Nazi-Treff oder Erlebnis-Gastronomie?

Saarbrücken · Die Frau, die ab September das Gastronomie-Schiff an der Alten Brücke übernimmt, werde die rechtsextreme Szene an einen der zentralen Orte der Stadt locken. Das befürchten SPD und Pfarrer Jörg Metzinger von der Initiative „Bunt statt Braun“. Die neue Wirtin selbst spricht von einer „Verleumdungs- und Rufmordkampagne“.

 Das Gastronomieschiff am Theater. Foto: Becker&Bredel

Das Gastronomieschiff am Theater. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Dass es sich beim Objekt, das in Internetforen gerade für Aufregung sorgt, um ein Schiff handelt, beflügelt die Sprache. "NPD entert Piratenschiff" wird da gemeldet. Und jemand denkt darüber nach, das "Nazischiff" zu "versenken". Grund für die Angst davor, dass das Schiff bald unter brauner Flagge segelt: Die Wirtin der gegenüber dem Hauptbahnhof gelegenen Kneipe "City Train" wird ab September das dahindümpelnde Schiff übernehmen.

Der "City Train" sei eine Gaststätte "in der sich die rechte Szene die Klinke in die Hand gibt", sagt der Schafbrücker Pfarrer Jörg Metzinger, Initiator der Initiative "Bunt statt Braun". "Mit großer Bestürzung" habe er zur Kenntnis genommen, dass "ein solcher Szenetreff", der am Bahnhof "Passanten beunruhigt und das Ansehen der Stadt beschädigt" nun an der Saar etabliert werden soll. Das sei "völlig inakzeptabel". Sollte die Stadt das nicht verhindern können, erwarte er "rund um das Schiff unangenehme Vorfälle", sagt Metzinger.

Auch der Vorsitzende der SPD St. Johann, der Stadtverordnete Thomas Kruse, will verhindern, "dass jetzt in exponierter Lage am Saarufer ein neuer Nazitreffpunkt entsteht". Der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Peter Bauer, hat gestern "an die Besitzer des Schiffs appelliert, die Vermietung noch einmal zu überdenken".

Druck auf den Besitzer

Besitzer des Schiffs ist nicht mehr die Karlsberg-Brauerei. "Zum Glück sind wir da nicht mehr an Bord", sagte eine Karlsberg-Sprecherin am Freitag auf SZ-Anfrage. Der neue Besitzer, ein Privatmann, bestätigt, dass er das Schiff an die "City Train"-Wirtin verpachtet hat, "wie man eine Immobilie eben vermietet".

Er spricht von Druck, der deshalb auf ihn ausgeübt werde. Er werde den Mietvertrag aber nicht zurückziehen. Es soll im Vertrag lediglich einen Zusatzvermerk geben, der festlege, "dass es keine politischen Aktivitäten auf dem Schiff geben darf".

Sie wolle auf dem Schiff auch keine Politik,machen, sondern eine "schwimmende Erlebnisgastronomie auf der Saar für Jung und Alt", teilt die Wirtin in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Im "City Train" verkehren auch "Afrikaner, Italiener, Polen, Russen usw.", schreibt sie. Sie unterstütze "weder illegale Kameradschaften oder Nazikader", noch sei sie "Mitglied einer verbotenen Partei oder ähnlicher Gruppierungen". Was eine Mitgliedschaft in der NPD nicht ausschließt, weil die nicht verboten ist. Es gibt zwar Fotos, auf denen die Wirtin unter anderem mit dem Vorsitzenden der Saar-NPD und Saarbrücker Stadtverordneten Peter Marx posiert, sie betont aber: "Ich distanziere mich ausdrücklich von jedem nationalsozialistischen Gedankengut."

Die SPD prüft derweil mit der Stadtverwaltung Möglichkeiten, die für den 6. September geplante Eröffnung der neuen Schiffskneipe mit rechtlichen Mitteln zu verhindern. Da müsse man aber sehr sorgfältig prüfen, sagt Peter Bauer, "damit wir uns juristisch nicht auf die Planke legen".

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