Musical über Mörder Sweeney Todd
Saarbrücken/Neunkirchen · Seine Geschichte begann im neunzehnten Jahrhundert in einem englischen Groschenroman. Inzwischen ist der blutrünstige Barbier Sweeney Todd weltberühmt. Sogar ein Musical erzählt von seinen Schandtaten.
Semesterferien an der Saar-Uni. Der ganze Campus ruht? Von wegen! Im Musiksaal wird hart gearbeitet, sogar am Sonntag. "Heute beginnen wir mit Szene Nummer 4 'Sie war so jung', und jetzt bitte ich alle auf die Bühne, damit wir die Szene durchsprechen können", sagt Regisseur Tim Ganter. Und schon springen ein Dutzend junger Frauen und Männer mit Textbüchern herbei und sind ganz Ohr. Drei- bis viermal pro Woche kommen sie hier zusammen, um zu proben: insgesamt 55 junge Leute aus dem ganzen Saarland und sogar aus Trier. Was sie vorhaben, ist ein ziemlich ehrgeiziges, großes Projekt.
Ein Musical wollen sie Mitte Juni auf die Bühne bringen, mit eigenem Live-Orchester. Es erzählt die ziemlich blutrünstige Geschichte vom Barbier Sweeney Todd, der im London des 19. Jahrhunderts in blinder Rache seine Kunden ermordet und der Nachbarin Mrs. Lovett für ihre Pastetenbäckerei überlässt. Geprobt wird zwar an der Uni, doch für die vier Aufführungen hat die Gruppe die Neue Gebläsehalle in Neunkirchen angemietet, wo in diesem Sommer drei weitere Musicals laufen. Hinter denen will man sich nicht verstecken müssen. "Wir wollen beweisen, dass anspruchsvolles Musiktheater von Amateuren, Schülern und Studenten aufgebaut werden kann", erklärt Tim Ganter, Initiator und gesamtverantwortlich für das Projekt in einem Video, mit dem er im Internet für "Sweeney Todd" wirbt. Der Pirmasenser, der in Saarbrücken Musikmanagement studiert, ist gerade einmal 24 Jahre alt. Doch er hat auch schon eine eigene Produktionsfirma und zieht das Musical-Projekt auf wie ein Profi.
"Wir sind keine Anfänger, wir haben alle schon als Assistenten oder Hospitanten in Profi-Produktionen mitgewirkt" sagt er über sich und sein 16-köpfiges Regie- und Organisationsteam. Vom Bühnenbild bis hin zur Vermarktung macht die Gruppe alles selbst. Auch die fast 40 Chorsänger, Solisten und Musiker für das Orchester, die sie im Vorjahr aus 150 Kandidaten gecastet haben, sind alle vorgebildet. Julien Hirschhauer (18) aus Dillingen-Diefflen etwa, der den Sweeney Todd gibt, hat mit Stipendien der Patton-Stiftung schon in vier Shows in den USA mitgespielt. Die Homburgerin Rebecca Schmitt (19), Mitglied des Landesjugendchors, singt sonst zwar eher Arien, doch seit sie die Kino-Verfilmung mit Johnny Depp gesehen hat, ist sie totaler Sweeney-Todd-Fan.
Ganz ohne öffentliche Zuschüsse hat die Gruppe um Ganter das Projekt, an dem alle ehrenamtlich mitwirken, bisher gestemmt. Allein schon durch die Miete für die Gebläsehalle entstehen Kosten im fünfstelligen Bereich. Die gilt es jetzt viermal zu füllen. Deshalb rühren sie kräftig die Werbetrommel. "Ab Mai werden wir uns mit Ständen und Gesangskostproben in Fußgängerzonen vorstellen, auch in Saarbrücken", kündigt Ganter an. Bis Mitte April kann man "Sweeney Todd" auch noch mit Crowdfunding im Internet unterstützen. Als Dankeschön gibt's für die Spender neben VIP-Karten - Fleischpastete.