Musik hilft beim Lebenretten

Saarbrücken · Saarbrücker Drittklässler sind fit in der Herzmassage und benutzen für den Takt ein ganz bestimmtes Lied.

 Wenn Charlotte Britz künftig jemandem mit Herzmassage das Leben retten muss, weiß sie jetzt, wie es geht. Die Kinder haben es ihr erklärt, mit den Ärzten Florian Custodis und Konrad Schwarzkopf (von links). Foto: Klinikum

Wenn Charlotte Britz künftig jemandem mit Herzmassage das Leben retten muss, weiß sie jetzt, wie es geht. Die Kinder haben es ihr erklärt, mit den Ärzten Florian Custodis und Konrad Schwarzkopf (von links). Foto: Klinikum

Foto: Klinikum

Prüfen - Rufen - Drücken: So lautet die Formel, wenn jemand plötzlich ohnmächtig umfällt. Wie man ihm dann hilft, das haben zwei dritte Klassen der Saarbrücker Ganztagsgrundschule Rastpfuhl seit Februar immer wieder eingeübt. Und nun, beim Wiederholungstermin, folgte die Abfrage, ob noch alles präsent ist.

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz ist diesmal auch gekommen und lässt sich von den Kinder zeigen, was sie tun soll. Kaum sitzt sie vor der Übungspuppe, fliegen die Hände der Kinder hoch: "Jetzt musst du horchen, ob der noch atmet!". Und dann: "Jetzt musst du die 112 anrufen!". "Und jetzt die Herzdruckmassage!", "100 Mal pro Minute!". Charlotte Britz: "Und woher weiß ich, wann 100 Mal ist?". Ein Kind weiß es: "Du musst das Pippi-Langstrumpf-Lied singen." Dr. Konrad Schwarzkopf, der Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin des Klinikums Saarbrücken, erklärt: "Das Pippi-Langstrumpf-Lied hat ungefähr 100 Taktschläge in der Minute."

Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen. Doch die Helferquote beim Herzstillstand in Deutschland ist alarmierend gering. Diese zu erhöhen, haben sich die Ärzte und Pflegekräfte der Kardiologie und des Zentrums für Intensiv- und Notfallmedizin des Klinikums Saarbrücken sowie das Team des ADAC-Hubschraubers Christoph 16 auf die Fahnen geschrieben.

Vor diesem Hintergrund entstand das Schulprojekt mit zwei dritten Klassen in der Ganztagsschule Rastpfuhl. Die beiden Chefärzte Dr. Florian Custodis (Kardiologie) und Dr. Konrad Schwarzkopf (Anästhesie und Intensivmedizin) sowie ein Team von Intensivpflegern kamen an jeweils vier Terminen in die Schule, um den Kindern zu zeigen, wie man sich in einem Notfall verhält. Denn früh übt sich. Als vorerst krönenden Abschluss überreichte Charlotte Britz jedem Kind eine Urkunde. Ein weiterer Höhepunkt wird der Schulausflug mit Besuch des Klinikums und des Rettungshubschraubers Christoph 16 auf dem Winterberg sein. In rund 80 Prozent der Fälle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes wissen Personen, die sich zufällig in unmittelbarer Nähe des Kollabierten befinden, nicht, was zu tun ist, oder sie wenden Gelerntes aus Scheu, etwas falsch zu machen, nicht an. Dadurch verrinnen lebenswichtige Minuten: "Schon nach fünf Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen nimmt das Hirn durch die mangelnde Sauerstoffversorgung irreparablen Schaden", erklärt Dr. Custodis. Und weiter: "Die Chance, die etwa fünf Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überleben, steigt durch eine sofortige Herzdruckmassage um das Zwei- bis Dreifache!"

Seit 2012 werden im Klinikum Saarbrücken im Rahmen der "Woche der Wiederbelebung" regelmäßig Laienreanimationskurse für die breite Bevölkerung durchgeführt. Daneben sind Ärzte und Intensivpflegekräfte des Klinikums bei zahlreichen privaten Initiativen im ganzen Saarland ehrenamtlich tätig. So wurden zum Beispiel mehrere hundert Ersthelferinnen und -helfer bei Schulungen in Vereinen geschult.

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