„Mut haben, seinem Traum nachzugehen“

Erhard Schmied ist als Autor bekannt für seine Hörspiele, Drehbücher und Theaterstücke. An der Saarbrücker Universität hält er zwei Seminare, die sich mit dem szenischen Schreiben beschäftigen. SZ-Mitarbeiter Sebastian Kretschmer spricht mit Schmied über sein Leben als Autor, seine Tätigkeit beim Tatort und über Tipps, wie man als aufstrebender Schriftsteller Fuß fassen kann.

 Der Autor Erhard Schmied, in seinem Garten in Saarbrücken. Foto: Oliver Dietze

Der Autor Erhard Schmied, in seinem Garten in Saarbrücken. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Herr Schmied, sie sind nun schon seit vielen Jahren als Schriftsteller tätig. Was hat Ihnen den Anstoß dazu gegeben, nach ihrem Studium der Psychologie sich dem Schreiben als Beruf zu widmen?

Schmied: Einen wirklich fassbaren Moment gibt es da nicht. Das Erzählen an sich hat mich nämlich schon immer interessiert. Die ersten Erfahrungen, was das Schreiben angeht, hatte ich während meiner Zeit als Student. Am Anfang waren dies vor allem Kurzgeschichten und Gedichte. Erst später bin ich dann zum szenischen Schreiben übergewechselt. Das Schreiben zum Beruf zu machen war weniger eine bewusste Entscheidung, sondern eine längere Entwicklung, bei der es wichtig für mich war, zu erkennen, in welchem Bereich ich mich wohlfühlte und wo Talent vorhanden ist.

Viele jüngere Menschen streben es an, nach dem Studium als Schriftsteller zu arbeiten. Welche Tipps würden sie diesen Personen geben?

Schmied: Was ich wichtig finde, ist es, den Mut zu haben, seinem Traum nachzugehen, obwohl es vielleicht zum Scheitern verurteilt ist. Auch sollten anstrebende Schriftsteller versuchen, nicht dauernd an sich selbst zu zweifeln. Es bringt nichts, sich tagelang den Kopf an einer Seite zu zerbrechen. Man muss zunächst die große Linie im Auge haben, also eine erste Fassung schreiben, egal, wie gut oder schlecht sie wird und dann erst beginnen, über Details nachzudenken. Seine Fassung dann einzureichen, das ist auch eine Form des Selbstvertrauens, was natürlich schwierig ist, da Manuskripte oft zurückgewiesen werden.

Aktuell schreiben Sie für den WDR an der Hörspielreihe Selma und Max, welche für jüngere Zuhörer gedacht ist. Inwiefern sind Ihre eigenen Kinder eine Inspiration beim Schreiben?

Schmied: In diese neuen Hörspielfolgen fließen natürlich auch Themen ein, die ich von meinen eigenen 11 und 13 Jahre alten Kindern kenne. Vor allem das Konkurrenzdenken zwischen Geschwistern, dieses Kräftemessen, wer denn jetzt größer oder schneller ist. Dazu gehören auch Streitsituationen zwischen Kindern, was mir jetzt natürlich näher ist als es das noch vor 15 Jahren war. Das sind solche Themen, bei denen ich von meinen Kindern profitiere und einen Anstoß dazu erhalte, eine neue Geschichte zu verfassen. Es kann auch passieren, dass sie kurz über meine aktuelle Arbeit blicken und Bemerkungen dazu abgeben, woran ich sie auch nicht hindere. Das ist aber kein familiäres Lektorat.

Welche genauen Unterschiede ergeben sich beim Schreiben für verschiedene Altersklassen?

Schmied: Zum einen ist es der Grad der Abstraktion. Erwachsene können einer Geschichte logisch anders und auf einer höheren Ebene folgen, was die Sprache und die Komplexität einer Geschichte natürlich beeinflusst. Kinder sind ja bis zu einem bestimmten Alter frei von Ironie. Jedoch gibt es oft Themen, die alle Altersklassen beschäftigen. So sind Neid und Konkurrenz menschliche Wesenszüge, welche sowohl bei Erwachsenen und Kindern vorkommen. Diese muss ich dann natürlich in einer Geschichte behandeln, welche der jeweiligen Altersklasse angepasst sind.

Wie läuft bei Ihnen die Ideenfindung?

Schmied: Oft liest man etwas in der Zeitung, sieht etwas im Fernsehen oder im Kino, was sich mit seinen eigenen, vagen Fantasien deckt. Manchmal ziehe ich auch Inspiration aus Erinnerungen. Mein Vater war beziehungsweise ist in der Situation, dass er Alterspflege benötigt, was ein für mich natürlich interessantes und wichtiges Thema darstellt. Erst wenn man von etwas selbst betroffen ist, merkt man wie viele Leute mit denselben Problemen zu kämpfen haben. Deshalb möchte ich im Sommer einen Hörspielkrimi schreiben, bei dem ich eine Pflegesituation in einer Kriminalgeschichte verpacke. Bei der Recherche gehen mir dann einige Sachen durch den Kopf: Wer begeht die Tat in meinem Krimi? Ist es der Pfleger oder ein Angehöriger des Patienten? Daraus entstehen dann Gedanken, die ich in einer Geschichte verarbeiten kann.

Kann es auch vorkommen, dass Sie bestimmte Ideen immer wieder verfolgen?

Schmied: Ein solches Thema wäre das Schein und Sein. Die Frage danach, wie wir wirklich sind, und was sich unter der Oberfläche verbirgt. Eine andere Triebfeder, welche ich in meinen Geschichten öfters verarbeite, ist der Aspekt, dass sich ein Individuum bedroht fühlt und wie es damit umgeht.

Sie haben in den 90er Jahren Drehbücher für den saarländischen Tatort geschrieben. Wie kam es dazu?

Schmied: Damals gab es ja den Neustart mit Jochen Senf als Kommissar Palu. Ich habe dann zusammen mit einem Co-Autor eine Story ausgedacht, dazu ein Exposé geschrieben und dieses beim Sender eingereicht. Ich habe vorher schon für den Saarländischen Rundfunk gearbeitet und den Redakteur gekannt, was natürlich auch geholfen hat. Unsere Story konnte überzeugen und wurde angenommen.

Das Schreiben als Prozess wird oft als eine einsame Tätigkeit angesehen. Wie verlief ihre Zusammenarbeit mit einem Co-Autor beim Tatort?

Schmied: Ein großes Problem war unser beider Mangel an Erfahrung. Es fiel uns zunächst schwer, aus der Geschichte, welche schnell gefunden war, ein Drehbuch und eine Bilderfolge auszuarbeiten. Ein Fehler, den wir gemacht haben, war der Versuch zusammen Satz für Satz ein Skript zu erstellen. Das hat katastrophal viel Zeit in Anspruch genommen.

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Zur PersonDer 57 Jahre alte Erhard Schmied, in der Nähe von Frankfurt am Main aufgewachsen, wohnt in Saarbrücken und ist als Schriftsteller tätig. Nach seinem Studium der Psychologie arbeitete er beim Saarländischen Rundfunk. Im Augenblick schreibt Erhard Schmied an einer neuen Folge des Saarländischen Radiotatorts, der im Frühjahr 2015 ausgestrahlt wird.

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