Neue Post wird zum „Saarforum“

Saarbrücken · Büros, Einzelhandel, Gastronomie, Logistiker und Handwerker sollen demnächst die neue Hauptpost am Saarbrücker Eurobahnhof beleben. Das riesige, massive Gebäude, das die Post kurz nach Fertigstellung aufgab, verlangt ein großes Investment.

 Im Sommer 1993 wurde die neue Hauptpost eröffnet. 2008 verkaufte die Post das Gebäude. Jetzt will ein Immobilienkonzern in das Haus investieren. Foto: Becker & Bredel

Im Sommer 1993 wurde die neue Hauptpost eröffnet. 2008 verkaufte die Post das Gebäude. Jetzt will ein Immobilienkonzern in das Haus investieren. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Kaum war das neue Hauptpostamt am Saarbrücker Hauptbahnhof 1993 fertig, war es schon veraltet, für die umgekrempelten Konzernzwecke so ungeeignet wie die alte Hauptpost in der Trierer Straße nebenan. Die Post entschied sich nämlich, ihre Briefe doch lieber von Stadträndern aus zu verteilen und die Eisenbahn dafür nicht zu brauchen.

Sie zog sich aus dem 132 Millionen teuren Bau schon 1995 weitgehend zurück. Das Gebäude verkaufte sie 2008. Es kam über einen US-Investor 2012 zum kanadischen Immobilienkonzern Dream Global. Dessen deutscher Ableger Dream Global Advisors Germany GmbH mit Sitz in Frankfurt hat nun konkret vor, zehn Millionen Euro in Saarbrücken zu investieren.

Aus der neuen Hauptpost soll so schnell wie möglich das "Saarforum" werden, so der Projektname, Untertitel: "Großartig, vielfältig, mittendrin". Wie Manager Mark Göhring letzte Woche bei einem Rundgang mit der Saarbrücker SPD-Stadtratsfraktion sagte, sei das hohe Investment in solch eine Immobilie dem Konzern nicht leicht gefallen. Bei einer einstündigen Besichtigung konnte nur ein Bruchteil des 240 Meter langen und 30 Meter tiefen, fünfstöckigen Gebäudes mit fast 25 000 Quadratmeter Nutzfläche durchstreift werden. Auch dem Laien wurde dabei deutlich, dass das speziell für Postzwecke gebaute Riesenhaus nicht in eine einzige andere Nutzung überführt werden kann. So gibt es beispielsweise eine Rampe, auf der Lastwagen in den dritten Stock fahren können. Manche Böden haben eine Traglast von einer Tonne je Quadratmeter, Decken sind bis zu 4,5 Meter hoch. Wer benötigt so etwas?

Nach den Vorstellungen des Investors soll das Gebäude auf diverse Arten neu belebt werden. Etwa 7500 Quadratmeter sind als Miet-Bürofläche vorgesehen. Zur Anschauung wurden bereits Musterbüros in dem Kopfbau am Hauptbahnhof eingerichtet. Vorzeigbar ist auch schon die ehemalige Post-Kantine im Obergeschoss, die als Präsentationsraum dient. Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass das ganze Haus von Graffiti befreit wurde. Die "gelbe Kunst" am Eingang zur Postbank soll entfernt werden. Als Mieter hat man außerdem Einzelhandel , ein Fitness-/Wellness-Studio, Online-Versender, kleine Logistiker und Produzenten, Call-Center, handwerkliche Werkstätten und im Erdgeschoss Gastronomie als Zielgruppe im Auge.

Auch für eine Grünfläche zwischen Haus und Bahngleisen sollte ausreichend Platz sein, hieß es. Die Postbank und die Briefpost mit ihrer (dieser Tage umziehenden) Postfachanlage bleiben als Mieter erhalten, wie die mit der Akquise betraute Mitarbeiterin Karin Hänsler sagte. Bereits seit etwa einem Jahr bietet der neue Eigentümer, auch um das Haus lebendig zu halten, die 445 Parkplätze mit bis zu drei Metern Breite zur allgemeinen Nutzung an, und zwar rund um die Uhr. Manager Göhring berichtete von "guten" Gesprächen mit den Ämtern der Stadtverwaltung. Der Bauantrag für die Restrukturierung des Hauses sei gestellt, man hoffe auf baldige Zustimmung. Mitte 2016 könnten dann die ersten Mieter einziehen.

SPD-Fraktionschef Peter Bauer sieht in dem Objekt "Riesenpotenzial, aus dem man das Optimale herausholen" sollte. Da die alte Hauptpost nebenan bereits renoviert sei, werde das ganze Areal aufgewertet.

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