Mit dem Oratorium "Canto General" ist es dem griechischen Komponisten und Chansonnier Mikis Theodorakis gelungen, die Gewalt der lyrischen Sprache Pablo Nerudas, des chilenischen Literaturnobelpreisträgers, in großen Gesängen zu verdichten. Erzählt wird vom Reichtum Südamerikas, von seiner Schönheit und seinen Naturwundern. Ebenso thematisiert Neruda das Leiden der rechtlos Entmachteten. Er und Theodorakis gehörten jahrelang zu den politisch Verfolgten, lebten im Exil. Ihr Ruf nach Freiheit erscheint symbiotisch weltumspannend und gewinnt zurzeit ungeahnt an Brisanz. So widmet der Chor den zweiten von fünf vorgetragenen Gesängen, das "Voy a Vivir" (Ich werde leben), den Gewaltopfern von Paris.

Fulminanter Choreinsatz

Martin Stark, künstlerischer Leiter von "total vocal", hat sein Ensemble vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Doch das Miteinander über zwei Jahrzehnte befähigt den intonationssicheren Chor für eine solch eindringliche Aufführung. Angesichts der technischen Schwierigkeiten wie den rasch wechselnden Rhythmen-, Tonarten und Tempi, die dieses Werk bereithält, werden kleine Patzer leicht überhört.

Schon der fulminante Choreinsatz versetzt in Euphorie, die durch den sehr schönen, kräftigen Alt von Barbara Brückner nur verstärkt wird. Ihre sichere Stimmführung begeistert. Aber auch Vadim Volkow, Bariton, der sein russisches Timbre nicht verhehlen kann, beeindruckt. Perfekt feuern Percussionsinstrumente, zwei Klaviere, Gitarre, Bass, Pauke und eine zauberhafte Flöte die von lateinamerikanischen Rhythmen und griechischer Folklore bestimmte Dramaturgie an. Neruda-Gedichte, von Peter Kleist, Gabriele Bernstein und Suzanne Burg-Personnaz gesprochen, unterstreichen die Poesie des Konzerts. Mitwirkende waren Barbara Brückner, Alt, Vadim Volkov, Bariton, und ein für das Konzert zusammengestelltes Orchester mit Saarbrücker Musikern. Moderation: Karin Kröninger. Der anhaltende Beifall bezeugt Anerkennung und Dank für die großartige Leistung.