Nationalpark nimmt Gestalt an

Saarbrücken · Mit einem offiziellen Festakt und einem Bürgerfest soll der Nationalpark Hunsrück-Hochwald an Pfingsten offiziell eröffnet werden. Saar-Umweltminister Reinhold Jost sieht im ganzen Projekt eine Riesenchance.

Nach mehr als drei Jahren Planung, Diskussion und Abstimmung soll der länderübergreifende Nationalpark Hunsrück-Hochwald am Pfingstwochenende, 23. und 24. Mai 2015, offiziell eröffnen. Die letzten bürokratischen Hürden wollen das Saarland und Rheinland-Pfalz noch in diesem Jahr nehmen: Diesen Samstag unterzeichnen Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) und ihre Amtskollegin Malu Dreyer (SPD ) in der Saarbrücker Staatskanzlei einen 21 Seiten starken Staatsvertrag der beiden Bundesländer, der zum 1. Januar in Kraft treten wird. Am 15. Oktober soll der Saar-Landtag über das Abkommen abstimmen. Eine Zustimmung gilt als ausgemachte Sache, haben sich doch bereits im Mai 2013 alle fünf Fraktionen unisono für den Nationalpark ausgesprochen. Wann das rheinland-pfälzische Parlament über den Staatsvertrag abstimmt, sei noch offen, sagt Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD ).

Der Festakt mit rund 1000 Vertretern aus Landes- und Bundespolitik, Gesellschaft und Verbänden ist für Pfingstsamstag im Hunsrückhaus im rheinland-pfälzischen Deuselbach am Erbeskopf geplant. Der Pfingstsonntag soll hingegen ein Bürgerfest werden. "Wir planen eine eigene, kulturell hochwertige Veranstaltung am Keltenpark in Otzenhausen, der auch das saarländische Eingangstor zum Nationalpark darstellen wird", sagt Jost. Angedacht seien Konzerte etwa von auf keltische Musik spezialisierten Gruppen, keltisches Essen und regionale Spezialitäten. Auch sollen die am Nationalpark beteiligten Kommunen und Kreise - im Saarland sind dies Nohfelden, Nonnweiler sowie der Kreis St. Wendel - Gelegenheit bekommen, sich zu präsentieren. Auch Rheinland-Pfalz plane für den Sonntag eigene Veranstaltungen an mehreren Orten im Nationalpark. Shuttlebusse sollen zwischen den Veranstaltungsorten pendeln.

"Mit dem Nationalpark werden wir in der Champions-League der Naturschutzgebiete mitspielen", kündigt Jost an. Der neue Nationalpark - der 16. bundesweit - zeichne sich durch Alleinstellungsmerkmale aus, insbesondere durch ausgedehnte Buchenwälder und Moore, und sei zudem für Wildkatzen ein guter Lebensraum. "Aber auch kulturhistorisch ist das Gebiet einzigartig, etwa durch die Relikte aus der Kelten- und Römerzeit", betont der Umweltminister. Der Region attestiert er "Nachholpotenzial" im Tourismus. "Die Region und der Nationalpark brauchen einen Erkennungswert, eine einheitliche Beschilderung." Derzeit sei das Nationalpark-Logo in Arbeit - feststeht, dass eine Wildkatze es zieren wird. "Eine der ersten wichtigen Aufgaben des noch zu gründenden Nationalparkamtes wird es sein, gemeinsam mit der Region Vorschläge für ein Wegekonzept zu entwickeln", betont Jost. Weitere Studien sollen folgen, etwa zur Verkehrsanbindung des Nationalparks , zur Konzeption der Besucherzentren und der Infostellen sowie zum Thema Umweltbildung und Naturerleben.

Intensiv soll für den Nationalpark geworben werden - im kommenden Jahr etwa auf der Internationalen Tourismusmesse in Berlin. Auch ein Bildband ist angedacht.

Auch wenn der Nationalpark in erster Linie ein Naturschutzprojekt ist, sehen die beiden beteiligten Bundesländer darin auch einen möglichen Tourismusmagneten für die strukturschwache Region. Der Nationalpark könnte langfristig bis zu 110 000 Übernachtungsgäste jährlich zusätzlich in die Region locken. Das wäre eine Steigerung um elf Prozent, wie aus einer Studie des Alpenforschungsinstituts der Hochschule München hervorgeht. Zusätzlich könnten bis zu 240 000 Tagesbesucher kommen. Das entspräche einem Plus von 18 Prozent. Bis zu 240 Arbeitsplätze könnten entstehen. Dafür müsse die bestehende Tourismusstruktur, etwa die Zahl und die Qualität der Unterkünfte und Gastronomien, gesteigert werden. "Das geht natürlich nicht von heute auf morgen", sagt Jost. "Aber das ist für das Saarland eine Riesenchance."

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Auf einen BlickDer Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist der 16. Nationalpark in Deutschland. Er soll eine Fläche von bis zu 10 000 Hektar haben, 986 Hektar im Saarland . Das Saarland investiert jährlich 310 000 Euro in den Nationalpark und wird sich mit drei Mitarbeitern an der Nationalparkverwaltung beteiligen. 75 Prozent der Fläche dürfen nach 30 Jahren nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden; Wandern und Radfahren sind erlaubt. Plätze zum Sammeln von Beeren und Pilzen können festgelegt werden. Ein Viertel des saarländischen Gebiets wird schon heute nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt und ist zum Teil Naturschutzgebiet. ukl

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