Neue Technik in altem Gemäuer

Tholey · Während im Pfortenbau der Tholeyer Abtei die Sanierungsarbeiten fast abgeschlossen sind, gehen sie im Lenoir-Bau im August erst los. Durch die Maßnahmen soll Energie gespart und ein Rahmen fürs mönchische Leben geschaffen werden.

 Ein Blick vom barocken Klostergarten auf die Gebäude der Tholeyer Abtei. Fotos: B&K

Ein Blick vom barocken Klostergarten auf die Gebäude der Tholeyer Abtei. Fotos: B&K

Ein Geschäftsmann, der einst in den USA lebte, ein ehemaliger Seemann oder ein junger Student - die Biografien der 13 Mönche , die zurzeit in der Abtei in Tholey leben, sind sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen der Wunsch, ihr Leben im Sinne der klösterlichen Gemeinschaft und nach den Regeln des Heiligen Benedikts zu führen. In den Mauern des Klosters steckt viel Geschichte, einige der Gebäude sind mehrere hundert Jahre alt. Während das alte Gemäuer den Charme der Anlage ausmacht, sorgen veraltete Technik und zugige Fenster für hohe Kosten. Aus diesem Grund wird derzeit noch im Pfortenbau, der aus den 1950er-Jahren stammt, gewerkelt. Eine energetische Sanierung des dreigeschossigen Gebäudes stand an. Dabei ist auch ein Foyer mit Marmorboden und Stuck an den Wänden entstanden. Noch fehlen die Möbel. Doch Johannes Naumann, Vorsitzender des Fördervereines der Benediktinerabtei, zeigt bei einem Rundgang die Stelle, an der künftig eine großzügige Rezeption entstehen soll. "Ich stelle mir eine Art Schaltzentrale vor, an der sich die Gäste auch informieren können", so Naumann.

Neben der künftigen Kostenersparnis hat die Sanierung einen weiteren wichtigen Vorteil. "Wir haben nun eine richtige Klausur", sagt der Leiter der Abtei, Prior-Administrator Pater Mauritius Choriol. Zuvor wurde der eigentlich abgeschlossene Teil des Klosters baulich und, was die Nutzungsmöglichkeiten betraf, durchbrochen. Nun ist eine Einheit entstanden. Im Erdgeschoss gibt es unter anderem einen Gemeinschaftsraum für die Mönche . Dort wird auch eine Fernseh-Ecke eingerichtet. "Es gibt zwei Ereignisse, an denen man die Mönche nicht vom Fernseher wegkriegt. Das ist zum einen die Wahl eines neuen Papsts und zum anderen die Fußball-Weltmeisterschaft", verrät Pater Mauritius . Im Ober- und Mansardengeschoss des Gebäudes sind die Zellen der Mönche untergebracht. Heller und größer als früher konnten die Unterkünfte gestaltet werden. "Es ist keine Schöner-Wohnen-Luxusklasse", sagt Naumann. Aber modern. Vier Zellen sind übrigens für Gäste des Programms "Kloster auf Zeit" reserviert. Der Prior-Administrator öffnet die Tür zu einem dieser Räume. Ein Bett, ein Schreibtisch, ein Tisch mit Ledersessel, Schrank sowie ein Waschbecken gehören zur Ausstattung. Es wirkt hell und freundlich. Auf den Fluren sind die Handwerker noch mit letzten Arbeiten beschäftigt. Anschließend geht es an die Fassade.

Doch damit gehört der Baulärm auf dem Klostergelände noch längst nicht der Vergangenheit an. Denn ab August wird der Lenoir-Bau aus dem Jahr 1722 saniert. Auch hier geht es vor allem um den Austausch veralteter Haustechnik, Fenster und Fassade. In diesem Gebäude ist unter anderem die Bibliothek untergebracht. Damit alte Buch-Schätze und anderes Mobiliar während der Arbeiten keinen Schaden nehmen, wird ausgelagert. Und zwar in das ehemalige Schwesternheim. 1968 als Wohn- und Wirkungsstätte der Luxemburger Gemeindeschwestern erbaut, grenzt das Gebäude unmittelbar an den Klostergarten. Bis zuletzt war es im Besitz der Kirchengemeinde St. Mauritius . Jetzt hat es der Verein Geistliches Zentrum Benediktinerabtei Tholey gekauft.

