Mutanthen, die „Farbe bekennen“

Saarbrücken · 15 Jahre besteht das Ensemble Mutanth. Zum Geburtstag gibt es am Samstag ein Fest und das Theaterstück „Die Schutzflehenden“, das Mutanth mit jungen Flüchtlingen erarbeitet hat.

 Die Orientierungsklasse bei Proben in der Saarbrücker Schmollerschule. Foto: Krämer

Die Orientierungsklasse bei Proben in der Saarbrücker Schmollerschule. Foto: Krämer

Foto: Krämer

15 Jahre Mutanth - das ist ein Fest wert! Und zwar ein besonderes. Denn Eva Lajko und Miguel Bejarano Bolívar stehen nicht nur für MUsikTANzTHeater (kurz Mutanth), sondern auch für den Anspruch, interkultuell und integrativ zu wirken - sei es mit Tanztheater in Schulen und Kindergärten, mit interkulturellen Workshops oder Kursen für Menschen mit und ohne Behinderung. Und natürlich mit ihren eigenen Produktionen, in denen sie gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen.

Deshalb laden die Mutanthen nun in Kooperation mit der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal Einheimische und Flüchtlinge zu einem Fest der Begegnung ein: "Farbe bekennen - Mach mit!" heißt die Veranstaltung unter Schirmherrschaft des Ministers für Bildung und Kultur, Ulrich Commerçon . Es locken Beiträge vieler Künstlerkollegen verschiedenster Genres und Nationalitäten, ein multikulturelles Mitmach-Programm und Kulinarisches aus aller Welt.

Ein besonderer Punkt ist das Tanztheater "Die Schutzflehenden" nach Aischylos , das Mutanth gerade mit einer Orientierungsklasse des Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums Saarbrücken im Rahmen einer Projektwoche erarbeitet. Zugrunde liegt ein Schülerprojekt des Warndt-Gymnasiums Völklingen (Idee, Konzeption: Christine Speicher-Unterschemmann), das im Juli im Rahmen der Unesco-Projekttage unter der Regie von Miguel Bolívar aufgeführt wurde - gefördert über das Bundesprogramm "Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit" in Kooperation mit dem Regionalverband Saarbrücken .

Nun haben Lajko und Bolívar diese Vorlage, die auf Basis des antiken Stücks den Bogen spannt zur aktuellen Flüchtlings- und Integrationsdebatte , auf die 25 Jugendlichen der Orientierungsklasse zugeschnitten. Die jungen Leute, im Durchschnitt etwa 17 Jahre alt, sind aus Syrien, Afghanistan, anderen Krisengebieten und dem EU-Ausland hierher geflüchtet; viele von ihnen sprechen kaum oder wenig Deutsch. Geprobt wird in der Turnhalle, es wird viel gealbert, immer wieder muss Bolívar Konzentration anmahnen. Die Kommunikation läuft oft über Gesten, Dolmetscherin Nahla Azrak vermittelt immerhin zwischen Deutsch und Arabisch.

Und dennoch ist das Tanztheater für die Jugendlichen eine Chance, sich auszudrücken. Denn das Projekt möchte nicht nur das "Medien-Event" Flüchtlingskrise in einen ästhetisch anderen Rahmen stellen, sondern den Beteiligten in unmittelbarem Bezug zu ihrer eigenen Geschichte neue Perspektiven und Chancen aufzeigen. "Wir haben den Jugendlichen drei Fragen gestellt", erzählt Lajko. "Was hast Du verloren? Was bringst Du mit? Welche Träume und Hoffnungen hast Du?" Die Antworten geben die Jugendlichen auf der Bühne.

Samstag, 26. November, 19 Uhr, in der Sulzbacher Aula in der Gärtnerstraße. Eintritt: 15/12 Euro. Der Reinerlös der Veranstaltung geht an das "Netzwerk für Flüchtlinge in St. Ingbert". Karten: Tel. (0 68 97)

56 77 62.

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