Mutter wehrt sich gegen Zwangspauschale fürs Schulessen

Püttlingen · Warum sollte man für ein Essen bezahlen, das man gar nicht zu sich nimmt? Diese Frage stellt sich SZ-Leser-Reporterin Barbara Apel. Die Schulelternsprecherin wehrt sich gegen eine eingeführte Essenspauschale in der Schule ihrer Tochter.

Barbara Apel kämpft. Seit Februar ist die SZ-Leser-Reporterin im Clinch mit dem saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur. Apel ist Schulelternsprecherin der staatlichen Förderschule körperliche und motorische Entwicklung Püttlingen . Der Grund für ihren Ärger ist eine Essenspauschale, die im Februar vom Ministerium in der Schule eingeführt wurde - und welche die Eltern ihrer Rechnung nach viel teurer zu stehen kommt als die zuvor getätigten Einzelabrechnungen. "Keiner wusste davon. Und nachvollziehbare Gründe wurden uns auch nicht genannt", klagt Apel, deren neunjährige Tochter Ylvi die Schule besucht.

Ende Januar traf bei Apel wie bei den übrigen Eltern ein Brief des Ministeriums ein, der sie über die neue Regelung ab dem 1. Februar unterrichtete. Demnach müssen die Eltern für ihre Kinder in Zukunft 48 Euro im Monat bezahlen - über das ganze Jahr. "Also auch in den Sommerferien, wenn die Kinder gar nicht zur Schule gehen", sagt Apel.

Apel hat alles mit den offiziellen Zahlen der Schule durchgerechnet. Dabei nahm sie die 3,40 Euro pro Mahlzeit, welche der Caterer "Riegelsberghalle" seit März erhält. "Im vergangenen Jahr hätten die Eltern mit der individuellen Abrechnung 26 043,80 Euro an Gesamt-Verpflegungskosten bezahlt. Nach dem neuen Pauschalsystem wären es 35 446 Euro gewesen - also 9400 Euro mehr", rechnet sie vor. Durch ihr Engagement hat es die Schulelternsprecherin mittlerweile geschafft, neben der 48-Euro-Pauschale für jeweils fünf Wochentage eine 33-Euro-Pauschale für jeweils drei Wochentage durchzusetzen - doch richtig zufrieden ist sie damit noch nicht.

Das Problem sei, dass die Kinder der Förderschule aufgrund von Arztterminen, Kuren oder einfach aus eigenem Willen häufig nicht an den Mahlzeiten teilnehmen. Sie nennt ein Beispiel: "Gerade für die autistischen Kinder sind die gemeinsamen Mahlzeiten enorm wichtig für die soziale Entwicklung. Etliche nehmen dank jahrelangem Bemühen ein paar Mahlzeiten im Monat ein. Sollen die Eltern etwa für zwei oder drei Mahlzeiten im Monat 33 Euro bezahlen?" Auch hier habe das Ministerium schon etwas eingelenkt und eine Zahlungspause angeboten, sofern die in die Pauschale eingerechneten 19 Fehltage überschritten sind.

Trotzdem kann Apel keine Vorteile des Pauschalsystems erkennen. Sie will wieder die individuelle Abrechnung. Auch deshalb, weil ihr nicht-behinderter Sohn im Sommer an der Grundschule am Geisberg in Bischmisheim eingeschult wird. In dieser freiwilligen Ganztagsschule kostet ein Essen 3,10 Euro - und bezahlen muss nur, wer auch wirklich isst. "So etwas macht einen dann doch stutzig. Vor allem in Zeiten, in denen Inklusion ein so großes Thema ist."

Das Ministerium erklärt die Einführung im Februar mit der Umstellung der Zahlungssysteme auf das SEPA-Format. Die Einzelberechnung ist laut Ministeriumssprecher Jürgen Renner "aufgrund des hohen Verwaltungsaufwands nicht mehr zielführend". Dies hätten sie Frau Apel in einer Besprechung im Ministerium "transparent, verständlich und nachvollziehbar dargestellt", sagt Renner. Barbara Apel bleibt dennoch bei ihrer Kritik -und kämpft weiter.

Wenn Sie auch Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Sprachnachricht unter Tel. (06 81) 5 95 98 00, schicken Sie eine E-Mail an leser-reporter@sol.de oder nutzen Sie das Onlineformular: www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort