Nach 1200 Metern wird es richtig kalt

Saarbrücken · Sie trotzen dem Regen und den niedrigen Temperaturen: Jeden Tag besuchten einige Hartgesottene das Saarbrücker Totobad, um im Freien zu schwimmen. Unter diesen Freibadfans ist auch Hanna Hesping, 24.

 Bei der derzeitigen Kälte und Nässe ist die passionierte Schwimmerin Hanna Hesping meist allein, wenn sie im Sportbecken des Totobades ihre Bahnen zieht. Foto: Oliver Dietze

Bei der derzeitigen Kälte und Nässe ist die passionierte Schwimmerin Hanna Hesping meist allein, wenn sie im Sportbecken des Totobades ihre Bahnen zieht. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Parkplatzprobleme? Gibt es nicht. Gerade mal fünf Wagen stehen auf dem Stellplatz unmittelbar vor dem Totobad. An der Scheibe, hinter der normalerweise die Kassiererin sitzt, weist ein Stück Papier darauf hin, dass Gäste "bitte beim Schwimmmeister bezahlen". Stefan Brand ist dann auch schnell ausgemacht, sind doch sonst kaum Menschen auf dem insgesamt 65 000 Quadratmeter großen Schwimmbadgelände zu finden.

Das (reduzierte) Schwimmbadpersonal ist da und genau ein Gast: Hanna Hesping. Die 24-Jährige ist seit der Eröffnung der Saarbrücker Freibadsaison am 9. Mai, so sagt sie, "fast jeden Tag" hier gewesen. Was von sportlicher Seite sowieso zu bewundern ist. Aber auch aus Aspekten der Hartgesottenheit. Denn seitdem zeigte sich das Wetter meist ziemlich unwirtlich - so sehr, dass manches Bad zurzeit gar nicht öffnet (die SZ berichtete, siehe Infokasten).

Doch Nässe von oben und Bibber-Temperaturen konnten die junge Studentin der Romanistik und Literaturwissenschaft bislang nicht stoppen. So ist sie auch an diesem Mittwochnachmittag wieder ins Sportbecken gestiegen. Bei zwölf Grad Außentemperatur und 16 Grad kaltem Wasser, über ihr der verhangene Himmel, um sie herum menschenleere, mit Gänseblümchen gespickte Wiesen.

Sie schwimme einfach "supergerne im Freien", gibt sie zitternd, nur mit einem Badeanzug und einem übergeworfenen Handtuch bekleidet, nach ihrem Bad zu Protokoll. Und so nutzt sie nun schon seit vier Jahren die Freibadsaison im Totobad nahezu komplett aus.

Einziges Zugeständnis an die niedrigen Temperaturen: "Dann schwimme ich etwas weniger." 1700 Meter sind dies dann statt eigentlich 2000 Metern. Denn spätestens nach 1200 Metern werde es, trotz der Bewegung, "schon kalt". Umso mehr freut sie sich dann auf die warme Dusche. Ist es nicht komisch, bei solchen Bedingungen quasi allein ins Bad zu gehen? "Naja, es hat ja auch Vorteile, alles für sich zu haben", sagt die junge Frau lächelnd. Die Atmosphäre sei ganz besonders. Erst bei unter zehn Grad oder strömendem Regen bleibt sie dem geliebten Freibad fern. Übrigens: Eine Erkältung oder ähnliches hat sie noch nicht gehabt.

Das Totobad-Personal freut sich sehr über diese Gäste, die dem Bad bei jedem Wetter treu sind. "Ich habe noch nie erlebt, dass an einem Tag gar keiner da war", berichtet Schwimmmeister Stefan Brand, 48.

Selbst an jedem kalten Tag zählt er bis zu zehn Besucher jeder Altersklasse, gleichermaßen weiblich wie männlich. Manche schwimmen dann mit Neoprenanzug, berichtet sein Kollege, der 42-jährige Michael Raue, Fachangestellter für Bäderbetriebe.

Bei der Eröffnung kamen 120 Gäste. Am sonnigen Pfingstsamstag waren es 40. Immerhin. Doch das alles ist verschwindend wenig im Vergleich mit dem Rekord-Besuchertag im vergangenen Jahr. Da zählte man 18 000 Gäste an einem Tag. Aber da war es ja auch wärmer. Viel wärmer…

Zum Thema:

Auf einen BlickDas Saarbrücker Totobad öffnet täglich von 9 bis 20 Uhr. Montags bis freitags gibt es Frühschwimmen ab 7 Uhr. Wegen des schlechten Wetters ist derweil nicht nur das Dudweiler Freibad zu. Auch das Freibad Kleinblittersdorf bleibt bis einschließlich Sonntag geschlossen. Ab Montag ist es wieder täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Bei schlechtem Wetter sind verkürzte Öffnungszeiten möglich, informiert die Gemeindeverwaltung. Infos unter Tel. (0 68 05) 7505. red

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