Naturschützer mahnen: „Wildkätzchen im Wald lassen!“

Saarbrücken · (red) In diesen Wochen bringen die Wildkatzen in den Wäldern des Saarlands ihre Jungen zur Welt. Auch wenn sie allein und scheinbar mutterlos gefunden werden, empfiehlt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) dringend, die Tiere nicht anzufassen oder gar mitzunehmen.

 Eine Wildkatze in ihrer natürlichen Umgebung. Foto: Thomas Stephan

Eine Wildkatze in ihrer natürlichen Umgebung. Foto: Thomas Stephan

Foto: Thomas Stephan

"Immer wieder erleben wir, dass besorgte Spaziergänger oder Wanderer die jungen Kätzchen auflesen und zu Tierärzten oder Schutzstationen bringen", erläutert Christoph Hassel, Vorsitzender des BUND Saar. "Dabei ist die Mutter in der Regel gerade auf der Jagd oder versteckt sich in unmittelbarer Nähe. Deshalb raten wir unbedingt dazu, die Tiere, wenn überhaupt, nur kurz aus größerer Entfernung zu beobachten und in Ruhe zu lassen." Oft werden die grau getigerten Wildkätzchen für Nachwuchs entlaufener Hauskatzen gehalten.

"Bei den jungen Wildkatzen fällt die Unterscheidung zu Hauskatzen besonders schwer", erklärt Christoph Hassel: "Wenn sie älter werden, verblasst die Fellzeichnung, und sie sind durch ihren kräftigen Körperbau und den buschigen Schwanz mit stumpfer, schwarzer Schwanzspitze als Wildkatze erkennbar."

Verborgen in Baumhöhlen oder im dichten Gebüsch verbringen die Kätzchen ihre ersten Lebenstage. Nach kurzer Zeit aber erkunden sie bereits spielerisch in immer weiteren Kreisen die Umgebung. Da oftmals natürliche Wurf- und Ruheplätze fehlen, nutzen Wildkatzenmütter gerne auch Holzstapel als Versteck für ihre Jungen. "Wenn diese in der Aufzuchtzeit der Wildkätzchen abgeräumt werden, kommen immer wieder junge Wildkatzen um", erläutert Hassel. "Wir fordern deswegen Förster und Waldbesitzer auf, die Beräumung der Holzpolter erst im September zu starten oder die gewonnenen Baumstämme sofort und ohne Zwischenlagerung im Wald abzutransportieren, um dieses Risiko für die gefährdete Wildkatze zu verringern."

Die Wildkatze, so erläutert der BUND, ist eine scheue Jägerin und war einst fast ausgerottet. Wer sie in freier Natur zu Gesicht bekommt, ist Zeuge eines immer noch seltenen Naturschauspiels geworden.

Die Wildkatze ist vor allem in Mittel- und Südwestdeutschland beheimatet, vermehrte Meldungen gibt es aber etwa auch aus Bayern oder Sachsen. Im Saarland hat sie in vielen Wäldern eine Heimat gefunden. Der BUND Saar geht von 250 bis 400 Individuen in saarländischen Wäldern aus.

"Die größte Bedrohung für die Wildkatze ist die Zerschneidung und Verarmung ihres Lebensraums durch Ackerflächen, Straßen und Siedlungen", führt Hassel aus: "Damit die isolierten Populationen und viele andere gefährdete Tiere eine echte Überlebenschance haben, ist dringend ein Netzwerk aus miteinander verbundenen Wäldern notwendig. Der BUND fordert seitens der Politik deshalb eine bessere Vernetzung natürlicher Lebensräume in Deutschland."

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