Musical von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs am Staatstheater

Saarbrücken · Die eigenwillig arrangierte Musik zu „The Black Rider. The Casting of the magic bulletts“ kommt in Saarbrücken von einer Band um das Brüder-Trio „Herr Rynkowski“. Schräge Story und Musik ergänzen sich.

 Blick über den Orchestergraben auf die Bühne des Saarländischen Statatstheaters (SST) während einer Aufführung von „Black Rider“.

Blick über den Orchestergraben auf die Bühne des Saarländischen Statatstheaters (SST) während einer Aufführung von „Black Rider“.

 Sie arrangierten die Musik: (von links) Clemens, David und Florian Rynkowski. Fotos: Kerstin Krämer

Sie arrangierten die Musik: (von links) Clemens, David und Florian Rynkowski. Fotos: Kerstin Krämer

"Macht, dass ihr fortkommt!" Der alte Kuno (Heiner Take), der in seiner Krachledernen ausschaut wie ein alpiner Catweazle, warnt vergeblich: Das Publikum bleibt. Verfolgt gebannt, wie der arme Wilhelm vom Stelzfuß magische Kugeln erwirbt, um sein Käthchen freien zu können, und einen viel zu hohen Preis dafür bezahlt.

"The Black Rider. The Casting of the magic bulletts", das Erfolgsmusical von Tom Waits , Robert Wilson und William S. Burroughs, begeistert die Zuhörer seit seiner Uraufführung 1990 als morbide Version der Freischütz-Geschichte.

Am Saarländischen Staatstheater (SST) kommt die eigenwillig arrangierte Musik dazu von einer Band um das Brüder-Trio "Herr Rynkowski" - und bei jeder Vorstellung heißt das höllisch kostümierte, siebenköpfige Ensemble anders. Am Mittwoch nennt es sich etwa "The best of incest", eine tagesaktuelle Anspielung auf die Auslassungen von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zur Homo-Ehe.

Die drei Rynkowskis stammen aus Weimar und haben allesamt Musik studiert. Clemens Rynkowski, der bei Black Rider die musikalische Leitung hat, ist Pianist, Komponist und stand als Theremin-Solist schon mit Sting auf der Bühne. Florian ist Bassist und Komponist, David ist Sänger und Musikproduzent. Sie arbeiten mal im Duo oder Trio oder mit anderen und beackern dabei ein weites Feld zwischen Unterhaltungsmucke, Theater, Klassik, Jazz und Neuer E-Musik - wahrscheinlich kann man gar nicht anders, wenn man in einem "Familienzirkus" aufwuchs, wo der Papa schon mit Nina Hagen gespielt hat und die Mama klassische Sängerin ist.

Zusammen gründeten die Brüder die zunächst auf Soul und Funk mit Falsett-Gesang spezialisierte Pop-Band "Herr Rynkowski", die sich aber zunehmend für Konzert und Theater auf die Suche nach neuen und alten Klängen und Medien macht. So schuf das Trio für den "Sommernachtstraum" am Badischen Staatstheater Karlsruhe mit 60 selbstgebauten Instrumenten aus Theaterschrott eine ganz eigene, experimentelle Klangwelt. Für den "Schwarzen Reiter" haben die Rynkowskis nun den SST-Fundus geplündert und etliche verstaubte Klangerzeuger ausgegraben. Da reihen sich im Orchestergraben Tasteninstrumente aneinander wie Celesta, Spinett, Cembalo, Orgel und Klavier, einige davon absichtlich verstimmt.

Außerdem ertönen Schlagzeug, Percussion, E-Bass, Kontrabass, Bratsche, Fagott und Kontrafagott, Tenorsaxofon und Bassklarinette, Banjo, Zither, Balalaika und ein jammerndes Theremin, ergänzt um diverse alte Tonbandmaschinen. Deren kreisende Spulen sind das Pendant zur Drehbühne: Alles scheint in schwindelerregenden Jahrmarktstaumel verfallen - auf einem Karussell, das sich in dissonanter Schräglage mal schneller, mal langsamer dreht.

In der nächsten Spielzeit kommen die drei fröhlichen Rynkowskis wieder, um (erneut unter der Regie von Daniel Pfluger) mit ihrem "Klangopportunismus" Shakespeares "Romeo und Julia" zu bereichern.

Letzte Vorstellungen: 12. und 16. Juni, 9. Juli, je 19.30 Uhr, SST. Karten: Tel. (06 81) 309 24 86.

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