Muss der Geschäftsführer seinen Hut nehmen?

Saarbrücken · Christian Patzwahl, einer der beiden Geschäftsführer der Immobiliengruppe Saarbrücken, muss um seinen Job zittern. Wenn der Aufsichtsrat nicht doch noch für eine Vertragsverlängerung stimmt, sind seine Tage in dem Unternehmen gezählt.

 Christian Patzwahl. Archivfoto: Immobiliengruppe

Christian Patzwahl. Archivfoto: Immobiliengruppe

Saarbrücken. Muss Christian Patzwahl, kaufmännischer Geschäftsführer der Immobiliengruppe Saarbrücken, zu der die Siedlungsgesellschaft gehört, 2013 seinen Platz räumen? Sein Vertrag läuft im nächsten Jahr aus. SPD-Fraktionschef Peter Bauer sagt: "Patzwahl hat zwar ordentliche Arbeit geleistet. Aber das Vertrauen reicht nicht für weitere fünf Jahre." Warum nicht, wollte Bauer nicht sagen.Seine Parteifreundin und Oberbürgermeisterin Charlotte Britz sieht das anders: "Ich habe keinen objektiven Grund, den Vertrag nicht zu verlängern." In den Sitzungen des Aufsichtsrats sei keine Kritik an Patzwahl aufgekommen. Es seien zwar Gerüchte und Vorwürfe an sie herangetragen worden. "Die habe ich verfolgt und beide Geschäftsführer damit konfrontiert", sagt Britz - die Vorwürfe hätten sich aber nicht erhärtet.

Nach einem Treffen mit den Stadtratsfraktionschefs hätten sich alle Anwesenden außer den Grünen für das Auslaufen des Vertrags ausgesprochen, weil sie kein Vertrauen mehr zu Patzwahl hätten, erklärt Britz. CDU-Fraktionschef Peter Strobel sei bei dem Treffen nicht dabei gewesen. Weil der Vertrag auslaufe, müsse sich der Aufsichtsrat mit der Personalie auch nicht mehr befassen. Patzwahl sei zugesichert worden, ein Jahr vor dem Ende der Amtszeit zu erfahren, ob sein Vertrag verlängert wird.

Allerdings kann jedes Mitglied eine Entscheidung über die Vertragsverlängerung im Aufsichtsrat beantragen, ergänzt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Grünen-Fraktionschef Thomas Brück ist für die Vertragsverlängerung. Er erklärt, Patzwahl habe die Siedlungsgesellschaft 2008 aus einer wirtschaftlich brenzligen Situation gerettet. "Ich befürchte, dass nun der alte Schlendrian wie zu Zeiten des Geschäftsführers Alfred Kirst einreißt." Ein Gericht hatte ihn 2004 verurteilt, Geld zum Schaden der Siedlungsgesellschaft veruntreut zu haben.

Der Widerstand gegen Patzwahl überrascht Brück: "Im Aufsichtsrat hat nie jemand die Kompetenz Patzwahls angezweifelt." Er werde mit der Fraktion besprechen, ob sie eine Entscheidung im Aufsichtsrat verlangt. CDU-Fraktionschef Peter Strobel sagt zur Zukunft Patzwahls bei der Immobiliengruppe: "Ich sehe keinen akuten Grund, den Vertrag nicht zu verlängern." Er befürwortet eine Entscheidung im Aufsichtsrat. Dagegen spricht sich Linke-Fraktionschef Rolf Linsler gegen Patzwahl aus. Wenn der Vertrag auslaufe, müsse man das nicht begründen. FDP-Fraktionschef Friedhelm Fiedler erklärt, er werde sich zu der Personalie nicht öffentlich äußern, habe dies aber in den zuständigen Gremien getan. Das sei Sache des Aufsichtsrats und dessen Vorsitzender Britz. Die Freien Wähler sind nicht im Aufsichtsrat vertreten. Mit Patzwahl würde auch der zweite Geschäftsführer die Chefetage der Immobiliengruppe verlassen. Sein Kollege Manfred Dörr wird im November in den Ruhestand verabschiedet.

In der SZ hatte Patzwahl kürzlich angekündigt, die "Siedlung" werde bis 2025 rund 150 Millionen Euro in ihre Wohnungen investieren. Die Siedlungsgesellschaft ist nach eigenen Angaben das größte Immobilienunternehmen im Saarland mit derzeit 11 647 Mietern.

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