Aus Nantes genau, denn Saarbrücken und Nantes verbindet seit 50 Jahren eine Städtepartnerschaft und die lebt vor allem auf der Ebene der Karnevalisten. Klar also, dass die Gäste gerne zum Sturm auf den Bürokratenbunker mitzogen. Zunächst aber gab es eine kurze Lektion "Schunkeln auf Französisch". Dabei reicht man dem Nebenmann die Hand und dann geht es nicht einmal links, einmal rechts, sondern vor und zurück - zur Dudelsack-Melodie.

Die traditionellen schottischen Instrumente waren es dann auch, welche die Ankunft der von Holzäppel-Elferrats-Präsident Thorsten Konrad und Saarraketen-Moderator Markus Ettelbrück angeführte Meute vor der Rathaustreppe ankündigten.

Als sich die Menge zu Klängen der Musikzüge Dudweiler und Gersweiler einschunkelte, schaute Oberbürgermeisterin Charlotte Britz im Doktorandinnen-Kostüm neugierig aus der offenen Rathauspforte und vertraute auf die abschreckende Wirkung ihrer Konfetti-Kanone. Die Narren reagierten frech. Markus Ettelbrück rief: "Der Frohsinn soll ab heit regiere, der Amtsschimmel hat nix meh zu wiehere." Thorsten Konrad schmetterte: "An Fassnacht do regiert die Narretei, drum geht's mit eich jetzt schnell vorbei." Britz antwortete spontan. "E paar Daach Urlaub wäre jo nitt schlecht."

Eigentlich hätte sie sich aber von ihren Gegnern wohl ein bisschen mehr Dynamik gewünscht. So wich sie kurz vor ihrer Aufgabe vom vereinbarten Redetext ab: "Ihr mache Ernschd, das merk ich jetzt - nitt graad", um dann bewusst betont den absichtlichen Fehler zu korrigieren: "Ach nee: Das merk ich jetzt!". Wenig später wechselte der symbolische Holzschlüssel mit der Jahreszahl "2015" den Besitzer.

Überschattet wurde die Faasend auf dem St. Johanner Markt noch von einem Unfall des Tontechnikers, der ins Krankenhaus musste. Die Technik-Mannschaft der Latzegallis, die einen Großteil des Programms auf dem Markt bestritten, sprang ein.

Keine Chance hatten auch die Verteidiger der Rathäuser im Saarbrücker Westen. Robert Docktor wehrte sich als Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVA) Altenkessel nach Kräften gegen die mit Garden und Schunkelfreudigen anrückenden Kesselflicker um ihren Anführer und Vorsitzenden Uli Schacht, unterlag aber nach humorigem Rededuell. Mit langem Gesicht und in Ketten sahen Beobachter des Klarenthaler Rathaussturms Bezirksbürgermeister Claus Theres. Der wurde zunächst in die Sporthalle abgeführt, dort aber alsbald begnadigt, damit er mit den ausgelassenen Jecken feiern konnte.