es fühlt sich gut an!

Haben Sie erreicht, was Sie sich selbst für die ersten Monate als Ziel gesetzt haben?

Wagner: Die ersten Wochen waren vor allem durch die Einarbeitung geprägt. Wir sind in unglaublich vielen Themenfeldern aktiv, so dass sich ein komplexes Gebilde von Aufgaben, Prozessen und Zielen ergibt, das es erst einmal zu überblicken gilt. Aufgrund meiner Erfahrungen ist mir da der Veranstaltungsbereich näher, als beispielsweise die Volkshochschule oder die städtische Galerie.

Außerdem war es mir wichtig, möglichst schnell meine Mitarbeiter und die vielen Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, kennen zu lernen. Dies ist mir im Rahmen der zeitlich begrenzten Möglichkeiten gelungen.

Was haben Sie denn bereits alles an Neunkircher Kultur erlebt seit Dienstantritt?

Wagner: Ich habe möglichst viele Veranstaltungen besucht. Dabei hatte ich das große Glück, bei dem für mich musikalischen Höhepunkt, dem Konzert von Michael Landgren und Michael Wollny, dabei zu sein. Natürlich waren aber auch die Konzerte von BAP und Annett Louisan großartige Abende - auch der Auftritt von Gernot Hassknecht, der vor allem aus der "heute-show" bekannt ist, war absolut sehenswert. Beeindruckend war für mich, dass an einem sonnigen Sonntagvormittag bei der Eröffnung der "Opus"-Ausstellung die Gäste in der Städtischen Galerie so zahlreich gekommen waren, dass uns sogar die Stühle ausgingen.

Haben Sie auch mal rundum gelinst, was die Kollegen so machen? Und Ihre Meinung?

Wagner: Ich hatte gehofft, dies etwas mehr tun zu können. Doch für persönliche Besuche hat mir leider schlichtweg die Zeit gefehlt. Natürlich habe ich aber wahrgenommen, wie sich beispielsweise der Kollege Joachim Arnold mit dem Zeltpalast Merzig im Marketingbereich präsentiert. Auch wenn dort sicherlich mit anderen Budgets gearbeitet wird, ist es immer hilfreich, wenn man Kollegen hat, an denen man sich orientieren und von denen man auch lernen kann - wir sollten schließlich vorbereitet sein, wenn auch wir einmal mit derartigen Marketingbudgets arbeiten können . . . (zwinkert)

Was hat Ihnen denn am besten gefallen?

Wagner: Ich bin von der schönen und entspannten Atmosphäre bei den Veranstaltungen in der Gebläsehalle sehr angetan. Menschen verschiedenster Generationen aus unterschiedlichsten Regionen, von Neunkirchen über Trier bis Mainz, verbringen dort gemeinsam einen schönen Abend. Das ist großartig! Wir haben kaum eine Veranstaltung, an der das Publikum durchgängig in edler Abendgarderobe anzutreffen ist. Bei uns finden sich dann häufig in der gleichen Reihe auch Leute mit Jeans und Turnschuhen. Und das ist wunderbar so! Ich komme ja eher aus der Klassikbranche, da setzt man seit Jahrzehnten auf das gleiche Zielpublikum und wundert sich, dass die Häuser immer leerer werden.

Ihr Tag beginnt womit? Haben Sie bereits einen festen Tagesablauf oder entscheidet sich das von Tag zu Tag?

Wagner: Das Schöne an meiner Arbeit ist die Abwechslung. Diese ergibt sich bereits durch die vielen Themenfelder, die uns direkt und indirekt betreffen. Jeder Tag ist anders - je nachdem, ob die Musikschule, die VHS, die Musicalschule, die Städtische Galerie, die Vermietungen oder die Veranstaltungen auf der Agenda stehen. Natürlich gibt es dennoch Tätigkeiten wie beispielsweise das Bearbeiten des Post- und Maileingangs, die jeden Tag ihren festen Platz haben. Wenn ich es irgendwie zeitlich schaffe, gehört auch die Zeitungslektüre dazu. Dies nicht aus privatem Interesse, sondern weil es für meine Arbeit einfach unglaublich wichtig ist zu wissen, was in der Region kulturell, politisch, aber auch wirtschaftlich geschieht.

Nachdem Sie nun tieferen Einblick in die verschiedenen Aufgabengebiete der Kulturgesellschaft haben: Hätten Sie es sich so vorgestellt? Und: Wo muss unbedingt etwas und was getan werden? Was aber hat Sie angenehm überrascht?

Wagner: Meine bisherigen Tätigkeiten lagen alle im Bereich der Privatwirtschaft, zuletzt beim Rheingau Musik-Festival sogar bei einem sehr erfolgreichen privatwirtschaftlichen Kulturunternehmen, was auch eine sehr interessante Konstellation darstellt. Im öffentlichen Dienst ist naturgemäß Vieles anders. Dieser Lern- und Umstellungsprozess wird mich daher sicher auch noch einige Zeit begleiten. Dennoch sehe ich nach wie vor viele Potenziale, sowohl in der NKG selbst, als auch im Kulturleben der Stadt. Doch wenn wir uns nachhaltig weiter entwickeln und möglichst viele dieser Potenziale nutzen wollen, benötigen wir dazu auch die entsprechende finanzielle Ausstattung. Alleine der letzte Tarifabschluss wird uns mit circa 40 000 Euro belasten, die wir zusätzlich zu den bereits eingeplanten 100 000 Euro Einsparungen aufbringen müssen. Unsere Aufgaben sind aber tendenziell eher vielfältiger und größer geworden. Hier sind wir sicherlich bereits am Rande des Leistbaren.