"Die Überlegungen für die künftige Nutzung laufen", so Naumann. So wäre beispielsweise ein Jugendgästehaus denkbar. Der Kauf des Gebäudes ermöglicht auch eine Zufahrt zur Abtei und die Schaffung von Parkplätzen. Das aber ist Zukunftsmusik.

Denn die Mönche wünschen sich nächstes Jahr einmal ein Jahr ohne Bauarbeiten und Staub. Naumann betont: "Das Bauliche ist nur der Rahmen, damit das monastische Leben (mönchische Leben) wieder einen Platz hat." Die Zahl der Mönche , die in Tholey leben, ist in den vergangenen Jahren konstant gewesen. "Seit 2005 hatten wir vier Beerdigungen und fünf Neueintritte", erinnert sich Pater Mauritius . Das Durchschnittsalter hat sich von 70 auf 55 verjüngt. Noch in diesem Jahr bekommen die Mönche eine neue Führung. "Es ist an der Zeit, dass die Abtei wieder einen Abt bekommt", sagt der Prior-Administrator. Die Wahl wird noch 2014 sein. Der Abt ist der Vorsteher des Klosters. Er ist das "Familienoberhaupt" der Klostergemeinschaft, denn das Wort wird abgeleitet vom hebräischen abba, was Vater bedeutet.

21 Jahre ist der Jüngste der 13 Mönche , die derzeit im Tholeyer Kloster leben. Durch einen Artikel in der Saarbrücker Zeitung ist der junge Mann aus Großrosseln auf die Abtei aufmerksam geworden. Zu einem ersten Kennenlernen traf er sich mit Prior-Administrator Pater Mauritius Choriol beim Klosterfest.

Zu diesem lädt die Abtei auch am kommenden Sonntag, 13. Juli, wieder ein. Das Programm beginnt um 10 Uhr mit dem Hochamt. Dieses wird von der Choralschola mitgestaltet. Nächster Programmpunkt ist um 11.15 Uhr die Einsegnung der Brunnenanlage im Klostergarten. Mit dem Marienbrunnen ist die Gestaltung des Barockgartens nun abgeschlossen. Um 14 Uhr wird das Foyer im sanierten Pfortenbau eröffnet. Daran schließt sich um 15 Uhr ein Vortrag über die Bauforschung von 2010 bis 2014 an.

Das Programm endet um 17.30 Uhr mit einer Vesper. Den ganzen Tag über können Besucher an Führungen durch den Barockgarten samt Teehaus teilnehmen.

 Klein, aber fein: So sieht eine der neugestalteten Zellen für Gäste aus. Sie können so „Kloster auf Zeit“ erleben.

Klein, aber fein: So sieht eine der neugestalteten Zellen für Gäste aus. Sie können so „Kloster auf Zeit“ erleben.

 Marienbrunnen im Klostergarten wird Sonntag eingesegnet.

Marienbrunnen im Klostergarten wird Sonntag eingesegnet.

Zum Thema:

Auf einen BlickKünftig Energiekosten zu sparen, war eine Motivation, verschiedene Sanierungsarbeiten im Tholeyer Kloster durchzuführen. Dafür musste erstmal kräftig investiert werden. Die Arbeiten im und am Pfortenbau sind fasst abgeschlossen. Insgesamt werden hier 550 000 Euro investiert. Weitere 350 000 Euro sind für die Sanierung des Lenoir-Baus gedacht, die im August angegangen wird. Wobei das Bistum Trier einen Großteil der Kosten übernimmt. red

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