Neuer Armentreff in St. Johann

Saarbrücken. Erst muss die Wut raus. Horst Lang ärgert sich seit Monaten über den Treffpunkt, der an der Haltestelle "An der Trift" im Meerwiesertalweg entstanden ist. "Bereits am Morgen besetzen dort Angetrunkene, die ganz klar zur Randständigenszene zu zählen sind, die Haltestelle, so dass es anderen Fahrgästen nicht mehr möglich ist, sich hinzusetzen

Saarbrücken. Erst muss die Wut raus. Horst Lang ärgert sich seit Monaten über den Treffpunkt, der an der Haltestelle "An der Trift" im Meerwiesertalweg entstanden ist. "Bereits am Morgen besetzen dort Angetrunkene, die ganz klar zur Randständigenszene zu zählen sind, die Haltestelle, so dass es anderen Fahrgästen nicht mehr möglich ist, sich hinzusetzen. Wo bleibt denn da der Kommunale Ordnungsdienst der Stadt? Sind ihm Hundehaufen oder falsch abgestellte gelbe Säcke wichtiger?"

Aber Lang will nicht, dass Hipos die Bußgeld-Keule schwingen. Er fordert Hilfe für die Gruppe, die sich Morgen für Morgen an der Haltestelle trifft. "Es nutzt nichts, sie einfach zu verscheuchen. Treffpunkte wie dieser haben mit der wachsenden Armut zu tun. Für diese Menschen muss es doch Angebote geben."

Genau die wird es geben, wie die Stadtpressestelle versichert. "Die Haltestelle am Meerwiesertalweg und die dort Sitzenden sind dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) bekannt." Aber mit Paragrafen könne die Stadt dem Treffpunkt nicht beikommen, "da die Personen sich nicht aggressiv verhalten". Es gebe dort weder einen Grund für einen Platzverweis noch für ein Bußgeld. Auch den kritischen Vergleich mit dem Vorgehen des KOD gegen Hundekot und gelbe Säcke lässt die Stadt nicht gelten. "Die Verschmutzung durch illegale Müllablagerungen würde sich leicht vermeiden lassen. Daher geht die Stadt gegen diese Müllsünder vor. Bei sogenannten Randständigen geht es um Menschen und ein gesellschaftliches Problem, gegen das man nicht pauschal vorgehen kann."

Untätig bleibe die Stadt am Meerwiesertalweg keineswegs: "Der KOD behält die Situation im Auge und wird Sozialarbeiter des Diakonischen Werkes bitten, sich der Personen anzunehmen."

Beim Diakonischen Zentrum Saarbrücken in der Evangelisch-Kirch-Straße ist Ulla Frank in diesem Bereich tätig. Denn sie macht bei der sogenannten Aufsuchenden Sozialen Arbeit mit.

Die Zielgruppe: alle Frauen und Männer, die älter als 25 Jahre sind. Für die Jüngeren sei der SOS-Jugenddienst, eine Einrichtung des Vereins SOS Kinderdorf, zuständig.

Ulla Frank: "2008 kümmerten wir von der Diakonie uns um 462 Menschen, 354 Männer und 112 Frauen. Unser Hauptthema im Diakonischen Zentrum ist die Wohnungslosigkeit. Es geht darum, den Verlust der Wohnung zu vermeiden und darum, neuen Wohnraum zu finden für Leute, die schon auf der Straße leben. Das Gros unserer Klienten ist zwischen 30 und 49 Jahre alt." 108 Menschen, darunter zehn Frauen, lebten 2008 sogar auf der Straße, "machten Platte". Sie übernachteten in Zelten, unter Brücken oder auf Parkbänken. Um jedem, der das möchte, wieder ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, helfe das Diakonische Zentrum mit Angeboten wie dem ambulant betreuten Wohnen. Mit der Armut wachse die Zahl der Menschen, die auf die Hilfe der Diakonie angewiesen sind. "Seit Einführung des Arbeitslosengeldes 2 ist schon zu beobachten, dass das ein oder andere schlimmer geworden ist. So stieg mit dem Wegfall des Bekleidungszuschusses die Besucherzahl der Kleiderkammer drastisch."

Den Tipp für den Artikel bekamen wir von SZ-Leser-Reporter Horst Lang aus Saarbrücken. Wenn Sie Interessantes zu erzählen haben, wenden Sie sich per SMS/Fax, MMS mit Foto an Tel. (06 81) 5 95 98 00 oder per Mail an: leser-reporter@sol.de

Auf einen Blick

Kontakt zur Aufsuchenden Sozialen Arbeit im Diakonischen Zentrum Saarbrücken, Evangelisch-Kirch-Straße 29: Tel. (06 81) 38 98 30. Die SOS-Jugendhilfen Saarbrücken, Karcherstraße 18, sind erreichbar unter Tel. (06 81) 3 66 50. ole

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