Ich hatte zu Beginn meiner Amtszeit gehofft, dass ich mich mehr meinen Mitarbeitern und der Erarbeitung von dringend notwendigen Konzepten und Strukturen widmen kann. Dies ist aufgrund von Großprojekten wie zuletzt der Musical-Revue "Falco meets Mercury" aber nur bedingt möglich.

Wohnen Sie schon richtig hier?

Wagner: Ja, ich wohne mitten im Zentrum der Stadt und bin nicht nur beim Fastnachtsumzug mittendrin. Ich benötige nur fünf Minuten von meiner Wohnung zu meinem Schreibtisch zu Fuß - das ist ein unglaublicher Gewinn für mich. In die Innenstadt ist es sogar noch kürzer - ein Auto benötige ich somit innerhalb von Neunkirchen quasi nie. Das ist wunderbar.

Das Leben und auch Neunkirchen besteht ja nicht nur aus Kultur. Was haben Sie denn sonst so hier unternommen, was haben Sie geplant?

Wagner: Das große Angebot an Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt, von Saarpark-Center über Decathlon bis hin zu den vielen anderen Geschäften bringt selbst mich (Männer haben ja eher den Ruf des Einkaufsmuffels) dazu, häufiger bummeln zu gehen, als ich dies sonst tun würde. Darüber hinaus habe ich die Sauna der Lakai mehrmals genießen können. Auch bei den tollen Aktionen in der Innenstadt wie Neunkircher Frühling oder zuletzt der Weinlounge durfte ich dabei sein. Beeindruckend, was sich das Stadtmarketing hier alles einfallen lässt! Außerdem bin ich gerne in der Natur rund um Neunkirchen - sei es nun durch das Ausnutzen des schönen Wanderweg-Netzes, durch das Joggen in und um die Stadt oder durch das Fahrradfahren. Ich bin vor kurzem von Wiesbaden nach Neunkirchen mit dem Rad gefahren - eine tolle Möglichkeit, die Umgebung der Stadt und das Saarland besser kennen zu lernen.

Ansonsten habe ich den Furpacher Weiher für mich entdeckt - ein schöner Ort, um etwas zur Ruhe zu kommen.

So einiges Neue hat sich ja schon getan, seit Sie hier sind: Klassik der Jugend nahe bringen, ein eigenes Musical der Kulturgesellschaft . . . macht's Spaß in Neunkirchen?

Wagner: Auf jeden Fall! Natürlich - da sind einige Herausforderungen und wir haben sicherlich einen langen Weg zu gehen, um nachhaltige und optimale Lösungen zu finden. Aber genau aus diesem Grund ist es einfach eine sehr spannende und interessante Aufgabe, die mich nicht nur fordert, sondern an der ich auch viel lernen kann. Abgesehen davon sehe ich nach wie vor die großen Chancen, die wir hier in Neunkirchen haben, durch außergewöhnliches kulturelles Engagement die Stadtentwicklung positiv zu beeinflussen. Ich erfahre in der Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Politik einen großen Zuspruch für meine Pläne und Ideen. Solange diese Unterstützung gegeben ist und das Team der NKG diesen Weg motiviert und neugierig mitgeht, kann eigentlich nichts schief gehen.

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Zur PersonUwe Wagner, Jahrgang 1982, ist seit Februar Geschäftsführer der Neunkircher Kulturgesellschaft gGmbH und und verantwortet in dieser Funktion mit seinem Team die Städtische Galerie, die Volkshochschule, die Musik- und Musicalschule sowie über 140 Veranstaltungen mit etwa 70 000 Besuchern jährlich. Der Cellist, Chorsänger und Jazzliebhaber studierte nach dem Musikabitur zunächst Wirtschaftsinformatik in Stuttgart und arbeitete für kurze Zeit als Anwendungsentwickler bei der W&W Informatik GmbH. Die Erfahrungen im Stiftungs- und Eventmanagement eines Finanzdienstleisters brachten ihn zum Fachbereich Kulturmanagement, dessen Studium sich in Weimar anschloss. Um darüber hinaus Know-How im Pop-Business aufzubauen, studierte er in Jyväskylä, Finnland, "International Music Management". In Hamburg war er mitverantwortlich für die Durchführung eines der größten privatwirtschaftlich finanzierten Literaturfestivals, bevor er in Weiterstadt seine Abschlussarbeit über die Jazzförderung der Skoda Auto Deutschland GmbH verfasste. Er war Verwaltungsleiter beim Rheingau Musik-Festival, hat Vorträge gehalten und Publikationen verfasst zu Kulturförderung, Sponsoring und Festivalmanagement. bea

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