Neue Idee statt „Geisterprojekt“

Saarbrücken · Dass das Tunnel-Projekt tot ist, findet die Initiative Südumfahrung gut. Dass die Stadt sich nun nicht um neue Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung bemüht, ist aus ihrer Sicht ungeheuerlich.

"Das war immer ein Geisterprojekt", sagt Norbert Mendgen. Mendgen, Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft und Verkehrsexperte der Saarbrücker Initiative Südumfahrung (ISU), meint damit den Stadtautobahntunnel. Und er befürchtet, dass dieser "Stadtmitte am Fluss"-Tunnel die Saarbrücker weiter das Fürchten lehren wird, obwohl er aus finanziellen Gründen längst beerdigt ist.

"Zu sagen: ,Der Tunnel kommt, nur später', ist eine Lüge", sagt Mendgen. Die Stadtverwaltung solle daher erstens für Klarheit sorgen und das Tunnelprojekt ganz offiziell für beendet erklären. Und zweitens, sagt sein ISU-Mitstreiter, der Journalist und Buchautor Wilfried Voigt, soll die Stadtverwaltung "auf Neustart drücken". Es müsse einen Ideenwettbewerb geben, um die "verkorkste Verkehrssituation" in Saarbrücken neu zu regeln, fordert die Initiative.

ISU-Mitglied Friedrich von Oppeln formuliert es so: "Der Buhmann Tunnel ist weg. Es scheint, dass jetzt diejenigen in der Mehrheit sind, die sagen: ,Alles soll bleiben, wie es ist' Das wäre nicht gut." Denn mit dem Tunnel dürfe das große Ziel nicht beerdigt werden: eine Verkehrsberuhigung für die Innenstadt.

Dem stimmt auch der ehemalige Amtsleiter für Bauaufsicht, Planung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Regionalverband, Walter Delarber, zu. Auch er ist in der ISU aktiv. "Ich finde es unverantwortlich, dass man keine Alternative zum Tunnel entwickelt", sagt er. Nachdem der Tunnel aus der Planung gestrichen ist, sei zu befürchten, dass die Saarbrücker Stadtverwaltung "weiterwurschteln wird wie bisher". "Wenn der Tunnel nicht kommt, was kommt dann? Wir haben als Bürger den Anspruch, auf diese Frage eine Antwort zu bekommen", sagt Delarber.

Dass Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer nun davon sprechen, dass das Projekt "Stadtmitte am Fluss" nicht gescheitert sei, weil man einige Module verwirklicht habe (etwa die Berliner Promenade) und andere noch verwirklichen werde (etwa den Umbau der Wilhelm-Heinrich-Brücke), finden die ISU-Leute nicht hilfreich. "Es ist ja typisch für Saarbrücken: Die entscheidenden Module fehlen", sagt ISU-Mitglied Reinhard Wilhelm. Er nennt die Ost-Tangente und die Saarbahnstrecken, die einst angekündigt, aber nie verwirklicht wurden.

Die ISU sieht in ihrer Idee eine gute Alternative zum Tunnel: Die Autobahn wird ab dem Messegelände durchs Deutschmühlental geführt und mit der Frankreich-Autobahn verbunden. Im Deutschmühlental könne die Autobahn teilweise in den Hang hinein gebaut und "abgedeckelt" werden, teilweise mit einer Brücke über die Bahngleise geführt werden, erklärt Mendgen. Die jetzige Stadtautobahn werde dann zur Bundesstraße abgestuft.

Bezahlen soll das der Bund, sagt die ISU, schließlich handle es sich um eine Bundesautobahn.

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