Nach der Party sicher und günstig nach Hause

Regionalverband. Langsam rollt der weiße Bus auf die Haltestelle am Rathaus zu, dem zentralen Sammelplatz der neuen Nachtlinien. Ein gutes Dutzend junger Leute wartet hier mit müden Augen - für heute haben sie genug vom Saarbrücker Nachtleben. Ihr Wunsch: das heimische Bett.Etwa die Hälfte steigt in die N 11 mit Ziel Friedrichsthal

Regionalverband. Langsam rollt der weiße Bus auf die Haltestelle am Rathaus zu, dem zentralen Sammelplatz der neuen Nachtlinien. Ein gutes Dutzend junger Leute wartet hier mit müden Augen - für heute haben sie genug vom Saarbrücker Nachtleben. Ihr Wunsch: das heimische Bett.

Etwa die Hälfte steigt in die N 11 mit Ziel Friedrichsthal. Darunter auch zwei befreundete Pärchen, die aus der Discothek Kufa kommen. "Da war die Musik heute nicht so unser Geschmack - zu viel House", sagt Sebastian Klein: "Deswegen fahren wir schon um 2 Uhr wieder nach Hause."

Mit der N 11 hätten sie auch eine Stunde später fahren können, die neue Linie fährt am Wochenende zweimal pro Nacht. Daneben gibt es noch sechs weitere Busrouten, die Anfang April neu eingeführt wurden. Sie fahren nach Holz, Eiweiler, Wehrden, Bliesransbach, Pflugscheid und Lauterbach. Günstiger als ein Taxi ist der Bus allemal: Es gelten die gleichen Preise wie tagsüber.

Weiter hinten im Bus stehen Matthias Fischer und Michael Raspel, zwei kräftige Männer in blauen Uniformen. Doch bedrohlich wirken sie nicht - im Gegenteil. Ihre Mienen sind entspannt, in dieser Nacht haben sie einen einfachen Job. Sie sind für die Sicherheit der Fahrgäste verantwortlich. Stress gibt es aber heute Nacht genauso wenig wie an den Wochenenden zuvor. "Die jungen Leute sind doch froh, wenn sie daheim sind", sagt Fischer. Fahrgast Valerie Horn hat auch schon andere Erfahrungen gemacht: Die 19-Jährige wurde schon einmal auf dem Nachhauseweg von einer Gruppe Neonazis bedroht: "Durch die Busbegleiter fühle ich mich deutlich sicherer."

Dieser Aspekt ist ein wesentlicher Gesichtspunkt bei dem Nachtbus-Pilotprojekt im Stadtverband. Und das in mehrfacher Hinsicht: "Junge Leute haben oft keine Möglichkeit nach Hause zu kommen", meint Peter Gentes vom Saarländischen Nahverkehrs-Service, "das kann zu Alkohol am Steuer verleiten."

Finanziert wird das Pilotprojekt vom saarländischen Innenministerium. Das Budget liegt bei 120 000 Euro für ein Jahr. Wird das Projekt angenommen, soll es längerfristig auf das gesamte Saarland ausgeweitet werden.

Für die jungen Leute in der N 11 wäre das wünschenswert: "Ich warte quasi schon 27 Jahre auf so ein Angebot", sagt der 27-jährige Sebastian Klein augenzwinkernd. Sein Kumpel Florian Thomes fügt hinzu: "Nee im Ernst, so etwas hätten wir uns in unserer Jugend schon gewünscht." Das Problem für den Sulzbacher: Vorher musste er den letzten oder den ersten Zug nehmen. Das bedeutete oft eine sehr kurze oder eine ungewollt lange Partynacht. Das Problem kennt auch Dirk Schallmo, der gerade aus der Garage kommt: "Früher hätte ich jetzt noch vier Stunden warten müssen - dabei muss ich morgen zur Kommunion." Er ist der letzte Fahrgast im Bus. Die beiden Pärchen sind in Dudweiler und Sulzbach ausgestiegen.

Jetzt rollt der Bus auf eine Haltestelle in Altenwald, Endstation für Schallmo. "Ich werde den Nachtbus bestimmt häufiger nutzen", sagt er und macht sich auf den Weg. Der Bus ist nun fast leer. Vorne sitzt noch Thomas Krahforst, Fahrdienstleiter der SaarBus GmbH. Er ist zuständig für den reibungslosen Betrieb der Linien N 11 und N 13. An den ersten beiden Wochenenden hat er hier 440 Fahrgäste gezählt. "Das hat meine Erwartungen übertroffen", sagt Krahforst. Schließlich muss sich das Angebot erst herumsprechen. Ein Erfolg sei es aber schon jetzt: "Wir haben 440 junge Leute sicher nach Hause gebracht", fügt Krahforst hinzu. "Früher hätte ich jetzt noch vier Stunden warten müssen - dabei muss ich morgen zur Kommunion."

Dirk Schallmo (21)

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