Musikalität und Köpfchen: Anny Hwang

Saarbrücken. Zusatzstühle waren beim Abend mit Anny Hwang bei der Saarbrücker Sommermusik nötig. Der Konzertsaal der städtischen Musikschule war zu klein; durch die geöffneten Seitentüren reichten die Zuhörerreihen am Sonntag bis weit hinein in die benachbarte Cafeteria

Saarbrücken. Zusatzstühle waren beim Abend mit Anny Hwang bei der Saarbrücker Sommermusik nötig. Der Konzertsaal der städtischen Musikschule war zu klein; durch die geöffneten Seitentüren reichten die Zuhörerreihen am Sonntag bis weit hinein in die benachbarte Cafeteria. Mit der 20 Lenze jungen Anny Hwang aus Dudweiler musizierte eine bereits international aktive Pianistin, der man ein erfreulich hohes spieltechnisches Niveau attestieren kann. Das kontrastreiche Programm startete mit Brahms' Klavierstücken op. 118. Verschwenderisch ging die Musikerin mit Klang um, entlockte dem Flügel - teils unter nachdrücklichem Pedaleinsatz - wogende orchestrale Fluten. Dabei fehlte es keineswegs an Transparenz und Feingefühl: Im plastischen Breitwandbild traten Details und Ornamente oft geradezu überdeutlich ans Ohr. Hwangs lebendiger Brahms-Interpretation darf man einen ihrem Alter gemäß eher emotionalen Zugang bescheinigen: zwischen romantischem Plauderton, durchaus energischen Facetten und spannenden Steigerungen. Anton Weberns auf Wunsch von Sommermusik-Chef Thomas Altpeter eingebaute Variationen op. 27 waren Hwangs erste Begegnung mit dem Komponisten und verrieten Musikalität und Köpfchen. Mehr ihre Sache war freilich der impressionistische Kehraus des viel beklatschten Konzerts: Eine Wonne, wie bei Ravels "Jeux d'eau" die Fontänen sprudelten, und Debussys Suite "Pour le piano" rückte einmal mehr Hwangs Temperament und Fingerfertigkeit in den Fokus - ihre Sicht der "Sarabande" wird mit den Jahren sicherlich noch weiter reifen. Wie generell von diesem Talent noch allerlei Überraschungen zu erwarten sind. uhr

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