Neuer Verein will im Mai bei Wahlen antreten

In Saarbrücken hat sich der Verein „Saarland für alle“ gegründet. Er will bei den Stadtratswahlen und den Regionalverbandswahlen am 25. Mai 2014 jeweils eine eigene Liste aufstellen. SZ-Redakteurin Dörte Grabbert hat mit den beiden Vorsitzenden Lamine Conté und Mustafa Akin über die Ziele des Vereins gesprochen.

 Lamine Conté (links) und Mustafa Akin leiten den Verein „Saarland für alle“. Foto: Conté

Lamine Conté (links) und Mustafa Akin leiten den Verein „Saarland für alle“. Foto: Conté

Foto: Conté

Herr Akin, Herr Conté, was bedeutet " Saarland für alle"?

Akin: Erst einmal vorweg: Wir sind ein Verein und keine Partei. Das ist uns wichtig. Und wir sind ein Verein, der offen ist für alle, die mitmachen wollen für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Ein Schwerpunkt liegt thematisch auf den Anliegen von Menschen mit Migrationshintergrund.

Conté: Wir wollen eine politische Veränderung und haben festgestellt, dass wir unsere Probleme nicht in die Hände der Parteien geben sollten, sondern selbst für Lösungen sorgen müssen. Ich lebe seit 24 Jahren in Saarbrücken und kenne daher genug Leute mit Migrationshintergrund, die Mitglieder in Parteien sind und mit ihren Themen trotzdem keine Chance haben. Die etablierten Parteien sind in diesem Bereich einfach gescheitert.

Akin: Dabei geht es so leicht, Migranten zu integrieren. Warum arbeiten im Saarbrücker Rathaus zum Beispiel keine Türken. Da hätten ältere Leute aus der Türkei weniger Hemmungen, um Rat zu fragen oder mit einem Problem ins Rathaus zu kommen.

Conté: Wir wollen auch die ansprechen, die bisher nicht wählen, Leute, die von Parteien frustriert sind. Der Verein ist deshalb für alle Menschen offen, die sich für unsere Ziele interessieren.

Und die wären?

Akin: Es geht um ein friedliches Miteinander. Ein wichtiges Thema ist Jugendarbeit. Wir wollen helfen, die Erfolgschancen für Kinder mit Migrationshintergrund zu verbessern. 20 bis 25 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund sind ohne Schulabschluss. Wir wollen bestehende Angebote ergänzen, das Selbstbewusstsein und die sozialen Fähigkeiten von Jugendlichen fördern, die auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen haben. Dabei ist es wichtig, auch die Eltern mit einzubeziehen. So sollten Kinder etwa die deutsche Sprache beherrschen, bevor sie in die Schule gehen.

Conté: Auch die Wirtschaft ist uns wichtig. Wir kritisieren, dass die Überschuldung der Stadt zum Nachteil von Kultur- und Sozialprojekten geht. Dabei sind soziale Probleme wichtiger als Großprojekte. Außerdem hat Saarbrücken keine richtige Wirtschaftsförderungspolitik, sondern sie an Land und private Institutionen übertragen. Das muss sich ändern.

Akin: Das Lokale ist unser erstes Ziel. Es geht darum, hier vor Ort Dinge zu ändern. Aber natürlich gibt es auch Ziele, die bundesweit eine Rolle spielen: etwa die doppelte Staatsangehörigkeit und das kommunale Wahlrecht auch ohne deutschen Pass. Dafür wollen wir uns einsetzen. Und für mehr Teilhabe von Migranten. Bisher ist kein einziger Migrant Mitglied des Landtags und Saarbrücker Stadtrats. Aber das wird am 25. Mai anders, dann sind die Stadtratswahl in Saarbrücken und die Regionalverbandswahl. Und wir stellen eine eigene Liste auf.

Ihr Verein wurde ja gerade erst gegründet. Wie wollen Sie es schaffen, bis 25. Mai eine eigene Liste aufzustellen?

Akin: Unser Verein hat derzeit rund 100 Mitglieder, und dass nur wenige Wochen nach der Gründung. Jetzt wird in verschiedenen Arbeitsgruppen das gemeinsame Programm entwickelt. Uns ist echte Demokratie wichtig, die Basis entscheidet. Deshalb haben wir auch eine Doppelspitze aus Herrn Conté und mir.

Conté: Bei uns kommen verschiedene Initiativen, private Organisationen und Umweltgruppen zusammen. Unser Konzept stößt also auf reges Interesse. Deshalb sind wir sicher, dass unser Verein Erfolg haben wird. Auch wenn wir bis dahin noch viel zu tun haben.

Weitere Informationen zum Verein "Saarland für alle" gibt es beim Verein Haus Afrika in Saarbrücken, Tel. (06 81) 9 40 32 58, E-Mail: info@hausafrika.de

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